Das Formel-1-Rennen in Australien endete nach einem schweren Unfall von George Russell unter einem virtuellen Safety Car. Der Mercedes-Pilot war nach seinem Einschlag quer auf der Strecke zum Stehen gekommen und forderte umgehend lautstark am Funk eine rote Flagge.
Diese gab es allerdings nicht, stattdessen eben nur ein VSC. Lance Stroll war der erste Fahrer, der die Stelle passierte. Er wunderte sich, dass die Rennleitung nicht umgehend zu einem Abbruch gegriffen hatte: "Es war ziemlich fragwürdig. In diesen Momenten, wenn jemand in der Mitte der Strecke steht, war es wahrscheinlich einfacher die rote Flagge zu zeigen und das Rennen zu beenden", so Stroll.
Lance Stroll: Warum wurde nicht abgebrochen?
"Ich war zuvor in so einer Situation, als ich einen Reifenschaden in Baku hatte und ich in einem schnellen Abschnitt zum Stehen kam, genauso wie George jetzt", erinnerte sich der Kanadier an das Formel-1-Rennen in Asberbaidschan 2021.
"Wir waren noch nicht im Fahrer-Meeting, also erhielten wir noch keine Erklärung des Renndirektors, warum nicht abgebrochen wurde", ergänzte der Aston-Martin-Pilot noch. Eine Erklärung könnte allerdings sein, dass umgehend nach einer roten Flagge, sowie umgehend nach der Ausrufung einer 'echten' Safety-Car-Phase die Fahrer dieselben Delta-Zeiten einhalten müssen wie unter VSC.
Rein reglementarisch macht es in dieser Situation also keinen Unterschied. Ein vollständiges Safety Car wäre angesichts dessen, dass sich der Führende bereits auf der letzten Runde befand, sowieso gegenstandlos gewesen.
George Russell: Wartete auf ein Desaster
Noch viel besorgniserregender als für Stroll war die Situation natürlich für Russell selbst. Das Schicksal des WM-Siebten war den hinter ihm folgenden Fahrern voll ausgeliefert: "Es war eine sehr unkomfortable Situation, in einer blinden Kurve bei 250 Km/h auf der Rennlinie zu stehen, in einem Auto, das fast auf dem Kopf liegt."
"Man wartet darauf, dass ein Desaster passiert", beschrieb Russell seine Gefühlslage. Sein Abstand zu Stroll betrug zu diesem Zeitpunkt über zehn Sekunden. Das VSC wurde nur wenige Augenblicke bevor sein Verfolger die Stelle passierte ausgerufen. In Summe vergingen zwischen dem Einschlag von Russell in Kurve 6 und der VSC-Phase etwa elf Sekunden.
Zu viel, wie er meint. "Zum Glück hatte ich eine Lücke von zehn Sekunden. Aber innerhalb von zehn bis zwölf Sekunden können 5, 6 oder 7 Autos vorbeifahren", echauffierte sich Russell. "Wenn so etwas auf der ersten Runde passiert, dann wäre ich wahrscheinlich schon mehrfach getroffen worden, auch mit den gelben Flaggen", warnte er.
VSC-Entscheidung von KI-Hand? Russell fordert automatisierte Lösung
Eine einfache Lösung für dieses Problem gibt es wohl nicht. Allerdings gab es auch in Australien umgehend nach dem Unfall doppelt geschwenkte gelbe Flaggen - lange bevor Stroll die Stelle passierte. Jedoch gab es in der Vergangenheit regelmäßig Fälle, in denen sich Fahrer über Gelb-Regeln hinwegsetzten.
Russell fordert, dass man eine automatisierte Lösung einführt, die schneller reagieren kann als die menschliche Rennleitung. "Wir müssen einen Weg finden, dass, falls ein Auto in einer gefährlichen Zone steht, es automatisch sofort ein VSC gibt. Etwa innerhalb einer halbe Sekunde oder so, denn in diesen Fällen zählt jede Sekunde. Hier sind Leben in Gefahr."
Der Unfall von George Russell war selbst Anlass einer Kontroverse. Denn Fernando Alonso wurde indirekt für den Abflug des Mercedes-Piloten bestraft. Das sagte Russell zu diesem Zwischenfall:
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