Charles Leclerc hat beim Formel-1-Rennen in Monza am Sonntag einen senationellen Sieg gefeiert. McLaren wurde nach einer dominanten Vorstellung in Italien von Ferraris-Strategie im letzten Renndrittel eiskalt erwischt. Oscar Piastri und Lando Norris mussten sich auf den Plätzen zwei und drei geschlagen geben. Für Charles Leclerc war es der siebte Sieg seiner Karriere, sowie der zweite in dieser Saison und in Monza, wo er bereits 2019 für die Scuderia gewann. Weltmeister Max Verstappen wurde im Red Bull Sechster.

Der Grand Prix auf dem Autodromo Nazionale di Monza begann erneut mit einem Schlagabtausch der McLaren-Piloten. Nachdem Lando Norris die Führung von der Pole Position zunächst behauptet hatte, wurde er in der zweiten Schikane von Oscar Piastri überrascht. Der Australier übernahm daraufhin das Kommando und sah lange Zeit wie der sichere Sieger aus, während sich Norris dahinter nicht mehr in Position bringen konnte, ihn anzugreifen. Hinter den McLaren-Teamkollegen waren Charles Leclerc und Carlos Sainz von Anfang an die ersten Verfolger.

Die Chance der Ferrari-Piloten kam im letzten Renndrittel in Form einer alternativen Strategie. Während McLaren wie auch Mercedes und Red Bull auf eine Zweistopp-Taktik entschied, ging Ferrari mit beiden Fahrern auf Risiko. Leclerc hatte im letzten Stint trotz deutlich höherem Reifenalter die Pace, um Piastri auf Abstand zu halten. Der McLaren-Fahrer holte zwar bis zu anderthalb Sekunden pro Runde auf, doch es gelang ihm nicht, den zweiten Boxenstopp zu kompensieren und die Lücke zu Leclerc zu schließen.

Nach 53 Runden sah Leclerc die Zielflagge mit zweieinhalb Sekunden Vorsprung auf Piastri und feierte beim Ferrari-Heimrennen unter den Augen der Tifosi einen umjubelten Sieg. Norris komplettierte als Dritter das Podium und holte darüber hinaus den Bonuspunkt für die Fastest Lap. Max Verstappen betrieb hinter Carlos Sainz und Lewis Hamilton für Red Bull als Sechster maximale Schadensbegrenzung. Die Top-10 komplettierten George Russell, Sergio Perez, Alex Albon und Kevin Magnussen. Neben einem WM-Punkt sammelte der Däne auch zwei weitere Strafpunkte für einen Zwischenfall mit Pierre Gasly. Damit hat er im Zeitraum von zwölf Monaten das im Reglement festgelegte Maximum von zwölf Strafpunkten angesammelt, womit ihm eine Rennsperre droht.

Formel 1, WM-Stand 2024: McLaren und Ferrari holen auf

Der WM-Stand: Titelverteidiger Max Verstappen kam in Monza mit Blick auf die Tabelle mit zwei blauen Augen davon. Zunächst zog Norris gegen den Teamkollegen den Kürzeren, dann schummelte sich auch noch Leclerc vor den WM-Herausforderer. Norris holte zwar acht Punkte gegenüber Verstappen auf, verpasste aber eine Großchance. Bei noch acht ausstehenden Rennen liegt Verstappen weiter 62 Zähler in Front. Leclerc festigte mit seinem zweiten Sieg den dritten Rang in der Fahrerwertung.

In der Konstrukteurswertung wird die Luft für Red Bull dünner. Verstappen und Perez holten in Monza lediglich zwölf Punkte, während Ferrari und McLaren mit 37 respektive 34 Punkten einen Big Point landeten. Die Weltmeister haben auf McLaren nur noch ein Polster von acht Zählern. Ferrari liegt 39 Punkte zurück. Im Mittelfeld feierte Williams dank Platz neun von Albon das dritte Punkteresultat der Saison und holte damit auf Alpine auf, die leer ausgingen.

Die Highlights vom Formel-1-Rennen in Monza

  • Siebter Grand-Prix-Sieg für Charles Leclerc
  • Ferrari bezwingt McLaren mit Einstopp-Strategie
  • Lando Norris wird am Start wieder überrumpelt
  • Keine Stallregie bei McLaren
  • Dritter Saisonsieg für Ferrari
  • Vorsprung von Red Bull schmilzt
  • Magnussen macht Strafpunkte-Konto voll

Das Wetter: Unmittelbar vor dem Start sorgte eine unerwartete Gewitterzelle nördlich der Rennstrecke für Unruhe auf dem Grid. Die Regenwahrscheinlich stieg dadurch auf 40 Prozent, doch das Unwetter zog an der Formel 1 vorbei. Damit fand das Rennen wie die Trainings und das Qualifying bei hochsommerlichen Bedingungen statt. Die Außentemperatur war zum Start um 15:00 Uhr MESZ mit 34 Grad Celsius noch höher als an den vorangegangenen Tagen. Der Asphalt wurde mit 54 Grad Celsius gemessen.

Keine Spur von McLaren-Teamorder: Piastri überrumpelt Norris

Die Startphase: Der Großteil des Feldes setzte für den ersten Stint auf den Medium-Reifen (C4). In den Top entschieden sich einzig die Red-Bull-Fahrer für den harten Compound (C3). Im Mittelfeld waren Ocon, Tsunoda, Stroll und Bottas auf Hard unterwegs, alle anderen Fahrer wählten Medium. Beim Erlöschen der Ampel machte Norris von der Pole diesmal alles richtig und behauptete die Führung. Dahinter gerieten Piastri und Russell bei der Anfahrt auf Kurve eins aneinander, woraufhin der Mercedes-Fahrer die rechte Endplatte seines Frontflügels verlor und den Notausgang nehmen musste.

In der zweiten Schikane ritt Piastri die Attacke auf Norris und ging außen am Teamkollegen vorbei, der dadurch das Momentum verlor und auf Platz drei hinter Leclerc zurückfiel. Dahinter folgten Sainz, Hamilton, Verstappen, Russell, Perez, Albon und Alonso in den Top-10. Auf Platz 16 war Hülkenberg mit sechs verlorenen Positionen der große Verlierer der Startrunde. Der Haas-Pilot wurde im Zweikampf vor der Variante Ascari von Ricciardo auf den Grünsteifen gedrängt und büßte dabei mehrere Positionen ein.

McLaren-Pilot Oscar Piastri überholt nach dem Start Polesetter und Teamkollege Lando Norris
Oscar Piastri war im teaminternen Duell gegen Lando Norris auch in Monza eiskalt, Foto: LAT Images

Hülkenbergs Sonntag geht den Bach runter

Der frühe Rennverlauf: Das Feld blieb in der Anfangsphase erwartungsgemäß eng zusammen. Die Fahrer der Top-Teams waren mit Gaps von ein bis zwei Sekunden unterwegs. Einzig Albon musste als Neunter um über vier Sekunden abreißen. Im Mittelfeld ging der Horror-Sonntag für Hülkenberg derweil weiter. Er verschätzte sich bei der Attacke auf Tsunoda in der ersten Schikane und ruinierte dabei seinen Frontflügel. In Runde sechs kam er zum unplanmäßigen Reparaturstopp sowie Wechsel auf harte Reifen an die Box, wodurch er auf die letzte Position zurückfiel. Tsunoda steuerte in Folge des Kontakts mit Hülkenberg in Runde acht seine Crew an. Aufgrund der an seinem Racing Bull entstandenen Beschädigung beendete er sein Rennen vorzeitig.

In Runde elf ging Perez auf der Start-und Zielgeraden mit DRS an Russell vorbei und übernahm die siebte Position. Der Brite kam daraufhin an die Box, um auf harte Reifen zu wechseln und den Frontflügel zu ersetzen. Der Mercedes-Pilot griff nach einer Standzeit von 10,5 Sekunden als 16. wieder ins Geschehen ein. In Reaktion darauf stoppte eine Runde später auch Alonso, der nach dem Wechsel auf Hard unmittelbar vor Russell aus der Box kam. An der Spitze hatte Leclerc nach 14 Runden auf drei Sekunden gegenüber Piastri abreißen lassen, während Norris hinter dem Ferrari-Fahrer ins DRS-Fenster vorstieß.

Haas-Pilot Nico Hülkenberg vor Teamkollege Kevin Magnussen
Nico Hülkenberg wurde früh im Rennen in Zwischenfälle verwickelt, Foto: LAT Images

Norris überholt Leclerc mit Undercut, Red Bull geht auf Zweistopp-Strategie

Die erste Boxenstopp-Phase: Norris sparte sich die Attacke und verschwendete in der Dirty Air hinter Leclerc keine weitere Zeit. In Runde 14 kam er zum Wechsel auf den harten Reifen an die Box. Nach einer Standzeit von 2,2 Sekunden kam er hinter Ocon aus der Box, den er sogleich überholte. Ferrari reagierte mit Leclerc sofort auf den Undercut-Versuch, während Hamilton von Mercedes ebenfalls an die Box gerufen wurde. Für McLaren ging der Plan auf. Leclerc kam zwei Sekunden hinter Norris aus der Box und verlor den Platz. Piastri stoppte in Runde 16 und behauptete seine Track Position gegen Norris mit rund anderthalb Sekunden Vorsprung.

Mit der wiederhergestellten Boxenstopp-bereinigten Doppelführung wurde Norris von McLaren am Funk an die teaminternen Absprachen erinnert. Auf der Strecke lag Sainz vor Verstappen und Perez an der Spitze. Der Spanier kam in Runde 19 zum Reifenwechsel und sortierte sich als Sechster hinter Leclerc wieder ein. Mit dem harten Compound als Startreifen blieb Verstappen bis Runde 22 draußen. Red Bull entschied auf einen weiteren Stint mit Hard, womit sich das Team auf eine Zweistopp-Strategie festlegte. Durch eine Standzeit von 6,2 Sekunden lief der Reifenwechsel nicht nach Plan. Perez zog einen Umlauf später nach.

Freie Fahrt für Norris und Piastri

Der weitere Rennverlauf: Norris zog auf frischen Reifen hinter Piastri das Tempo an und erhielt von seinem Renningenieur die Freigabe, den Teamkollegen unter Berücksichtigung der internen Regeln angreifen zu dürfen. Piastri reagierte jedoch mit einer neuen schnellsten Runde und hielt Norris auf Abstand. Lerclerc hielt als Dritter den Anschluss an die McLaren-Teamkollegen. Dahinter klaffte in Runde 30 eine Lücke von zwölf Sekunden auf Sainz, der von Hamilton verfolgt wurde. Weitere sieben Sekunden dahinter lag Verstappen auf Rang sechs.

In Runde 31 leistete sich Norris im Mittelsektor einen verhängnisvollen Fehler. Auf der Jagd nach Piastri verbremste er sich in der zweiten Schikane und musste durch die Auslaufzone. Der Umweg kostete ihn knapp zwei Sekunden, wodurch Leclerc ins DRS-Fenster kam und Piastri auf fast fünf Sekunden enteilte. Im Kampf um Platz sieben beharkten sich Perez und Russell. Der Mercedes-Pilot scheiterte mit seiner Attacke in der ersten Schikane und musste abkürzen, gab die Position aber umgehend an den Mexikaner zurück.

Verstappen soll Norris blocken

Die zweite Boxenstopp-Phase: Nach dem Fahrfehler kam Norris in der 32. Runde für seinen zweiten Reifenwechsel an die Box. Der Stopp für harte Reifen lief mit 3,3 Sekunden nicht glatt. Russell kam eine Runde später für den Undercut gegen Perez zum Service, mit einer Standzeit von 4,2 Sekunden war die Mercedes-Crew ebenfalls nicht in Bestform. Red Bull reagierte in Runde 35 mit Perez. Der Call ging auf und er kam unmittelbar vor Russell zurück auf die Strecke. In Runde 37 stoppte Hamilton auf Platz vier liegend ebenfalls für harte Reifen. Er fiel dadurch auf Rang sechs zurück.

Unmittelbar davor war Norris dabei, zu Verstappen aufzuschließen. Der Niederländer meldete für diesen Zweikampf im Funk eine geringe Aussicht auf Erfolg an, doch Red Bull befahl, die Position zu verteidigen. Piastri wurde derweil von seinem Renningenieur gefragt, ob er mit dem zweiten Reifensatz eine Einstopp-Strategie realisieren kann. Der Australier verneinte und kam in Runde 38 zum zweiten Pitstop. Er fiel dadurch auf Platz drei hinter Leclerc und Sainz zurück. In Runde 41 ging Norris mit DRS auf der Start-und Zielgeraden an Verstappen vorbei, doch der Rückstand auf Piastri war mittlerweile wieder auf vier Sekunden angewachsen. Verstappen stoppte in Runde 42 und war nach dem Wechsel auf Medium wieder Sechster.

Max Verstappen (Red Bull) vor Lando Norris (McLaren)
Max Verstappen betrieb in Monza Schadensbegrenzung, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Ferrari zockt sich mit Risiko zum Heimsieg

Die Schlussphase: Ferrari nahm seine einzige Chance auf einen Heimsieg wahr und versuchte mit Leclerc und Sainz die Einstopp-Strategie ins Ziel zu bringen. Leclerc lag elf Sekunden vor Sainz an der Spitze. Der Spanier war zehn Runden vor Schluss knappe drei Sekunden vor Piastri unterwegs. Der Australier wurde von seinem Team angewiesen, die Ferrari-Piloten mit Qualifyng-Pace zu jagen. In Runde 45 attackierte Piastri mit DRS vor der Variante Ascari und ging an Sainz vorbei.

Piastri fuhr über eine Sekunde pro Runde schneller als Leclerc, doch ihm lief die Zeit davon. Fünf Runden vor dem Ziel lag er immer noch neun Sekunden zurück. Dahinter ging Norris an Sainz vorbei, lag aber zu weit zurück, um Druck nach vorne ausüben zu können. Leclerc managte den Vorsprung und ging nach 53 Runden auf 38 Runden alten Reifen mit einem Vorsprung von 2,664 Sekunden auf Piastri über die Ziellinie.