Max Verstappen sorgte im Qualifying von Spielberg für eine waschechte Machtdemonstration. Die aufstrebende Konkurrenz rund um Lando Norris und McLaren musste einen ersten herben Dämpfer erleben. Für das Rennen zeigen sich die Weltmeister ebenfalls optimistisch. Erwartet uns also die nächste eintönige Verstappen-Vorstellung? Von wegen. Das sind die sieben Schlüsselfaktoren für einen spektakulären Großen Preis von Österreich.

1. S wie Startaufstellung

In den letzten Wochen bekamen Formel-1-Fans eine Rennserie zu Gesicht, die es lange nicht mehr gab. Max Verstappen und Red Bull schienen verwundbar, McLaren avancierte zum Hauptkonkurrenten und hatte häufig sogar das schnellere Auto. Lando Norris stellte seinen Papaya-Boliden vor einer Woche in Spanien sogar auf die Pole Position. Doch auf dem Red Bull Ring kehrte die Dominanz des Max Verstappen zurück. Der Weltmeister sicherte mit großem Abstand die Pole Position vor Lando Norris unter dem Jubel seiner zahlreich angereisten Fans.

Hinter den beiden Rivalen nimmt am Sonntag George Russell im Mercedes Platz. Dieser Startplatz wäre eigentlich an den zweiten McLaren-Fahrer Oscar Piastri gegangen, doch seiner Rundenzeit wurde ihm aufgrund von Track Limits gestrichen. Eine Entscheidung, gegen die McLaren Protest eingelegt hat. Auf Russell folgen Carlos Sainz, Lewis Hamilton und Charles Leclerc. Ferrari und Mercedes scheinen wie in Barcelona auch in Österreich auf einer Augenhöhe unterwegs zu sein. Piastri, ein erneut enttäuschender Sergio Perez, Nico Hülkenberg und Esteban Ocon komplettieren die Top-10.

Außerhalb der Punkteränge ist das Feld wie gewohnt bunt gemischt. Daniel Ricciardo ist der erste Jäger auf die Top-10, gefolgt von Kevin Magnussen, Pierre Gasly und seinem Teamkollegen Yuki Tsunoda. Ein enorm enttäuschendes Aston Martin, Williams und Sauber bilden in Spielberg die Formel-1-Hinterbänkler. Fernando Alonso, Alexander Albon, Lance Stroll, Valtteri Bottas, Logan Sargeant und Guanyu Zhou werden in dieser Reihenfolge wohl das Rennen um die goldene Ananas bestreiten.

2. S wie Super-Max

Der Red Bull Ring ist und bleibt das Wohnzimmer von Max Verstappen. Jahr für Jahr ist der komplette Spielberg durch die 'Orange-Army' gefüllt und der Niederländer läuft beim Österreich GP regelmäßig zur Höchstform auf. So auch dieses Mal im Qualifying. Über vier Zehntel brummte er seinem Verfolger Lando Norris auf. Auf dem enorm kurzen Red Bull Ring eine beeindruckende Lücke. Eine Setup-Änderung von Freitag auf Samstag saß perfekt für Verstappen, der sich in seinem Boliden so wohl fühlte wie lange nicht mehr.

Der Weltmeister wird im Rennen der Mann sein, den es zu schlagen gilt. Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko ist sich der Sache bereits sicher. "So wie Max unterwegs ist, kann ihn nur etwas Außergewöhnliches stoppen", sprach der Grazer nach dem Qualifying. Auch Verstappen zeigte sich am Samstag für das Rennen ungewohnt optimistisch. Doch es lauern einige Gefahren.

3. S wie Start

Der Start auf dem Red Bull Ring könnte das komplette Rennen auf den Kopf stellen. Zum dritten Mal in Folge wird sich Verstappen die erste Startreihe mit Lando Norris teilen, beide Male zog der McLaren-Fahrer den Kürzeren. Auch im Sprintrennen konnte Norris am Start keinerlei Druck ausüben. Doch bekanntermaßen sind aller guten Dinge drei. Sollte Norris dieses Mal am Start vorbeigehen können, dürfen sich Formel-1-Fans auf ein Spektakel an der Spitze freuen. Aber warum?

4. S wie sagenhafter DRS-Effekt

Die Antwort lautet DRS. Davon gibt es auf dem Red Bull Ring nämlich reichlich. Drei DRS-Zonen sind unmittelbar nacheinander auf der insgesamt 4,318 Kilometer langen Rennstrecke platziert. Die Häufigkeit der DRS-Bereiche sowie deren Anordnung sorgt dafür, dass selbst vermeintlich langsamere Autos ihre Vordermänner attackieren können. Kehrseite der Medaille sind allerdings die von Fahrern, Teams und Fans verhassten DRS-Züge, durch die wenige Positionswechsel stattfinden.

Polesetter Max Verstappen führt vor Lando Norris im McLaren
Das Duell um den Sieg zwischen Verstappen und Norris, Foto: LAT Images

Das Setup im Bezug auf das DRS richtig hinzubekommen ist eine der zentralen Herausforderungen für die Mechaniker der Formel-1-Teams. Dass in Spielberg der DRS-Effekt so stark ist, könnte den Verfolgern von Max Verstappen in die Karten spielen. Im Sprint war bereits zu sehen, wie stark der McLaren sein kann, wenn der Vordermann, also höchstwahrscheinlich Max Verstappen, kein DRS hat. Immerhin war Norris für eine minimale Zeit sogar in Führung - bis Verstappen brilliant konterte.

5. Schlacht der Reifen

In Spielberg wird es heute warm - sehr warm. Über 28 Grad werden von den Meteorologen zum Rennstart vorausgesagt. Die Strecke heizte sich am Samstag bereits auf 47 Grad auf. Die Folge der Hitze: Die Reifen gehen auf dem Red Bull Ring enorm schnell ein und überhitzen. Viele der Fahrer erwarten ein starkes Reifenmanagement-Rennen. Die Fähigkeit von Fahrer und Auto schonend mit den empfindlichen Pirelli-Pneus umzugehen, kann im Rennen über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Die Teams gehen durch die Bank von mindestens einem Zwei-Stopp-Rennen aus. Red Bull hat sich aufgrund der drohenden Reifenschlacht extra zwei frische Sätze der harten Reifen aufgespart. Es wird spannend zu sehen, welche Strategien die Teams für das Rennen wählen werden. Bis auf einige Zocker am Start oder Fahrer, die auf die schnellste Rennrunde gehen, gilt der Soft-Reifen nicht als attraktive Option.

6. S wie Steine auf der Strecke

Bei all den positiven Aspekten des Red Bull Rings gab es in den vergangenen Jahren immer einen zentralen Kritikpunkt: Die Track-Limits. Die Fahrer sind auf der Strecke in der Steiermark für diese besonders anfällig, vor allem in den letzten beiden Kurven. Die Problematik gipfelte 2023 in einer nachträglichen Strafenorgie, bei der für eine lange Zeit keiner so richtig wusste, wer auf welcher Position das Rennen beendet hatte. Doch in diesem Jahr haben sich die FIA und der Streckenbetreiber eine Lösung einfallen lassen.

In den kritischen Kurven wurden Kiesbetten in den Boden eingelassen, die Fahrer, die zu weit von der Strecke fahren, bestrafen sollen. Für die MotoGP, in der Kiesbetten verhasst sind, werden diese dann kostengünstig wieder mit Beton aufgefüllt. Bisher zeigte die Lösung durchaus vielversprechende Ergebnisse. Die Track Limits sind nach Jahren endlich kein lästiges Dauerthema auf dem Red Bull Ring. Doch ganz perfekt ist die Lösung noch immer nicht.

Red Bull-Fahrer Max Verstappen
Achtung Kiesbetten!, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Denn die Folge der Kiesbetten ist eine deutlich staubigere Strecke. Fahrer, die sich in einer Kurve verschätzen und durch das Kiesbett rutschen, schleudern die kleinen Steine zahlreich auf die Strecke. Das konnte bereits in Training, Sprint-Qualifying, Sprint und Qualifying beobachtet werden. Kleine Steine auf der Ideallinie sind natürlich alles andere als ungefährlich, weshalb diese im Qualifying nach jeder Einheit von den Marshals weggekehrt werden mussten. Im Rennen ist das natürlich nicht möglich. Wie sich die neue Track-Limits-Lösung im Rennen bewährt, bleibt also abzuwarten.

7. Steiermark-Spektakel

Der Große Preis von Österreich wird unter den Fans auch als der 'Holiday Grand Prix' bezeichnet. Jedes Jahr verwandelt sich Spielberg für ein Wochenende in eine - meistens orangene - riesige Party. Konzerte, Flugshows, Stunt-Einlagen und vieles mehr gehören seit Jahren zum Rahmenprogramm am Red Bull Ring.

Haas-Fahrer Nico Hülkenberg
Zahlreiche Fans am Red Bull Ring, Foto: LAT Images

Doch nicht nur neben der Strecke verspricht der Große Preis von Österreich ein Spektakel. Auch was das Renngeschehen angeht, zählt das Rennen in der Steiermark Jahr für Jahr zu einem der unterhaltsamsten des gesamten Rennjahres. Durch sein spezielles Layout und die einst erwähnte DRS-Komponente bekommen Fans regelmäßig spektakuläre Zweikämpfe zu sehen. Auch unter den Fahrern ist die Strecke sehr beliebt. Es ist also angerichtet für einen tollen Nachmittag am Red Bull Ring. Motorsport-Magazin.com wünscht viel Spaß bei unserem Heim-GP!