Drei Übersee-Rennen in drei Wochen sind in der Formel 1 immer eine Belastung, und in Verbindung mit Unfällen ein großes Risiko. Wer zwei schwere Unfälle erleidet, der kann schon mit den Teilen ins Hintertreffen geraten. Aber was tun, wenn man innerhalb von nur zwei Wochen gleich fünf Unfälle wegsteckt? Bei Williams brennt nach Brasilien der Ersatzteil-Hut.
Schon am Sonntagabend hatte sich Teamchef James Vowles schwer besorgt um die Ersatzteil-Lage gezeigt. Im Rückblick-Video des Teams erinnert er: "Wir hatten innerhalb von etwas über sieben Tagen fünf schwere Unfälle. Drei davon allein in Brasilien."
Im 1. Training von Mexiko hatte Alex Albon sein Auto bei einer Kollision mit Oliver Bearman komplett zerstört. Die Reparatur dauerte bis zum Samstag. Am Sonntag der zweite Unfall: Beim Start kollidierte Yuki Tsunoda mit Albon und riss den Williams mit aus dem Rennen. Die richtig große Rechnung sollte aber erst in Brasilien kommen.
Williams ernst: Kein Formel-1-Team kann diese Unfälle wegstecken
Im Regen flog erst am Sonntagmorgen Franco Colapinto in die Absperrung. Eine Stunde später folgte in Q3 Albon. Dessen Auto war damit bereits erledigt und für den Grand Prix nicht mehr zu reparieren. Colapinto finalisierte die Reparaturrechnung im Rennen mit einem heftigen Einschlag in die Wand während einer Safety-Car-Phase. Damit war das Unfall-Quintett voll.
Ist es überhaupt möglich, das wegzustecken? "Die kurze Antwort ist: Es gibt kein Team im Feld, das fünf große Unfälle in zwei Rennen wegstecken kann", ist Vowles nüchtern. "Die Menge an Ersatzteilen in der Hinterhand ist schlicht nicht ausreichend, um diese Menge an Verschleiß abzudecken."
"Das war wohl die brutalste Abfolge, die ich in meiner ganzen Karriere erlebt habe", so Vowles, der vor seinem Dienst-Antritt als Williams-Teamchef bereits über ein Jahrzehnt in der Formel 1 beim Brackley-Team tätig war, welches sich in diesem Zeitraum von Honda über Brawn zu Mercedes verwandelte.
Was hat Williams noch? Vor Las Vegas Rennen gegen die Zeit
Es ist also durchaus möglich, dass die Unfälle selbst mit zwei Wochenenden Pause vor dem nächsten Rennen in Las Vegas noch Folgen haben werden. "Wir werden alles tun, um zwei Auto in der bestmöglichen Spezifikation hinzustellen, mit ausreichend Ersatzteilen", kündigt Vowles an. Schlüsselwort: Bestmögliche Spezifikation. Ob das die aktuellste Spezifikation mit allen Updates ist, steht in den Sternen.
"Schwer vorauszusagen", meint Vowles. "Wir bekommen gerade noch die Teile aus Brasilien zurück und stellen fest, was wir bauen müssen, um in der bestmöglichen Situation zu sein." Es wäre frustrierend, auf Veraltetes zurückrüsten zu müssen. Im Vorjahr war Williams in Las Vegas stark, und auch 2024 sieht das Team hier die Chance auf ein gutes Ergebnis.
Wie genau die Teile-Lage bei Williams aussieht ist von außen schwer zu beurteilen. Das Team hatte seit Zandvoort eigentlich keine nennenswerten Updates an das Auto gebaut. Was nicht heißen muss, dass man keine "versteckte Updates" brachte - von außen identische Teile, die aber leichter sind. Und in der Realität könnten für ein mit dem Gewicht kämpfendes Team wie Williams leichtere Teile größere Unterschiede machen als Aero-Entwicklungen.
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