Lando Norris hat im Duell gegen Max Verstappen um den Formel-1-Weltmeistertitel erneut Federn lassen müssen. Der 52-Punkte-Rückstand vor dem USA GP auf Max Verstappen ist nach Sprint und Rennen auf 57 Punkte gewachsen. An Chancen, den Rückstand in Austin sogar zu verkürzen, mangelte es dem McLaren-Fahrer allerdings nicht. Im Sprint musste Norris in der letzten Runde nach einem Fehler eine Position und damit einen Punkt einbüßen. Im Rennen schenkte Norris, mal wieder, seine Pole Position in der ersten Kurve her und kam nicht über den vierten Platz hinaus.
Christian Danner: Lando Norris muss rücksichtsloser werden
Der Start in Austin reiht sich in eine Vielzahl an Starts ein, bei denen Norris in dieser Saison nicht gut aussah. Es sind diese Art von Fehlern, die dem jungen Briten in der laufenden WM bereits einige WM-Punkte gekostet haben. Bereits in der Herbstpause haben wir die verpassten Siegchancen von Norris und McLaren aufgeschlüsselt. Mehr dazu in diesem Artikel:
Auch für Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner war der Start von Norris erneut ein Fehler. "In der ersten Kurve direkt nach dem Start, war es das erste Mal, wo er hätte brutal zumachen müssen. Das hat er nicht und das hat er auch zugegeben", schildert der Experte in der aktuellen Ausgabe des AvD-Motorsport-Magazins. "Er hat gesagt, ich bin ein Depp, damit habe ich nicht gerechnet. Das war ein großer Fehler."
Der ehemalige Formel-1-Fahrer fordert vom britischen Talent mehr Durchschlagskraft, vor allem gegenüber seinem schärfsten Konkurrenten und eigentlich Freund Max Verstappen. "Es ist mehr als nur schnell zu sein, wenn man einen derartigen Topmann wie Max Verstappen schlagen will", erklärt Danner. "Da muss man viel lernen und viel Racecraft haben. Rad-an-Rad-Kampf ist nicht einfach. Lando lernt das, das habe ich immer wieder gesagt. Er lernt, er lernt, er lernt. Das passiert ihm sicher kein zweites Mal", führt Danner fort. "Aber er muss da schon ein bisschen rücksichtsloser werden."
Unwürdiges US-GP-Finish – Danner: Bringt die Kiesbetten zurück!
Trotz fehlerhaften Starts bot sich Norris allerdings nochmal die Gelegenheit, seinem Kontrahenten wertvolle Punkte zu entreißen. Und zwar am Ende des Rennens. Nachdem Norris zahlreiche Runden damit verbrachte, ein unerfolgreiches Überholmanöver nach dem nächsten gegen Max Verstappen zu setzen, fasste sich der McLaren-Fahrer in Runde 52 ein Herz und setzte in Kurve 12 zum schlussendlich rennentscheidenden Überholmanöver an. Norris ging außen vorbei, allerdings außerhalb der Strecke. Die hatte Verstappen nicht zum Zurückfahren bereitgestellt. Da sich beide Parteien im Recht sahen, behielt Norris die Position, erhielt jedoch einige Runden später eine 5-Sekunden-Strafe für sein regelwidriges Überholmanöver. Norris kam vor Verstappen ins Ziel, doch der Weltmeister stand am Ende auf dem Podium.
Es war abgesehen vom Start die Schlüsselszene des Rennens, die die Formel 1 in zwei Lager spaltete. Hatte Norris einen Vorteil durch das Verlassen der Strecke, oder blieb dem McLaren-Fahrer gar nichts anderes übrig, als außerhalb der weißen Linie zu überholen? "Natürlich hatte er diesen Vorteil durch das Verlassen der Strecke, denn wenn dort Kiesbett gewesen wäre, dann hätte er den Überholversuch so nicht machen können", schildert Danner seine Sicht der Dinge.
"Natürlich sagt der gesunde Menschenverstand: Jetzt rutschen die beide raus und der eine kriegt eine Strafe, der andere nicht. Im ersten Augenblick ist das ein bisschen komisch", bringt der Experte auch Verständnis für die Gegenseite auf. "Aber nach dem Gesetzbuch ist es in der Tat richtig, denn er hat die Strecke verlassen, aus welchen Gründen auch immer, und hat den Überholversuch neben der Strecke nicht nur angesetzt, sondern durchgezogen. Er hätte also den Platz wieder hergeben müssen. Darüber, glaube ich, brauchen wir nicht streiten."
Am liebsten hätte der Experte, wie viele sonst in der Formel 1, diese Diskussion nach einem Rennwochenende gar nicht erst. "Austin ist eine absolute Sensationsstrecke, aber die Auslaufzonen sorgen leider fast jedes Jahr dafür, dass wir diese leidigen Diskussionen haben. Das ist richtig schade bei der Strecke", so Danner, der sich daher mit einem Apell an die Promoter und die FIA wendet. "Egal was es kostet, macht diese Kiesbetten hin, dann sind wir diese Diskussion einfach los. Ein für alle Mal."
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