Nach dem sensationellen Einstand bei Aston Martin ist Fernando Alonsos zweites Jahr in Grün eine einzige Ernüchterung. Für den Herbst der Formel 1 2024 sieht er nach wie vor keine Chancen, wieder Anschluss an die vier Top-Teams zu finden und um Podien zu kämpfen. Kritik, er würde selbst als Fahrer seinen Biss verlieren, kann er allerdings überhaupt nicht nachvollziehen.
Die Kritik hatte in den Sommermonaten zugenommen. Vor allem in Relation zu Teamkollege Lance Stroll. Alonso hatte in den sechs Rennen zu Beginn sechsmal gepunktet, seither nur drei Mal. Stroll fuhr vier Mal in die Punkte. Im Qualifying ist Alonso zwar meist vorne, doch die Lücke schrumpft. Einschließlich der Sprint-Qualifyings steht es 10 zu 7. Im Schnitt ist Stroll zwei Zehntel langsamer. Im Vorjahr hatte er nur 3 interne Siege geholt und war im Schnitt fast fünf Zehntel langsamer.
"Ich bin nicht super happy mit meiner Saison, aber fühle mich viel besser als die Leute über diese Saison von mir denken", reagiert Alonso auf Kritik mit Unverständnis. "Lance macht einen Mega-Job. Ich habe schon im Vorjahr gesagt, dass er gewisse Probleme mit dem Auto hatte. Die hat er dieses Jahr gelöst."
Alonso verweist auf Strolls Saison 2022 gegen Sebastian Vettel: "Er fuhr die gleichen Zeiten wie Vettel in seinem letzten Jahr. Dann lese ich von einer meiner schlechtesten Saisons, aber ich habe noch immer doppelt so viele Punkte." Tatsächlich sind sich Vettels 2022 und Alonsos 2024 in der Gesamt-Statistik ähnlich. Beide lagen im Qualifying-Schnitt gute zwei Zehntel vor Stroll und sammelten doppelt so viele Punkte.
F1-Statistik: Lance Stroll gegen seine Teamkollegen Vettel und Alonso
vs. Vettel 2022 | vs. Alonso 2024 | |
---|---|---|
Qualifying | 7 zu 13 | 7 zu 10 |
Rückstand | + 0,232 | + 0,196 |
Punkte | 18 zu 37 | 24 zu 49 |
"Ich weiß nicht, wie viele Fahrer die doppelten Punkte ihrer Teamkollegen haben, aber wir sind sehr eng beieinander, weniger als ein halbes Zehntel auf und ab für mich und Lance", sieht es Alonso. Überhaupt sei es dieses Jahr er, der sich nicht komplett zuhause im Auto fühle: "Das bremst mich manchmal. Ich muss besser werden, das weiß ich. Das werde ich in den letzten zehn Rennen versuchen."
Alonso in Bestform: Besserer Rennfahrer als Max Verstappen!
Nichts davon deutet in Alonsos Augen daraufhin, dass er vom Alter eingeholt und langsamer wird. Das Thema wurde von ihm kurz darauf bei mehreren Nachfragen zu Äußerungen des NASCAR-Fahrers Kyle Larson abgerundet. Larson hatte vor kurzem erklärt, er sehe sich in jedem Auto außer einem F1-Auto als besserer Fahrer als Max Verstappen.
"Ich würde meinen, Max ist auch recht gut in GT-Autos, und ich schätze er ist überall gut - aber nicht so gut wie ich!", lautet Alonsos - allerdings mit einer Portion Humor garnierte - Einschätzung. "Zumindest über verschiedene Disziplinen verteilt, wisst ihr? In der Formel 1 akzeptiere ich, dass er gleich schnell ist wie ich."
Aston Martin falsch abgebogen: Alonso will 2024 jetzt experimentieren
Deutlich ernster geht es bei Fragen nach Aston Martins Leistungen zu. "Auf jeden Fall haben wir in Barcelona und Österreich ein paar Fehler mit der Auto-Konfiguration begangen", räumt Alonso ein. "In Budapest haben wir denke ich die Dinge wieder richtiggestellt." Das ändert für ihn nichts daran, dass Aston Martin weit von den vier Top-Teams abgerissen ist.
"Ich denke, zu punkten und in Q3 zu kommen wird jedes Wochenende das Ziel sein", sind Alonsos Vorgaben für den Rest des Jahres daher bescheiden. "Aber das sind nur die Dinge, die ihr sehen könnt. Im Hintergrund haben wir viele Test-Teile, viele Ideen, die wir im Hinblick auf nächstes Jahr ausprobieren wollen. Das wird meine größte Motivation, meine größte Hoffnung für die restlichen zehn Rennen sein."
"Es spielt keine Rolle, ob wir punkten oder nicht, nur müssen wir sicherstellen, dass wir nächstes Jahr auf dem richtigen Weg beginnen", unterstreicht Alonso. Das sei trotz aller Entwicklungsprobleme der letzten 12 Monate nicht infrage zu stellen: "Es gibt ein paar Ideen, ein paar Beweise zu Dingen, die wir richtig gemacht haben. Und Dinge, wir vielleicht im ersten Anlauf nicht begriffen haben. Ich bin zuversichtlich. Wir haben das Talent, die neue Fabrik, neue Leute kommen."
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