Nach acht Rennen hat sich Haas 2024 in der Formel 1 an der Spitze des Verfolgerfeldes etabliert. Regelmäßig kämpft die Mannschaft im ersten Drittel des Jahres mit den Racing Bulls um die letzten Punkte. Einfach stellt sich dieser Kampf nicht da. Fehler werden hier hinten, wo man um die von den Top-Teams liegengelassenen Punktereste fährt, schwer bestraft. Umso besser, dass der neue Haas-Teamchef wichtige Entwicklungen in der Teamkultur zu erkennen glaubt.

Ehrlich legten Haas und Ayao Komatsu, der im Winter den Teamchef-Posten von Günther Steiner übernahm, an den letzten beiden Wochenenden die Pleiten dar. In Imola scheiterte man mit Nico Hülkenberg daran, im Rennen Yuki Tsunoda zu schlagen. In Monaco baute man die neuen High-Downforce-Heckflügel falsch zusammen.

Hülkenberg disqualifiziert! Warum waren beide Haas illegal? (10:00 Min.)

Auch das erste große Update-Paket verbesserte zwar den VF-24, aber besonders in langsamen Kurven liefert es nicht wie erwartet ab. "Aber das Gute daran ist, dass wir es jetzt quer durch die Abteilungen komplett offen diskutieren", meint Komatsu. "Und die Tatsache, dass wir es in unseren Analysen sehen, ist sehr, sehr gut, verglichen mit vorher."

Haas nennt Beispiel: So hat sich das Team 2024 verändert

Komatsu liefert auch die Strategie am Imola-Wochenende als Beispiel. Rückblickend betrachtet setzte das Team den Boxenstopp bei Kevin Magnussens Alternativ-Strategie falsch. Und Nico Hülkenbergs Fahrstil im Rennen war nicht optimiert. Am Ende waren beide in keiner Position, um Platz zehn zu kämpfen. Obwohl sie es hätten sein sollen, glaubt das Team. Komatsu beschreibt das abschließende Meeting dazu als hart, aber sehr gesund: "Auch wenn manche der Dinge nicht das waren, was jeder hören wollte, so hat niemand abgeblockt."

Interview mit Haas-Teamchef Ayao Komatsu
Haas-Teamchef Ayao Komatsu, Foto: LAT Images

Der Fall des nicht optimierten Hülkenberg-Rennens zeigt, wie wichtig eine gute und analytische Diskussion ist, bei der niemand ausgespart wird. "Gewisse Dinge hätte er besser machen können", zeigt Komatsu auf den Fahrer - und sofort auch auf das Team, welches das Thema mitten im Rennen an den Ingenieursstationen nicht gebührend beachtet hatte, obwohl rückblickend im Vergleich mit Magnussens Rennen das Problem klar ersichtlich wurde. "Hätte das Team besser reagiert, dann hätte Nico das gewusst und hätte es korrigieren können."

Komplett andere Dynamik bei Haas 2024d

Die neue Dynamik der Reflexion ist für Komatsu "komplett anders als davor." Er bemüht sich heute sicherzustellen, dass sich seine Mitarbeiter stets in der Lage fühlen, alles zu sagen, was gesagt werden muss: "Vom Start weg habe ich gesagt, dass wir hier gute Leute haben. Es ging nur darum, dass sie sich sicher fühlen, und dass es für sie in Ordnung ist, offen und transparent zu sein."

"So hast du wenigstens die Chance, alles zu verstehen, und wenn du es verstehst, dann kannst du es korrigieren", sagt Komatsu. Die Reflexion geht beim Kanada-GP weiter, wenn das Team das Update-Paket weiter evaluieren will. Das Auto ist klar besser als zum Saisonstart, damit weiterhin im Fight um die letzten Punktereste. Wo es bei mittlerweile 17 Punkten Rückstand auf die Racing Bulls wichtiger denn je zuvor ist, keinen Fehler zweimal zu machen.