Die Spekulationen in der Formel 1 um das zweite Red-Bull-Cockpit für die Saison 2025 reißen auch nach dem Großen Preis der USA nicht ab. Im Gegenteil: sie entflammten erneut. Sergio Perez gerät zunehmend unter Druck und die Junioren Yuki Tsunoda und Liam Lawson sägen an seinem Stuhl. Wer ist die erste Wahl und hat die besten Chancen auf den Red-Bull-Sitz?

Perez-Problematik: „Müsste viel näher dran sein!“

"Perez ist ein Riesenproblem für Red Bull", ist sich Motorsport-Magazin.com -F1-Experte Christian Danner in der neuesten Folge des AvD Motorsport-Magazins sicher. "Dass er mit Verstappen als Fahrer nicht mitkommt, ist eine andere Sache, aber er müsste viel näher dran sein. Er ist nicht in der Lage, Big Points zu machen in Sachen Konstrukteurs-WM."

Gerade das wäre für Red Bull aktuell von fundamentaler Bedeutung: Während McLaren die Führung in der Teamwertung bereits auf 40 Punkte ausgebaut hat, rückt nun auch Ferrari auf. Das Team, das in Austin einen dominanten Doppelsieg einfahren konnte, liegt nur noch acht Zähler hinter der Mannschaft aus Milton Keynes. Die amtierenden Weltmeister sind unter Zugzwang.

Bei diesen Einschätzungen stellt sich die Frage, warum Sergio Perez noch bei Red Bull fährt. Christan Danner führt diesen Umstand auf interne Querelen zurück: "Christian Horner war immer pro Perez, Dr. Marko immer total für Lawson und hätte ihn schon viel früher reingesetzt."

Als sich nach dem Aus von Nyck de Vries gegen Saisonmitte 2023 die Chance bot, einen Fahrer für das Stammcockpit bei Red Bull Racing aufzubauen, wurde aber Daniel Ricciardo eingesetzt: "Horner war für Ricciardo. Dadurch entstand eine relativ komplizierte Situation, die dazu geführt hat, dass Perez immer noch im Auto ist, obwohl er nach wie vor keine Leistung bringt."

Daniel Riccardos Plan einer Rückkehr zum Top-Team sollte keine Früchte tragen. Nach dem Singapur-GP wurde wie bei seinem Vorgänger de Vries der bestehende Vertrag aufgelöst. Liam Lawson wurde zum Nachfolger des Australiers ernannt. Alles Wissenswerte dazu gibt es hier:

Red-Bull-Nachwuchs: Bereit für eine Beförderung?

Topanwärter auf den Platz neben Max Verstappen dürften Yuki Tsunoda und Liam Lawson sein. Doch gerade bei der Einschätzung von Tsunodas Leistung ergeben sich erhebliche Probleme: "Wie gut ist Yuki Tsunoda?", fragt sich Christian Danner. "Solange man gegen Ricciardo fährt, der [in] den letzten paar Jahren gegen niemanden einen Stich [gemacht hat], ist es nicht so schwierig." Aber nicht nur Ricciardo sei keine klare Messlatte gewesen: "Gegen [Nyck] de Vries hat er natürlich auch besser ausgesehen."

Um den Japaner richtig einstufen zu können, müsse man sich fragen, was passieren würde, wenn er bestehende Größen wie beispielsweise Nico Hülkenberg als Teamkollege hätte: "Wahrscheinlich hätte er keine Chance", glaubt Christian Danner. Trotzdem räumt unser F1-Experte ein: "Tsunoda macht einen ordentlichen Job und hat auch dazugelernt."

Aber reicht das als Empfehlung für das Team, das in den vergangenen Jahren dominiert hat? "Wenn ich jetzt an der Seite von Max Verstappen fahren sollte, dann muss ich der total zuverlässige Mann sein, der das hinkriegt", beschreibt Danner den idealen zweiten Red-Bull-Fahrer. "Und ich sollte idealerweise auch jemand sein, wie Daniel Ricciardo früher, der auf Augenhöhe mit Verstappen fahren kann. Nur dann bin ich für das Team wertvoll, um im WM-Kampf und wenn es um den Sieg geht, auch mal strategisch mitzuhelfen." Das Urteil des ehemaligen F1-Piloten: "Ich glaube nicht, dass Tsunoda dazu in der Lage ist."

Liam Lawson: Größte Hoffnung für die Bullen?

Liam Lawson als Ricciardo-Ersatz hat bis zum Saisonende Zeit, sich zu beweisen. Gleich in seinem ersten Rennen nach dem F1-Comeback sollte er schon ein Ausrufezeichen setzen. Er fuhr in die Punkteränge und ließ Yuki Tsunoda, der mit einem Dreher und einer Zeitstrafe keine Lorbeeren einheimste, alt aussehen.

"[Lawson] ist in der Tat ein sehr, sehr gutes Rennen gefahren", lässt unser F1-Experte den Grand Prix in Austin Revue passieren. "Wie er sich im Rest der Saison schlägt, wird ganz klar ausschlaggebend darüber, ob er nächstes Jahr anstatt Perez bei Red Bull fährt oder nicht."

Für Red Bull könnte er nämlich die vielversprechendste Option sein: "Ich glaube, Lawson ist nach dem, was wir gesehen haben, ganz klar der Kandidat, der mit Sicherheit die Pole-Position hat, was den Drive angeht." Danner schränkt aber ein: "Ich glaube aber nicht dieses Jahr, ich glaube nächstes Jahr."

Das Rennwochenende in Austin hat für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Was war bei den beiden Mercedes los und war die vielleicht titelentscheidende Strafe gegen Lando Norris gerecht? All das erfahrt ihr in unserer neusten Ausgabe des AvD-Motorsport-Magazins, in dem unser F1-Experte Christian Danner Rede und Antwort steht. Am besten gleich hier anschauen:

Fährt Norris zu vorsichtig? Danner: Er muss brutaler fahren! (33:37 Min.)