Die reine Leistung von Williams war beim Großen Preis von Abu Dhabi kaum der Rede wert. Mit einem erneut eindeutig unterlegenen FW45 hatten sowohl Logan Sargeant als auch Alexander Albon im Kampf um die Punkteränge wie in Las Vegas keine Aktien. Dennoch konnte das Team aus Grove den Yas Marina Circuit mit strahlenden Gesichtern verlassen.

Im Kampf um Platz sieben warf AlphaTauri vor allem in Person von Yuki Tsunoda in Abu Dhabi noch einmal alles in die Waagschale. Doch sein achter Platz konnte den 7-Punkte-Vorsprung, den sich Williams über die gesamte Saison erarbeitet hatte, nicht wieder wettmachen. Williams rettete trotz punktloser Vorstellung den siebten Platz über die Ziellinie und kann sich über zusätzliche Gewinne in Millionenhöhe freuen. Es ist das beste WM-Ergebnis seit sechs Jahren für den zuletzt so gebeutelte Traditionsteam .

Vowles zuversichtlich: Rosige Zukunft für Williams

"Ich bin unglaublich stolz auf mein Team", zeigte sich der für gewöhnlich besonnene Williams-Teamchef James Vowles nach dem Rennen überglücklich. "Ich habe es bereits vor dem Rennen gesagt, ein Rennen entscheidet nicht eine ganze Saison. Alpha Tauri hat einen unfassbaren Job gemacht in der zweiten Saisonhälfte. Aber für Williams ist das ein großartiger Erfolg. Wir waren seit vielen, vielen Jahren nicht mehr Siebter. Wenn sie mir nicht glauben, dann gehen sie in unsere Garage und schauen sie in die Gesichter."

"Es war die harte Arbeit über das ganze Jahr hinweg, die es uns ermöglicht hat, P7 in der Konstrukteursmeisterschaft zu erreichen", sprach Williams-Fahrer Albon nach dem Rennen. "Glückwunsch an das Team, einschließlich aller Mitarbeiter an der Strecke und in der Fabrik."

Seine erste Saison als Teamchef eines Formel-1-Rennstalls kann der ehemalige Mercedes-Chefstratege Vowles also als Erfolg verbuchen. Doch selbst unmittelbar nach dem Rennen in Abu Dhabi fokussierte sich der 44-Jährige bereits auf die kommende Saison. "Ich bin stolz, dass wir bereits jetzt aggressive Entscheidungen für die nächste Saison getroffen haben", erklärte Vowles, der damit unter anderem auf die Verpflichtung von Pat Fry als neuen Technischen Leiter anspielte, der Anfang November seine Arbeit für Williams aufnahm. "Die Grundlage für die Zukunft ist für mich das Wichtigste."

Sein Fahrer Alexander Albon teilte den Zukunfts-Optimismus. "Wir verbringen so viel Zeit im Simulator, das Auto für die nächste Saison zu entwickeln. Ich habe das Auto bereits im Windkanal gesehen, es sieht großartig und es sieht schnell aus", sprach der Thailänder mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

Letzte Baustelle Sargeant: Wann kommt die Vertragsverlängerung?

Die Entwicklung für das Auto im nächsten Jahr ist im vollen Gange, doch eine Baustelle ist bei Williams weiterhin noch offen: Die Fahrerpaarung. Logan Sargeant muss als einziger aktueller F1-Pilot weiterhin auf einen Vertrag für die nächste Saison warten. Die Verlängerung gilt mangels Alternativen und einer zuletzt guten Entwicklung von Sargeant allerdings als wahrscheinlich. Der Funkverkehr nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi dürfte dem US-Amerikaner zusätzliche Hoffnungen auf ein gültiges Arbeitspapier in der nächsten Saison machen.

"Ich freue mich auf den gemeinsamen Winter und vieles mehr", funkte Vowles an seinen Schützling, der sein Rennen freiwillig opferte, um so lange wie möglich den für heranrauschenden Daniel Ricciardo im AlphaTauri aufzuhalten. Ein Fingerzeig des Williams-Teamchefs für die Fahrerpaarung in der nächsten Saison?

"Was auch immer passiert, Logan ist Teil unserer Akademie seit vielen Jahren und das wird er auch immer bleiben", erklärte Vowles nach dem Rennen seine Worte bei F1TV. "Wenn man auf die letzten fünf Rennen schaut, kann man erkennen, wie sehr er sich weiterentwickelt hat. Er macht das, was es braucht, um auch nächstes Jahr in unserem Auto zu sitzen. Aber das [Vertragsverlängerung] kann ich hier und jetzt noch nicht bestätigen. Ich wollte nur dass er weiß, dass ich stolz bin auf seinen Fortschritt in diesem Jahr. Wir werden im Winter viel Zeit haben, um uns gemeinsam hinzusetzen."