Eigentlich hätte Max Verstappen nach der Qualifikation zum Singapur GP Grund zur Freude gehabt: Nach einem katastrophal schwachen Trainingstag stellte der Formel-1-Weltmeister seinen Red Bull auf Startplatz zwei. Doch in der FIA-Pressekonferenz der Top-3 kam es zum Eklat: Verstappen beantwortete zwar jede Frage - aber jeweils nur mit wenigen Worten.
Grund für seinen Boykott der Pressekonferenz ist die Strafe, die er am Vortag erhielt, weil er in der Donnerstags-Pressekonferenz geflucht hatte. Für die Aussage "I knew the car was fucked" belegten ihn die Stewards mit einem Tag gemeinnütziger Arbeit.
"Es ist nichts gegen dich", stellte Verstappen gegenüber Tom Clarkson fest, der die Pressekonferenz leitete und vom Niederländer nur kurzsilbige Antworten bekam. Als im zweiten Teil der Pressekonferenz Journalisten das Wort ergriffen und Verstappen Fragen stellten, antwortete er schlicht: "Ich würde es bevorzugen, wenn ihr die Fragen außerhalb dieses Raums stellt."
Sobald die Pressekonferenz der Top 3 der Singapur-Qualifikation beendet war, sprach der 26-Jährige tatsächlich noch zu Journalisten. "Warum sollte ich komplette Antworten geben, wenn man so schnell Strafen bekommt? Da bevorzuge ich es, nicht so viel zu sagen und meine Stimme zu schonen. Wir können dann die Interviews wo anders machen, wenn ihr Antworten braucht", so Verstappen.
Medientermine, die von den Teams organisiert werden, unterliegen nicht der FIA-Zensur. Der Automobilweltverband hatte vor dem Singapur-Wochenende angekündigt, härter gegen Beschimpfungen und Kraftausdrücke vorzugehen - sogar am Funk.
Hat die FIA ein Exempel an Verstappen statuiert?
"Sie wollten einen Präzedenzfall schaffen", ist sich Verstappen sicher. "Leute bekommen Verwarnungen oder kleine Strafen, an mir wollten sie noch ein größeres Exempel statuieren. Es ist komisch, denn ich habe niemanden beleidigt. Ich habe etwas über mein Auto gesagt. Das war nicht schlimm. Wenn es gegen jemanden gerichtet wäre, dann wäre es schlimm. Auch wenn Emotionen hochkochen, wäre es noch immer nicht okay. Das verstehe ich auch. Aber das, was mit mir gemacht wurde, war lächerlich."

Den Stewards, die die Strafe schließlich verhängten, macht Verstappen keinen Vorwurf: "Es steht so im Code [International Sporting Code, kurz ISC]. Sie müssen dem folgen, es hat aber nichts mit ihnen zu tun. Ich hatte ein gutes Gespräch mit ihnen. Ich denke, sie haben Verständnis dafür, aber es ist auch schwierig für sie."
Artikel 12.2.1.k des ISC besagt, dass die Stewards "jegliches Fehlverhalten" bestrafen können. "Fehlverhalten" wird später definiert als "allgemeine Nutzung von Wort oder Schrift, Gestik oder Zeichen, welche anstößig, beleidigend, derb, unhöflich oder missbrauchend ist und von der man erwarten oder die man als derb oder unhöflich wahrnehmen kann, oder die als Beleidigung oder Kränkung aufgefasst werden kann, oder als unangemessen."
Verstappen erwartet keine weitere Strafe: Habe doch geantwortet
Mit einer Strafe für seinen Pressekonferenz-Boykott rechnet Verstappen nicht: "Man muss antworten und das habe ich getan. Ich habe nur nicht viel geantwortet." Einen kleinen Spaß konnte er sich dabei auch nicht verkneifen: "Ich habe ein Problem mit meiner Stimme."
Rückendeckung für Verstappen gab es von den Kollegen. "Es ist ziemlich unfair, ich stimme dem überhaupt nicht zu", sagte Singapur-Polesetter Lando Norris über die Strafe. Auch Verstappens einstiger Erzfeind Lewis Hamilton stellt sich hinter den Red-Bull-Piloten: "Das ist ein Witz - und das ist die Königsklasse. Ich hoffe, Max macht es nicht, ich würde es nicht machen."
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