Tausende Tifosi waren am Samstag in Imola schon für das Qualifying an die Strecke gereist, wurden aber mit einem sehr mageren Ergebnis nach Hause geschickt. Auch mit einem großflächig geupdateten Ferrari SF-24 kamen Charles Leclerc und Carlos Sainz nicht über die Plätze vier und fünf hinaus. Und trotz seiner Tiefstapel-Bemühungen an den beiden Vortagen ist Leclerc von seinem vierten Platz doch merklich enttäuscht: "Wir haben unser Ziel verfehlt, das war die Pole."

Am Freitag hatte Charles Leclerc beide Trainingsbestzeiten geholt. Am Samstag unterlag er in FP3 schon McLaren. Das Qualifying beendete er schließlich mit einem kleinen Respektabstand von 0,224 Sekunden auf Max Verstappen, und auch auf die beiden McLaren von Oscar Piastri und Lando Norris fehlten ihm über eine Zehntel.

Verstappen profitierte auf seiner letzten Runde zwar von Windschatten, aber zwei Zehntel waren das auch nicht, maximal eineinhalb. "Wir sind weiter weg als erwartet", muss Leclerc daher zugeben. "Die Runde war gut, viel mehr war da nicht drin." Einen Rückschritt seit Freitag sieht er nicht, sondern glaubt eher, dass die Konkurrenz noch mit mehr Benzin oder schwächeren Motormodi fuhr. Sainz stimmt zu: "Auf den Soft-Runden sahen McLaren und Max besonders nach FP3 sehr stark aus."

Ferrari im Qualifying-Trimm nicht gut genug

Bei vergleichbaren Bedingungen ist auch der Update-Ferrari wie schon zuletzt in Miami wohl nur dritte Kraft hinter Verstappen und McLaren. Zumindest im Qualifying "Wir hatten etwas mehr Probleme mit dem Soft", stellt Teamchef Fred Vasseur auf ServusTV fest. Sowie mit dem Wind, der am Samstag drehte. "Rückenwind in den Kurven 2 und 7 hilft unserem Auto nicht wirklich", erklärt Carlos Sainz. "Gestern kam er in 2, 5 und 7 von vorne, das war mega für unser Auto."

Sainz trafen beide Probleme härter als Leclerc. Ihm fehlte fast eine halbe Sekunde auf Pole, nur eine Tausendstel war er schneller als George Russell im Mercedes. Der erste Sektor war ein Desaster für ihn: "Vielleicht keine perfekte Reifenvorbereitung, plus den Wind, und dann hast du schon vier Zehntel verloren."

Leclerc ist jetzt auch im Hinblick auf das Rennen besorgt. Am Freitag sah der McLaren in den Longruns ebenbürtig aus, und nun steht mindestens einer der beiden vor ihm. Vielleicht beide, Piastri droht allerdings eine Strafe. "Wir sind stark, aber hier geht es nur um den Platz auf der Strecke", wird Leclerc pessimistisch.

Nur eine DRS-Zone, nur ein Überholspot, ein erwartetes Einstopp-Rennen. Alles Faktoren, die Ferrari nun in Bedrängnis bringen, selbst wenn die Rennpace ähnlich der von McLaren und Red Bull ist. Dennoch hält Leclerc wacker den Kampfgeist hoch: "Wir sollten trotzdem auf den Sieg abzielen und schauen, was dabei rauskommt."

Ferrari-Update in Imola nicht gut genug?

Die offensichtliche Frage, die nun bleibt, ist die nach dem großen Ferrari-Update. Die Hoffnung war vor allem, damit einen Schritt zurück nach vorne, eben in Richtung McLaren zu machen, nachdem die sich in den letzten Wochen im Kräfteverhältnis an der Scuderia vorbeigedrückt hatten. In Imola aber bleibt Ferrari erneut dahinter stecken.

Ferrari fährt Bestzeit! Was bringt das große F1-Update? (09:45 Min.)

Übermäßig besorgt sind die Fahrer nicht. Italienische Presseträume, wonach das Update mehrere Zehntel bringen hätte sollen, tut Sainz als "völlig fernab der Realität" ab. Die in Imola auf der Strecke gemessenen Daten entsprechen dem, was die Simulationen prognostiziert haben. Beim Setup-Feintuning will Leclerc nach zwei Tagen noch nicht vom Optimum sprechen: "Wenn du ein neues Paket ans Auto baust, braucht es ein, zwei Rennen, um das optimale Fenster und Setup zu finden."

Imola ist in seinen Augen außerdem nicht die beste Strecke, um ein Urteil über ein Aero-Paket zu fällen. Grund dahinter sind die Kerbs, die man im Qualifying aggressiv mitnehmen muss: "Wenn du auf einem Kerb bist, dann sind die kleinen Unterschiede weniger offensichtlich." Viel wichtiger ist die Fahrqualität, und die hat nicht unbedingt etwas mit kleinen Aero-Verbesserungen zu tun, mehr mit der Aufhängung.

"Die Saison ist noch lange, und wir haben noch immer viele Ideen, wie wir mehr aus diesem Paket herausbekommen", lautet Leclercs Fazit. "Zwischen den nächsten Rennen werden wir dran arbeiten. Das bringt uns hoffentlich wieder vor McLaren."