Oliver Bearman lieferte beim Formel-1-GP in Saudi-Arabien als Ersatz von Carlos Sainz ein umjubeltes Debüt in der Königsklasse ab. Der Ferrari-Junior landete im Rennen auf der siebten Position und sammelte damit seine ersten F1-Zähler. Aber war sein Einstand auch einer der besten in der Geschichte der Königsklasse? Wir haben uns die besten Debüts in der Geschichte des Sports angesehen.

Giancarlo Baghetti: Sieg im ersten Rennen

Der inoffizielle Titel als bester Ferrari-Debütant aller Zeiten befand sich für Bearman wohl in Saudi-Arabien von vornherein außer Reichweite. Dieses Attribut wird Giancarlo Baghetti beim Frankreich-GP 1961 vorbehalten bleiben. Dem Italiener gelang das Kunststück, bei seinem ersten Formel-1-Rennen zu gewinnen. Nachdem seine erfahreneren Markenkollegen früh aus- oder zurückgefallen waren, konnte Baghetti eine Windschatten-Schlacht gegen Porsche-Pilot Dan Gurney für sich entscheiden - mit nur einer Zehntelsekunde Vorsprung. So furios seine F1-Karriere begann, so leise ging sie weiter. Ein Podium betrat Baghetti in seiner bis 1967 andauernden Laufbahn nie wieder und fuhr lediglich zweimal in die Punkte.

Giancarlo Baghetti beim Frankreich-GP 1961, Foto: Sutton
Giancarlo Baghetti beim Frankreich-GP 1961, Foto: Sutton

Reine Wisell: No-Name fährt aufs Podium

Reine wer? Seine Haarpracht war wohl das auffälligste Merkmal des 29-Jährigen Schweden, als er 1970 beim USA-GP das F1-Paddock betrat. Seine Premiere für Lotus hatte es allerdings in sich. Während Teamkollege Emerson Fittipaldi (ebenfalls erst in seinem vierten Rennen) seinen ersten Formel-1-Sieg feierte, kam Wisell durch einige Defekte der Konkurrenz bis auf Rang 3 nach vorne und sicherte sich den Platz auf dem Podium. Genauso wie im Fall von Baghetti, blieb es aber auch sein einziges. Abgesehen von vereinzelten Punkteresultaten im Folgejahr, gab es bis zu dem Ende seiner F1-Karriere nicht mehr viel zu holen.

Reine Wisell landete bei seinem ersten Formel-1-Rennen auf P3, Foto: Sutton
Reine Wisell landete bei seinem ersten Formel-1-Rennen auf P3, Foto: Sutton

Mark Donohue: US-Legende besiegt Weltmeister

Im US-amerikanischen Motorsport ist Mark Donohue eine Ikone der 70er-Jahre, die vor allem mit einem Namen eng verknüpft ist: Penske Racing. Der hochdekorierte Sportwagen-Fahrer und -ingenieur in Personalunion absolvierte sein Formel-1-Debüt mit einem von Penske gesponsorten McLaren beim Kanada-GP 1971. Und er war nicht nur dabei. Sowohl im Qualifying, als auch bei strömendem Regen und starkem Wind im Rennen, ließ er Teamkollege und Ex-Weltmeister Denny Hulme hinter sich und landete auf Anhieb auf Rang 3.

Es blieb sein einziger Start für die nächsten drei Jahre. 1974 kehrte Donohue in die Formel 1 zurück, nachdem er im Jahr zuvor seine Rennfahrer-Karriere bereits für beendet erklärt hatte. Im Training zum Österreich-GP 1975 verunglückte er nach einem Reifenschaden schwer und erlag wenige Tage später seinen Verletzungen.

Mark Donohue war bei seinem F1-Debüt bereits schneller als Ex-Weltmeister Denny Hulme, Foto: Sutton
Mark Donohue war bei seinem F1-Debüt bereits schneller als Ex-Weltmeister Denny Hulme, Foto: Sutton

Michael Schumacher: Startschuss einer unglaublichen Karriere

Im Gegensatz zum Debüt von Mark Donohue ist die Geschichte des ersten Formel-1-Rennens von Michael Schumacher gut bekannt. Das macht sie aber nicht minder kurios. Nachdem Stammfahrer Bertrand Gachot in London verhaftet wurde, zauberte Teamchef Eddie Jordan den Deutschen als Ersatzpilot aus dem Hut. Schumacher kannte die Strecke zwar noch nicht, - was er Jordan verheimlichte - war aber trotzdem bereits im Training voll bei der Musik dabei und qualifizierte sich auf der siebten Position.

Dass er im Rennen aufgrund eines Kupplungs-Defekts keine einzige Runde fahren konnte, tat dem Ruf, den er dadurch im Paddock erlangt hatte, keinen Abbruch. Bereits beim nächsten Rennen saß Schumacher anstelle von Roberto Moreno im Benetton. Der Rest ist Formel-1-Geschichte: 7 WM-Titel , 91 Grand-Prix-Siege, 68 Pole Positions und 155 Podien. Alles Rekordwerte, die erst Lewis Hamilton einholen konnte.

Michael Schumacher beim Formel-1-Debüt 1991 in Belgien, Foto: Sutton
Michael Schumacher beim Formel-1-Debüt 1991 in Belgien, Foto: Sutton

Mark Webber: Punkte im Minardi

Ein Traumdebüt erwischte auch Mark Webber 2002 bei seinem Heimrennen in Melbourne. Im unterlegenen Minardi raste der spätere Grand-Prix-Sieger auf Anhieb auf die fünfte Position und damit in die Punkte. Schützenhilfe bekam er zwar auch durch einen riesigen Startunfall, der acht Fahrer aus dem Grand Prix warf, einer Disqualifikation der beiden Arrows und einigen Defekten. Doch dem Jubel der australischen Zuschauer für den Lokalmatador tat das keinen Abbruch. Ein neuer Formel-1-Held Down Under war geboren. Der Dauerbrenner der 2000er-Jahre sammelte acht Grand-Prix-Siege und Pole Positionen. Seine einzige Chance auf einen WM-Titel ließ er 2010 allerdings ungenutzt.

Foto: LAT Images
Foto: LAT Images

Lewis Hamilton: Wunderkind verpasst nur WM-Titel

Lewis Hamilton erreichte in seiner Rookie-Saison in der Formel 1 schon beinahe alles, was man im Sport erreichen kann. Beinahe. Denn der WM-Titel, der zwei Rennen vor Schluss nur noch wie eine Formsache wirkte, entglitt ihm auf äußerst bittere Weise. Dass hier ein ganz besonders begabter Fahrer die Weltbühne betrat, war spätestens nach dem Saisonauftakt offenkundig. Hamilton performte schon in Melbourne beinahe auf Augenhöhe mit dem amtierenden Weltmeister und Teamkollegen Fernando Alonso. Im Rennen reichte es für Platz 3. Das erste einer unglaublichen Serie von neun Podien in seinen ersten neuen Grands Prix. In den nächsten 17 Jahren sicherte sich Hamilton nicht nur sieben WM-Titel, sondern auch praktisch alle Formel-1-Rekorde.

Lewis Hamilton startete 2007 in Australien in die womöglich beste Rookie-Saison der F1-Historie, Foto: Sutton
Lewis Hamilton startete 2007 in Australien in die womöglich beste Rookie-Saison der F1-Historie, Foto: Sutton

Sebastian Vettel: Vom Gras in die Punkte

Das Debüt von Sebastian Vettel in der Formel 1 kam fast genauso ungeplant, wie jenes seines großen Idols, Michael Schumacher. Ein schwerer Unfall von Robert Kubica beim Kanada-GP zwei Wochen zuvor zwang den Polen zum Aussitzen. Vettel ergriff diese Chance mit beiden Händen: Im Qualifying landete er nur zwei Ränge hinter Teamkollege Nick Heidfeld. Im Rennen musste er am Start über das Gras ausweichen. Danach leistete Vettel sich aber keine Fehler und sicherte sich auf P8 seinen ersten Formel-1-Zähler.

Bei Red Bull wollte man sich nicht zweimal bitten lassen und verpflichtete seinen Nachwuchsfahrer schon vier Rennen später für Toro Rosso als Nachfolger des gechassten US-Amerikaners Scott Speed. Damit war die Initialzündung für den kometenhaften Aufstieg gelegt. Vier WM-Titel mit Red Bull und 53 Grand-Prix-Siege machen ihn zu einem der erfolgreichsten Fahrer der Formel-1-Geschichte.

Sebastian Vettels F1-Debüt kam 2007 im BMW, Foto: Sutton
Sebastian Vettels F1-Debüt kam 2007 im BMW, Foto: Sutton

Kevin Magnussen: Das Beste kam zum Start

Dass ein starkes Debüt nicht automatisch auch eine erfolgreiche Karriere nach sich zieht, beweisen bereits einige Beispiele auf dieser Liste. Im Gegensatz zu seinen historischen Vorgängern und den Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit (Vandoorne, de Vries), kam die Wundervorstellung von Kevin Magnussen beim Stammfahrer-Debüt. Beim Australien-GP 2014 behielt er im Qualifying und im Rennen die Oberhand gegen McLaren-Teamkollege Jenson Button. Der Ausfall von Lewis Hamilton und die Disqualifikation von Daniel Ricciardo beförderten ihn sogar auf Rang 2. Danach ging es bergab: McLaren musste fünf Jahre auf das nächste Podium warten, Magnussen, der in Woking schon nach einer Saison rausflog, konnte bis heute nicht mehr auf das Treppchen zurückkehren.

Einmal und nie wieder? Kevin Magnussen fuhr 2007 in Australien auf P2, Foto: Sutton
Einmal und nie wieder? Kevin Magnussen fuhr 2007 in Australien auf P2, Foto: Sutton