Charles Leclerc benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde, um beim letzten Formel-1-Wochenende in Mexiko die Gefahr zu erkennen. Fast genauso blitzschnell wie auf seinen Quersteher im Rennen reagierte der Ferrari-Pilot auch bei der Pressekonferenz, als ihm bei der Beschreibung ebenjener Aktion ein Fluchwort über die Lippen gerutscht war.

Erinnerungen wurden wach an die Strafe für Max Verstappen, der beim Singapur-GP seinen Boliden mit demselben F-Wort beschrieben hatte und anschließend für diese sprachliche Formulierung zu Strafdienst verurteilt wurde. Im Formel-1-Fahrerfeld waren sich damals alle Piloten einig, dass die Strafe der FIA-Stewards lächerlich war. Derselben Meinung war übrigens auch MSM-Redakteur Christian Menath. Er brachte seine Frustration über die Strafe in einem Kommentar zum Ausdruck:

Leclerc sah in Mexiko City dasselbe Schicksal wie Verstappen auf sich zukommen. Er entschuldigte sich umgehend für seine Wortwahl und versuchte den Ausrutscher anschließend in einem Gespräch mit dem FIA-Mediendelegierten zu klären.

Charles Leclerc entgeht Verstappen-Schicksal: Kein Strafdienst, aber Geldstrafe

Eine Untersuchung ersparte sich der Monegasse dadurch allerdings nicht – wenn diese auch erst ziemlich spät verkündet wurde. Während das Sprint-Qualifying in Brasilien lief, vermeldete die FIA in einem Dokument, dass sich Leclerc für einen Verstoß gegen Artikel 12.2.1.k des internationalen Sportkodex bei den Stewards verantworten müsse und lud ihn vor.

Der genannte Paragraph behandelt "jegliches Fehlverhalten", das "anstößig, beleidigend, derb, unhöflich oder missbrauchend" ist. Dass Leclerc mit seiner Aussage keinen Konkurrenten thematisierte, sondern damit lediglich seine persönliche Reaktion beschrieb, als er beinahe die Kontrolle über seinen Ferrari verloren hatte, machte für die Formel-1-Regelhüter offenbar keinen Unterschied - ähnliches war ja schon bei Verstappen der Fall.

Leclercs Reaktion auf den Vorfall wurde ihm allerdings als mildernder Umstand angerechnet. Doch ohne Strafe ließen die Stewards den Ferrari-Fahrer dann doch nicht davonkommen. Der 27-Jährige erhielt eine Strafe von 10.000 Euro. Die Hälfte davon ist allerdings für zwölf Monate auf Bewährung ausgesetzt. Solange er sich kein weiteres ähnliches Vergehen leistet, bleibt es also bei 5.000 Euro. Verstappen war für sein Vergehen in Singapur mit Öffentlichkeitsarbeit bestraft worden. Wo diese abgeleistet wird und in welchem Umfang sie erfolgen soll, ist nicht bekannt.

Vor dem Rennwochenende in Brasilien hatte sich der WM-Führende noch darüber echauffiert, dass gegen Leclerc keine Untersuchung eingeleitet worden sei, obwohl er sich dasselbe Vergehen geleistet hatte. Jetzt wurde diese Ungleichbehandlung behoben. Leclerc war im Übrigen nicht der einzige Fahrer, der sich am Formel-1-Freitag in Sao Paulo vor den Stewards verantworten musste: Pierre Gasly wurde wegen verspätetem Erscheinen beim Fahrer-Meeting ebenfalls vorgeladen. Er erhielt allerdings einen Freispruch, da er es aufgrund von technischen Problemen nicht in die Online-Sitzung schaffte.

Bestrafungen waren auch an anderer Stelle das zentrale Formel-1-Thema in den vergangenen Wochen. Im Zentrum stand mehrmals Max Verstappen.

Ist Verstappen UNFAIR? Patzig: Kritikern höre ich nicht zu (10:51 Min.)