Nicht McLaren oder Red Bull, sondern Ferrari soll in den kommenden Rennen der Formel 1 an der Spitze stehen. Diese heiße Prognose gab Fernando Alonso nach dem Grand Prix der Niederlande ab. Der Altmeister sieht die Scuderia in Monza und Singapur in der Favoritenrolle. Trotz der derzeitigen Stärke von McLaren könnte diese Einschätzung gar nicht so abwegig sein. Denn: Strecken und Upgrade sollen Ferrari Aufschwung verleihen.

Schon beim Niederlande-GP hat die Scuderia am Sonntag ein überraschend gutes Ergebnis erzielt. Ein Podium hatte Charles Leclerc überhaupt nicht am Schirm gehabt, jubelte an der Nordseeküste aber über P3. Teamkollege Carlos Sainz konnte sich nach einem enttäuschenden Qualifying noch auf P5 vorkämpfen. Ferrari staunte über das Ergebnis, das deutlich besser als erwartet war.

"Es ist sehr, sehr schwierig, eine Vorhersage für die nächsten Rennen zu treffen", meint deshalb Leclerc. "Vor dem Rennen in Zandvoort hätte ich gesagt, dass es schwierig für Ferrari werden wird. Jetzt ist meine Vorhersage viel besser."

Charles Leclerc setzt viel Hoffnung in Monza-Upgrade

Warum Ferrari beim Niederlande-GP die Überraschung gelang, stellt das Team noch vor Rätseln. Leclerc betonte nach dem Rennen, dass es eine Priorität sein muss, solche positiven Ausreißer nachvollziehen zu können. "Wenn es uns gelingt zu verstehen, was mit unserem Auto los ist, dann bin ich recht optimistisch, was die Zukunft angeht", sagt der Monegasse. "Aber im Moment haben wir das Verständnis noch nicht ganz."

Was die Erwartungen dennoch in die Höhe schraubt: Ein anstehendes Upgrade in Monza. "Vor ein paar Rennen haben wir sehr viel experimentiert, um zu verstehen, was die grundlegenden Probleme unseres Autos für die mittelfristige Entwicklung sind", erinnert sich Leclerc. Jetzt könnten die Bemühungen endlich Früchte tragen.

"Wir werden sehr bald ein Upgrade bekommen", verrät der Ferrari-Pilot. "Das kann ich jetzt verraten, weil Fred [Vasseur] es gesagt hat. Es wird schon in Monza dabei sein." Die Erwartungen an die neuen Teile, die beim Heimrennen der Scuderia zum Einsatz kommen, sind groß. "Ich hoffe, dass uns das Upgrade helfen wird und wir die Lücke schließen können", so Leclerc. "Ich hoffe, wir können damit einen Schritt nach vorne machen."

Zuletzt waren Upgrades bei Ferrari ein heikles Thema. Vor der Sommerpause musste das Team ein Upgrade aufgeben. Im Entwicklungskampf bedeutete das einen riesigen Rückschritt. Hier mehr zum vermurksten Ferrari-Upgrade:

Monza, Baku und Singapur - Ein Kinderspiel für Ferrari?

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur hält von Fernando Alonsos Prognose nicht viel. "Ich brauche niemanden, der mir sagt, dass wir der Favorit sind oder nicht", stellt der Franzose klar. "Wir werden auf jeden Fall genau die gleiche Herangehensweise haben wie bei jedem anderen Rennen."

Dass ein Aufschwung bevorstehen könnte, leugnet der Teamchef jedoch nicht. Neben dem Upgrade in Monza sollen auch die kommenden Strecken Ferrari in die Karten spielen. "Bei den nächsten zwei oder drei Rennen werden wir in einer besseren Form sein", so Vasseur. Letztes Jahr waren wir auf diesen Strecken viel besser."

Vorige Saison stand Ferrari in Monza, Baku und Singapur immer mit einem Fahrer auf dem Podium, während der andere Pilot innerhalb der Top-5 landete. In Singapur gelang Carlos Sainz trotz dominantem Red Bull sogar der Rennsieg.

Frederic Vasseur gratuliert Carlos Sainz Jr. im Parc Ferme zum Sieg
Große Freude bei Fred Vasseur und Carlos Sainz nach Singapur-Sieg 2023, Foto: LAT Images

Die Ergebnisse des Vorjahres sind vielversprechend, doch kann Ferrari in den kommenden Rennen wirklich aufholen? "Es geht um Details und die Tatsache, dass wir in den kurzen Kurven besser sind, wird uns helfen", meint Vasseur. "Wenn man in der Lage ist, einen Schritt von ein oder zwei Zehnteln zu machen, dann ist das ein entscheidender Unterschied."

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Trotzdem will der Ferrari-Teamchef die Erwartungen nicht zu hoch schrauben: "Wir wissen auch, dass sich jeder verbessert. Wir wissen auch, dass wir in Zandvoort eine große Lücke zu Lando [Norris] hatten. Wir waren ziemlich weit weg, was bedeutet, dass wir noch eine Menge Arbeit vor uns haben. Und ich werde nie mit dem Gedanken, dass es einfach wird nach Monza, Baku oder wo auch immer fahren."