Fernando Alonso sorgte beim Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps am vergangenen Sonntag mit einem wütenden Funkspruch für Aufregung. Nach einer Kollision mit Lewis Hamilton bezeichnete er den Rekordweltmeister als Idiot und stellte zudem dessen Qualitäten als Rennfahrer in Frage. Mittlerweile bereut der Spanier seinen verbalen Rundumschlag. In der Hitze des Gefechts waren seine Worte von Emotionen geleitet, die nicht seiner wahren Meinung über Hamilton entsprechen - und zudem auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

"Ich werde ihn hoffentlich heute bei den TV-Interviews sehen und mich dann bei ihm entschuldigen, falls er das so aufgefasst haben sollte", erklärt Alonso im Vorfeld des 15. Saisonrennens in Zandvoort, dass er die Wogen mit Hamilton gerne persönlich glätten will. Ihm die Fähigkeit als Rennfahrer abzusprechen, war trotz der scharfen Worte nie seine Absicht: "Wir reden hier von Lewis. Er ist ein Champion und eine Legende unserer Zeit."

In Belgien waren die ehemaligen McLaren-Teamkollegen in der ersten Runde des Rennens im Kampf um Platz zwei kollidiert. Hamilton schied aus und nahm den Zwischenfall auf seine Kappe. Alonso hingegen konnte weiterfahren und teilte unmittelbar nach dem Crash im Funk ordentlich gegen Hamilton aus: "Was für ein Idiot! Die Tür von außen zuzumachen! Wir hatten einen Mega-Start, aber dieser Typ weiß nur, wie man auf dem ersten Platz startet und fährt."

Alonso macht TV und Briten für Aufruhr verantwortlich

Alonso beendete das Rennen als Fünfter und wurde erst nach dem Fallen der Zielflagge mit der Tragweite seiner Kommentare konfrontiert. "Da wurde eine riesen Sache draus gemacht", wundert er sich. Für ihn ist vor allem die Übertragung der Funksprüche für den Aufruhr verantwortlich. "In jedem anderen Sport, ob Fußball, Tennis oder was auch immer, hast du mit deinem Team etwas Privatsphäre. Aber ich weiß, dass es Teil der Show ist, dass hier alles aus dem Funk übertragen wird. Da geht es manchmal zur Sache und der Sport will diese Würze im Rennen sehen", erklärt er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Darüber hinaus trug für ihn auch der Umstand, dass er ausgerechnet Hamilton verbal unter Beschuss nahm, zur medialen Berichterstattung bei: "Wenn du so etwas sagst und es sich um einen britischen Fahrer handelt, sind da hinterher so viele Medien involviert. Wenn die etwas gegen Checo, Carlos oder mich, oder irgendeinen Latinofahrer sagen, ist das alles nicht so wild. Aber wenn es um andere geht, wird es ernst."

Alonso revidiert Funkspruch in der Hitze des Gefechts

Der aufgeregte Funkspruch, der all das auslöste, ist allerdings schnell erklärt. Er war einzig Ausdruck seiner Frustration über die Situation. "Die Hitze des Gefechts und das Adrenalin, weil wir endlich mal um die Top-3 gekämpft haben, haben mich zu diesen Kommentaren verleitet, die ich nicht hätte sagen sollen", räumt er ein.

Seine emotionale Reaktion verteidigt er wiederum. "Wenn du in dem Moment etwas im Funk sagst, geht das an deinen Ingenieur. Du sprichst mit einem Kumpel, einem Kollegen und bist dir natürlich nicht im Klaren, dass das gleich gesendet wird", so die Rechtfertigung des zweimaligen Weltmeisters. "Eigentlich ist unsere Zeit mit den Medien vor und nach dem Rennen, und was ich da gesagt habe, ist nicht das, was ich wirklich denke."

Rant gegen Hamilton nicht wahr und nicht den Tatsachen entsprechend

Die erbitterte Rivalität zwischen ihm und Hamilton gehört längst der Vergangenheit an. Alonso käme nicht in den Sinn, dem siebenfachen Weltmeister seine Fähigkeiten abzusprechen. "Nichts, was ich da gesagt habe, ist wahr oder entspricht den Tatsachen. Es ist das genaue Gegenteil, denn ich habe riesengroßen Respekt", so Alonso, der die Szene unmittelbar nach dem Zieleinlauf sowieso schon ganz objektiv bewertet hatte.

"Nachdem ich mir die Replays angesehen hatte, dachte ich nicht einmal, dass ihn in dem Moment eine große Schuld traf. Es war ein Unfall in der Startrunde, wo wir alle sehr dicht beisammen sind. In meinen Augen war es ein Rennzwischenfall", erklärt er. Auf der Rennstrecke gibt es für ihn demzufolge keine Lehren aus der Szene zu ziehen. Was seine Kommunikation angeht, schon.

Alonso will Konsequenzen ziehen: Ruhe am Funk

"Ich werde am Funk ruhig sein, denn ich will nicht Teil einer Show sein, die ich nicht gut finde", erklärt er. "Sie senden ja nie, wie dir gesagt wird, dass du das Differential auf Position fünf stellen sollst, weil das niemanden interessiert und wir diese Dinge jede Runde besprechen. Ich verstehe das, aber um zu vermeiden, dass sie etwas senden, bei dem du nicht nachgedacht hast, gibt es nur diese Maßnahme. Du musst immer still sein."