Jugendwahn in der Formel 1: Nachdem es 2024 zum ersten Mal in der Geschichte der Königsklasse keine Veränderungen im Starterfeld vom Ende der letzten zum Beginn der neuen Saison gegeben hatte, stehen dieser Tage neue Gesichter Schlange. Mit Oliver Bearman und Franco Colapinto durften zwei Piloten in der Saison 2024 bereits ihr Grand-Prix-Debüt geben, 2025 folgen mit Andrea Kimi Antonelli, Jack Doohan und Gabriel Bortoleto mindestens drei weitere.
Auffällig dabei: Sowohl Bearman als auch Colapinto hatten entgegen der jahrelang im Formel-1-Paddock vorherrschenden Ansicht, der Aufstieg in die Formel 1 sei für Rookies zunehmend schwierig geworden, kaum Anlaufschwierigkeiten und wussten unmittelbar zu überzeugen. Selbiges galt im Vorjahr für Liam Lawson, der auch in dieser Saison nach mehr als einem Jahr Zwangspause direkt bei seinem Comeback-Rennen punkten konnte.
Norris: Rookies immer noch ein Risiko
Handelt es sich lediglich um eine Gruppe außergewöhnlich talentierter Formel-1-Fahrer, oder ist die Anstellung von Rookies entgegen des jahrelangen Vorurteils doch kein solch signifikanter Risikofaktor? „Es ist sicherlich immer noch ein Risiko“, drückt Lando Norris auf die Rookie-Euphoriebremse und versucht sich zugleich an einer Erklärung der zuletzt beeindruckenden Leistungen von Neuankömmlingen: „Es gibt unterschiedliche Gründe, aber unter anderem die Simulatoren und solche Dinge. Auch die Vorbereitung, die du heutzutage machen kannst, ist fortgeschrittener als es vor einigen Jahren der Fall war.“
„Man wird viele Fahrer sehen, die reinkommen, einen guten Job machen, performen und sich gut qualifizieren und solche Dinge. Das ist etwas, was für Fahrer natürlicher ist“, setzt Norris an. „Aber die Formel 1 dreht sich nicht nur um ein, zwei oder drei Rennwochenenden. Sie dreht sich um 24 Rennwochenenden, eine ganze Saison und es geht darum, das Auto über Saisons hinweg zu entwickeln.“
Start in die Formel-1-Karriere nur der einfache Teil?
Folglich sei laut Norris der Start in die Formel-1-Karriere lediglich der dankbare Start auf einer weit schwierigeren Reise. „Der einfachere Teil ist, einfach reinzukommen und einfach ein Auto schnell zu fahren“, so der 24-Jährige. „Dazu sind wir geboren, das ist es, was wir leben: So schnell zu fahren, wie wir können.“
Im Gegensatz dazu sei die Herausforderung auf lange Sicht in der Formel 1 deutlich größer, meint Norris weiter. „Es sind die 24 Rennen: Nicht jedes Wochenende einen Unfall zu bauen, nicht diese dummen Fehler zu machen, dem Team zu helfen, ein Team-Leader zu sein, nicht nur auf diese Saison zu schauen, sondern schon aufs nächste Jahr zu blicken und zu wissen, wann es Zeit ist, Abstriche für die folgenden Jahre zu machen“, listet der Brite auf.
Norris: Ein anderer Job, das jedes Wochenende zu machen
”Es gibt sehr viel mehr Dinge, die einen Fahrer zu einem kompletten Fahrer machen als jemand, der einfach reinkommen und an einem Wochenende performen kann“, hält Norris fest. Zugleich mahnt der aktuelle WM-Zweite aber an: „Damit nehme ich diesen Jungs nichts weg. Wenn man beispielsweise Franco sieht, der reinkommt und den Job macht, den er getan hat in der Mitte der Saison, ist das ziemlich beeindruckend.“
“Und jeder erkennt das an, aber es ist ein anderer Job, das jedes einzelne Wochenende zu machen, keine Fehler zu machen, keine Unfälle zu bauen“, fährt Norris fort. „Gerade jetzt in einer Cost-Cap-Meisterschaft ist es noch kniffliger zu pushen und zu versuchen, diese Limits zu finden.“ Abschließend kommt der McLaren-Pilot zu dem Fazit: „Es gibt also diese zwei Seiten, aber ich bin dennoch beeindruckt. Und es ist immer noch beeindruckend, die Raten zu sehen, wie schnell man diese jungen Fahrer jetzt reinholen kann.“
Während zahlreiche Piloten aktuell und in naher Zukunft am Beginn ihrer Formel-1-Karriere stehen, ist Norris in seiner sechsten Saison in der Rennserie zum ersten Mal der Herausforderung eines WM-Kampfes ausgesetzt. Der 125-fache GP-Starter liefert sich aktuell mit Max Verstappen das engste Duell um den Titel seit 2021. Auf Erkenntnisse aus genau diesem berüchtigten Titelkampf greift im Jahr 2024 auch Norris‘ Team McLaren zurück, wie Teamchef Andrea Stella unlängst verriet. Alle Details könnt Ihr in diesem Artikel nachlesen:
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