Beinahe im Alleingang fuhr Alexander Albon Williams in der Formel-1-Saison 2023 zu WM-Platz sieben und damit zum besten Gesamtergebnis seit sechs Jahren. 27 von insgesamt 28 Punkten gingen am Ende der Saison auf das Konto des Thailänders. Die mangelnde teaminterne Konkurrenz stellte ihn allerdings auch vor keine unmögliche Herausforderung. So beurteilt Motorsport-Magazin.com die Leistung des Williams-Fahrers.

Alexander Albons Qualifying-Statistik 2023

Qualifying / Shootout2023
Bestes Ergebnis 4 (1x)
Q3-Teilnahmen9
Ø Ergebnis12,4
Ø Vorsprung auf Teamkollegen - 0,540
Siege im Quali-Duell 27 von 27

Alexander Albon im Qualifying: Im teaminternen Qualifying-Duell machte Albon in dieser Saison keiner was vor. Als einziger Fahrer im gesamten Feld konnte Albon jedes einzelne Qualifying und Sprint Shootout für sich entscheiden. 27 zu 0 mit einem durchschnittlichen Vorsprung von über einer halben Sekunde gegen seinen Rookie-Teamkollegen Logan Sargeant sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Saisonübergreifend kommt der Williams-Fahrer auf ganze 38 Zeitenjagden am Stück, in denen er seinen Teamkollegen schlagen konnte - die drittlängste Serie hinter Michael Schumacher (56) und Ayrton Senna (44).

Nun waren Nicholas Latifi und Logan Sargeant gewiss nicht die höchsten Messlatten, allerdings brillierte Albon im Qualifying häufig auch gegen die eigentlich schnellere Konkurrenz. Im siebtschnellsten Auto in dieser Saison neun Mal in das Q3 einzuziehen, ist eine durchaus sehenswerte Bilanz. Das Qualifying-Highlight gelang dem Thailänder beim Großen Preis der Niederlande in Zandvoort. Unter schwierigen Bedingungen und auf einer Strecke, die den Stärken des FW45 in der Theorie nicht entgegenkam, qualifizierte sich Albon in der zweiten Startreihe - schneller als beide Ferraris, Lewis Hamilton und sein Red-Bull-Nachfolger Sergio Perez.

Alexander Albons Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes Ergebnis 7 (2x) 7 (1x)
Ø Zielankunft 11,1 10,8
Ausfälle40
Punkte270
WM-Platz13

Alexander Albon im Rennen: Über die Renndistanz war Albon in der abgelaufenen Saison die personifizierte Williams-Lebensversicherung. 96,4 Prozent aller Punkte gingen auf das Konto des Thailänders - allein diese Punkteausbeute hätte für den siebten Platz in der Konstrukteurs-WM ausgereicht. Der Schlüssel zum Renn-Erfolg war eine Taktik, die sich Williams nach dieser Saison beinahe patentieren lassen kann.

Das Team aus Grove holte Albon oftmals als einen der ersten Piloten zum Reifenwechsel und konnte durch den häufig extremen Undercut einiges an Positionen gutmachen. Von da an war der Auftrag für Albon klar: Verteidigen. Diese Taktik ging mal besser, mal schlechter auf, doch die Kombination aus einem guten Top-Speed und einem guten Reifenmanagement sorgten für die besten Williams-Ergebnisse der Saison.

Das Paradebeispiel ist der Große Preis von Kanada. Mit einem Mammut-Stint von 58 Runden spielte Albon in Montreal den Zugführer für insgesamt sechs vermeintlich schnellere Autos. Am Williams-Fahrer vorbeiziehen konnte allerdings keiner und Albon sicherte sich in Montreal den siebten Platz sowie eine 1,14 im MSM-Fahrerranking.

Seinen persönlichen Tiefpunkt der Formel-1-Saison 2023 erlebte Albon beim Großen Preis von Australien. Auf dem sechsten Platz liegend unterlief dem Williams-Fahrer in Kurve sechs ein folgeschwerer Fehler und Albon schlug mit seinem FW45 heftig in die Wand ein. Einer der in der vergangenen Saison seltenen Albon-Fehler verhinderte das wohl beste Rennergebnis seit seiner Formel-1-Rückkehr.

Alexander Albons Entwicklung: Alexander Albon war in der abgelaufenen Saison der Inbegriff von Effizienz. Die Möglichkeiten für Williams Punkte zu sammeln, waren 2023 rar gesät. Doch wenn sie sich einmal boten, war Albon, abgesehen von Australien, stets zur Stelle. Eine klar erkennbare Entwicklung zu Albons Red-Bull-Zeit, in der ihm diese Möglichkeiten immer wieder entglitten - entweder durch einen Kontakt mit Hamilton oder einen eigenen Fehler.

Alexander Albons Formel-1-Saison 2023 in Noten

MSM-RankingNote(Platz)
Gesamtnote 2,49 (7.)
Redaktionsnote 2,32 (7.)
Lesernote 2,67 (6.)
Bestes Rennen Kanada (1,14 - 1.)
Schlechtestes Rennen Australien (3,79 - 16.)

Das sagt Alexander Albon zu seiner Saison: "Ich bin sehr stolz auf meine Leistung. Das war mein stärkstes Jahr in der Formel 1, das muss ich mir selbst zugutehalten. Die Verbindung, die ich mit dem Team habe, hat es uns ermöglicht, die Saison gut zu gestalten, auch wenn wir Rennen für Rennen um unsere Positionen kämpfen mussten. Mit Blick auf das nächste Jahr haben wir eine Herausforderung vor uns, aber ich freue mich schon auf das, was kommen wird."

Das sagt MSM: Es ist in Anbetracht seiner Leistungen in den vergangenen zwei Jahren kaum vorstellbar, dass Alexander Albon im Jahr 2021 keinen Platz in der Formel 1 hatte. Der Thailänder hat bei Williams eine in der Formel 1 äußerst seltene zweite Chance bekommen und diese vollends genutzt. Der Wechsel in das weniger angespannte Umfeld in Grove hat ihm sichtbar gutgetan. So gut, dass sich Albon mittlerweile wieder in Spekulationen rund um einen Platz in einem Top-Team wiederfindet - und das vollkommen zurecht. Innerhalb von zwei Jahren ist aus der verunsicherten Red-Bull-Nummer-2 eine selbstbewusste Williams-Nummer-1 und ein echter Teamleader geworden. Sollte er sich in der kommenden Saison noch einmal steigern können, dürfte Albon für 2025 eine der heißesten Aktien im volatilen Fahrermarkt sein.

Wenn man bei Albon ein (rotes) Haar in der Suppe finden möchte, wird man auf der anderen Seite der Williams-Garage fündig. Mit Nicholas Latifi und Logan Sargeant hatte der 27-Jährige bisher nicht die Crème de la Crème der Formel-1-Fahrer als teaminterne Messlatte. Dennoch gilt: Deutlicher hat in der Formel-1-Saison 2023 kein anderer Fahrer seinen Teamkollegen geschlagen - selbst bei vermeintlich unterdurchschnittlicher Konkurrenz keine Selbstverständlichkeit.