Der Große Preis von Monaco soll in Zukunft wieder spannender werden. Die Weichen dafür wurden bei der letzten F1-Kommission gestellt, seit zwei Wochen ist das neue Instrument für ein aufregenderes Rennen beschlossene Sache. Bereits in dieser Saison wird in Monaco ein zweiter Pflichtboxenstopp eingeführt. Die Regelmacher erhoffen sich dadurch eine größere Varianz in den Strategien und ein gesteigertes Überraschungspotenzial. Traditionell ist der enge Straßenkurs im Fürstentum ein klassisches Ein-Stopp-Rennen, das aufgrund seiner zusätzlichen Überholfeindlichkeit in der Regel für wenig Spannung sorgt.
Dass in Monaco ein zusätzlicher Stopp eingeführt wird, der rein performancetechnisch nicht nötig wäre, rief prompt die Traditionalisten auf den Plan, die von verfälschten oder aufgeblasenen Rennen wenig halten. Zu ihnen zählt auch der Präsident der Fahrergewerkschaft und Ex-Formel-1-Pilot Alex Wurz. "Ich bin eigentlich eine Person, die findet, dass ehrliches Racing pur und nicht verfälscht werden soll. Wir wollen keine Show machen. Wir sind Sport! Wir müssen authentisch bleiben und sich selbst treu bleiben", erklärte der Österreicher im exklusiven Interview mit Motorsport-Magazin.com.
Neue Monaco-Regel? Wurz: Akzeptabler Versuch
Dass die Formel 1 mit einem weiteren verpflichtenden Boxenstopp in Monaco experimentiert, ist für Wurz dennoch zumindest duldbar. "In Monaco 2 Boxenstopps zu machen - das haben die Teams, die FIA und der Rechteinhaber beschlossen, dass sie es einmal versuchen. Ich würde sagen, dass man einzelne Dinge versuchen kann. Das finde ich akzeptabel, damit bin ich okay", so Wurz.
Der verpflichtende Boxenstopp soll allerdings erstmal auf dem Prüfstand bleiben und dessen Auswirkungen in beim Monaco GP 2025 genau unter die Lupe genommen werden. Immerhin bedeutet die neue Monaco-Sonderregel einen erheblichen Eingriff in das Renngeschehen, der, anders als beim Katar GP 2024, nicht durch Sicherheitsbedenken gerechtfertigt wird, sondern einzig und allein der zusätzlichen Spannung dienen soll. "Wir müssen dann schauen", fuhr der GPDA-Präsident fort. "Wie wird das Rennen dadurch? Wie sehen es die Fans? Wie sehen es die Fahrer? Wie gesagt, einmal etwas zu versuchen ist okay. Wir haben das Reglement nicht für alle Grand Prix auf Pflichtboxenstopp umgestellt. Es in Monaco zu versuchen, ist ein akzeptabler Schritt."
Verliert das spannendste F1-Qualifying des Jahres seinen Reiz?
Fest steht mit der 'Monaco-Rule' allerdings auch, dass das Qualifying auf den Straßen des Fürstentums etwas an Bedeutsamkeit verlieren könnte. Traditionell gehört die Zeitenjagd am Yachthafen zu den spannendsten der gesamten Saison. Während das Quali-Ergebnis in Monaco in der Vergangenheit in den meisten Fällen auch die Platzierung im Rennen bedeutete, könnte die Zeitenjagd in Zukunft 'nur noch' sehr, sehr wichtig sein. Das wichtigste Qualifying im Rennkalender dürfte trotz Regeländerung dennoch Monaco bleiben.
Das Qualifying ist einer dieser ganz speziellen Faktoren, die den Großen Preis von Monaco so besonders machen. "Das Schöne an Monaco aus Sicht der Fahrer ist: Weil du weißt, dass das Überholen so schwierig ist, ist dieser Druck diese EINE Runde (im Qualifying) zu schaffen, so unheimlich hoch", weiß auch Wurz. "Das beginnt schon in Q1. Ein bisschen Verkehr, eine gelbe Flagge zur falschen Zeit und schon bist du raus. Das ist etwas im Hirn, das keine Regelmacher verstehen können, weil sie selbst nicht im Cockpit sitzen. Das ist ein Hochgefühl. Wenn du das schaffst - uns als Fahrer gefällt ja die Challenge, wir suchen die Challenge - dann baut sich dieses Monaco-Wochenende minutiös auf das Qualifying hin. Das spüren die Fans auch."
Wurz gegen Monaco-Verfälschung: Teil des Flairs
Wo wir gerade bei den Fans sind: Dass der Grand Prix durch seine mangelnde Action oft für zähe 72 Runden sorgte, spaltet das Fan-Lager in der Formel 1. Nicht wenige fordern, dass das Rennen aus dem Rennkalender verschwinden solle, um Platz für ein spannenderes Rennen zu machen. Wurz zählt nicht zu diesem Lager. "Ich finde Monaco cool. Mir taugt der Grand Prix. Das Flair ist da, das Rennen ist eine Tradition und die muss man auch zelebrieren und leben." Ob sich mit dem zusätzlichen Pitstop auch die Kritiker wieder vom Traditionsrennen begeistern lassen, bleibt abzuwarten.
Dennoch zählt Monaco Jahr für Jahr zu den absoluten Highlights im Rennkalender. "Wir haben beim Grand Prix auch Einschaltquoten, die extrem hoch sind und lange dabeibleiben. Es geht ja nicht nur ums Überholen, sondern um das Flair, was Monaco präsentiert - auch die Tradition - und das Wissen, dass bis zur letzten Runde etwas passieren kann", weiß auch Wurz. "Selbst der große Ayrton Senna kann sich in die Wand hauen. Das ist auch Teil des Flairs des Monaco GP, dementsprechend würde ich gar nicht so weit gehen, dass man da etwas Verfälschen muss. Man muss einfach akzeptieren, was es ist - und die Einschaltquoten zeigen, dass es als GP akzeptiert wird, wie es ist."
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