In den letzten Monaten wurde es etwas ruhiger um den Formel-1-Einstieg von Andretti Global. Seitdem im August eine Untersuchung durch das US-Justizministerium eingeleitet wurde, gibt es keine Neuigkeiten mehr zu dem amerikanischen Motorsport-Imperium und dessen F1-Ambitionen.
Am Wochenende wurde aber bekannt, dass es bei dem Rennteam aus Indiana personell eine gravierende Umstellung gibt, und zwar ganz an der Spitze: Michael Andretti wird die Leitung von Andretti Global aufgeben. An seine Stelle tritt der Unternehmer Dan Towriss. Towriss ist seit Jahren bei Andretti dabei, zunächst nur als Sponsor über sein Unternehmen Gainbridge.
Michael Andretti macht Schritt zurück: Wer ist der neue Andretti-Chef?
Seit 2023 besitzt Towriss über seine Unternehmensgruppe 'Group 1001' auch Anteile an Andretti Global und trat als Anteilseigner auch mehrfach öffentlich auf. So war er beispielsweise bei der Eröffnung des Andretti-Werkes in Silverstone vor Ort, wo selbst nach der offiziellen Ablehnung durch die Königsklasse an dem Formel-1-Programm der US-Truppe gearbeitet wird. Towriss steckt über seine Unternehmen viel Geld in das F1-Projekt.
Das Tagesgeschäft ist von diesem Führungswechsel nicht direkt betroffen. Wie Towriss ankündigte, bleibt das derzeitige Führungs-Team unverändert. Erste Meldungen über den Umstieg kamen bereits am Freitag auf, im Laufe des Wochenendes bestätigte Andretti es selbst – um Gerüchten vorzubeugen, wie es heißt. Die Pläne hätten eigentlich erst in den kommenden Monaten bekanntgegeben werden sollen.
Andretti erklärt Entscheidung: Will andere Dinge im Leben genießen
Michael Andretti bleibt seinem Familien-Team zwar weiter erhalten, allerdings nur noch als Berater und Botschafter. Andretti erklärte gegenüber Associated Press, dass sein Schritt in die zweite Reihe keineswegs durch unternehmensinternen Druck oder infolge von politischen Querelen von außen zustande gekommen sei. "Für mich, wo ich in meinem Leben stehe und was ich tun möchte, war der Zeitpunkt richtig, um eine etwas andere Rolle im Team zu übernehmen. Eine Rolle, bei der ich nicht jeden Tag voll dabei sein muss und trotzdem involviert bleiben kann", sagte er.
Andretti ließ durchklingen, dass er seinem Privatleben und seiner Familie mehr Bedeutung zukommen lassen wolle: "Ich bin 62 Jahre alt und man hat nur noch eine begrenzte Zahl an Jahren, um Dinge zu tun. Ich habe großartige Dinge, die Teil meines Lebens sind und jetzt ist es an der Zeit, einige davon zu genießen."
Der ehemalige Formel-1-Fahrer und IndyCar-Champion lag in den letzten Jahren mit IndyCar-Chef Roger Penske im Clinch. Auch bei der Formel 1 schien seine Personalie für den angestrebten Einstieg eher eine Belastung zu sein, da die Familie rund um Ex-Weltmeister Mario Andretti und vor allem dessen Sohn Michael bei den F1-Verantwortlichen keinen guten Stand haben soll.
Was ändert sich am Formel-1-Projekt? Andretti und Towriss schweigen
Andretti bleibt als Mitbesitzer seines Familien-Teams aber weiter vorhanden. Laut Towriss befindet sich immer noch ein gewisser Anteil in seinen Händen, auch wenn "die Eigentumsverhältnisse umstrukturiert" wurden, wie AP den neuen Andretti-Global-Chef zitierte. Gerüchten darüber, dass Andretti die gesamten Besitzverhältnisse des Teams abgibt, erteilte Towriss eine Absage. Wie sich die Besitzverhältnisse konkret ändern, nannte er nicht.
Welche Auswirkungen der Führungswechsel bei Andretti auf die Formel-1-Ambitionen der Mannschaft hat, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Weder Towriss noch Andretti wollten im Zuge des Bekanntwerdens der Umstrukturierung dazu einen Kommentar abgeben.
Der letzte Stand ist, dass am Standort in Silverstone und nahe Indianapolis, wo Andretti Global seinen Hauptsitz hat, nach wie vor an dem Königsklassen-Projekt gearbeitet wird. Der rechtliche Prozess über das US-Justizministerium könnte sich für Andretti-Cadillac aber noch über Jahre ziehen. Jahre, in denen weiterhin Monat für Monat mehrere Millionen US-Dollar darin investiert werden müssen.
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