Das Formel-1-Programm von Audi hat eine turbulente Woche hinter sich. Am Dienstag wurde überraschend die komplette Führungsspitze beim zukünftigen Einsatzteam Sauber ausgetauscht. Sowohl Sauber-CEO Andreas Seidl als auch Audis F1-Beauftragter Oliver Hoffmann sind weg, dafür übernimmt Ex-Ferrari-Teamchef Mattia Binotto die Projektleitung. Auch der zukünftige Werksfahrer Nico Hülkenberg wusste nichts davon.

"Ich wurde am Tag der Verkündung über die Entscheidung der Gruppe von Gernot Döllner persönlich informiert. Dass die Gruppe entschieden hat, dass sie für die Zukunft Änderungen will", verrät Hülkenberg einen direkten Austausch mit Audis Konzernchef. "Natürlich war es ein bisschen eine Welle, ein bisschen ein Schock. Aber jetzt heißt es zurück zum Geschäftlichen."

Seidl raus, Binotto rein: So denkt Nico Hülkenberg über Audi-Rochade

Für Hülkenberg ist die Situation in mehrerlei Hinsicht ein Schock. Zum einen kam sie überraschend. Zum anderen hatte er seinen Wechsel zu Sauber/Audi ab 2025 mit Oliver Hoffmann und Andreas Seidl am Ruder abgeschlossen. Besonders Letzteren kennt er gut, für ihn gewann er etwa 2015 mit Porsche die 24 Stunden von Le Mans.

"Natürlich waren sie einflussreich, mit den beiden Jungs haben wir den Deal gemacht", meint Hülkenberg über die Auswirkungen der Rochade auf persönlichem Level. Aber für ihn ist das letztendlich kein Problem: "Bei solchen großen Projekten hast du natürlich Leute, die im Management große Säulen sind. Aber es hängt nie nur an zwei Personen. In der Formel 1 ist jeder gewissermaßen austauschbar."

Seidl und Hülkenberg 2015 gemeinsam mit Porsche in Le Mans, Foto: Porsche
Seidl und Hülkenberg 2015 gemeinsam mit Porsche in Le Mans, Foto: Porsche

"Ich bin ganz klar unbesorgt", unterstreicht Hülkenberg daher. "Die Tatsache, dass die zwei Leute weg sind, die eng mit meiner Verpflichtung verbunden waren, mag vielleicht etwas traurig sein. Aber ich bin viel mehr am Projekt interessiert. Mit Audi in die Formel 1 einzusteigen und daraus eine Erfolgsgeschichte zu machen."

Hülkenberg sieht Positives an Audis hartem F1-Durchgreifen

Für eine Erfolgsgeschichte braucht es besonders auf der Seite des zukünftigen Einsatzteams Sauber aktuell aber vor allem noch viel Arbeit. Die Schweizer liegen punktelos auf dem letzten WM-Rang. Die Aufbauphase gestaltete sich aber eben gerade unter der vorangegangenen Management-Konstellation schwierig.

"Es zeigt, dass der CEO von Audi, dass alle hinschauen, dass ihnen die Lage bewusst ist, dass sie sich beteiligen", fällt Hülkenberg daher über den Umbruch ein positives Fazit. "Die Tatsache, dass sie in Aktion treten, heißt, dass sie involviert sind und mit anpacken. Das sind denke ich gute und positive Nachrichten."

F1-Knall: Seidl raus, Binotto rein! Was ist bloß bei Audi los? (14:33 Min.)

Sofern Hülkenberg das von der Seitenlinie beobachten kann. Näher kann er Audi und Sauber aktuell gar nicht kommen: "Es wäre ein Interessenskonflikt. Ich bin noch voll in der Haas-Saison drin." Es wird noch Monate dauern, ehe er auch tiefere Einblicke in das Geschäft in Hinwil und bei der Audi-Entwicklung in Neuburg an der Donau bekommen wird. Wenngleich er zumindest mit seinem neuen zukünftigen Chef Mattia Binotto diese Woche schon ein paar Worte der Höflichkeit gewechselt hat.

Hülkenberg verneint erneut Sinneskrise über Sauber

Gut einschätzen kann er den langjährigen Ferrari-F1-Mann Binotto noch nicht, die beiden kennen sich lediglich flüchtig aus dem F1-Fahrerlager. Unabhängig davon sieht Hülkenberg in der aktuell schlechten Sauber-Leistung kein Drama für 2025, wenn er dann dort im Auto sitzen wird. Daran hat auch die letzte Woche weiterhin nichts geändert.

"Sie sind in der Gruppe der Autos, gegen welche wir fahren, und da hinten ist es ein schmaler Grat von Hero to Zero", hält Hülkenberg fest. "Zwei Zehntel können das Wochenende komplett umkrempeln, von sehr gut auf sehr schlecht. Ich sehe das jede Wochenende, und ich weiß, dass kleine Dinge einen sehr großen Unterschied machen können."

Hülkenberg muss nur auf sein Noch-Team Haas verweisen. Dort war man im Vorjahr mit 12 Zählern Letzter in der WM. Dieses Jahr kämpft man an fast jedem Wochenende um Punkte, Hülkenberg allein hat schon 22: "Es braucht nur ein paar kleine Schritte, um am richtigen Ende des Mittelfeldes zu landen." Und zusammen mit dem motorenseitigen Audi-Einstieg 2026 werden die Karten dank Reglements-Wechsel sowieso neu gemischt.