Seit Jahren ist Williams in der Formel 1 nur noch Hinterbänkler. Auch 2023 liegen die Briten durch mit 11 von Alexander Albon gesammelten Punkten nur auf Platz sieben in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Die einstigen Weltmeister aus Grove stecken infrastrukturell hinter großen Teilen der Formel-1-Konkurrenz. Doch nicht nur die Infrastruktur hält Williams zurück. Teamchef James Vowles sieht insbesondere Kultur-Probleme in Grove. Neuverpflichtung Pat Fry von Alpine soll das Team nach vorne bringen und die Williams-Kultur weiter nach vorne bringen.

Wie Fry Williams helfen soll

Pat Fry und James Vowles. Zwei, die sich schon lange kennen. "Ich habe nie mit Pat zusammengearbeitet, aber ich kenne ihn schon lange. Ich kenne ihn seit der Manor-Zeit, wir hatten damals eine Verbindung zu Manor", erinnert sich James Vowles.

Fry ist in der Königsklasse keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt 1987 begann der Brite in der Formel 1 bei Benetton. Von 1993 bis 2010 arbeitete er, unter anderem als Chefingenieur, für McLaren und war beispielsweise für die Entwicklung des MP4-22 2007 verantwortlich, den Lewis Hamilton und Fernando Alonso pilotierten. Danach arbeitete der mittlerweile 59-Jährige für Ferrari, Manor und Renault und Alpine. Nun folgt die nächste Station innerhalb der Königsklasse.

"Pat ist nicht politischer Natur, sondern kriegt die Dinge hin. Das ist, was ich gesucht habe. Nicht jeder passt zu Williams", stellt Vowles klar. "Wir sind eine Organisation, die ihr Bestes gibt, Veränderungen im Vergleich zu früher zu schaffen, aber es liegt eine lange Reise vor uns. Das ist nicht etwas, was ich alleine tun kann. Jemand wie Pat ist dafür perfekt. Alpine und McLaren waren in einer schwierigen Lage und er hat dort einen guten Job gemacht, er ist an so etwas gewöhnt."

Williams liegt bei der Infrastruktur hinter der Konkurrenz zurück, Foto: Sutton
Williams liegt bei der Infrastruktur hinter der Konkurrenz zurück, Foto: Sutton

Doch nicht nur das technische Verständnis und die Erfahrung des Briten sind für Vowles von Bedeutung. Der Nachfolger von Jost Capito möchte langfristige Veränderungen beim britischen Traditionsteam bewirken. Das versucht er insbesondere mithilfe einer neuen Kultur innerhalb des Teams, die sehr an Mercedes-Teamchef Toto Wolff erinnert. Vor seinem Engagement bei Williams arbeitete Vowles von 2013 bis 2022 als Chefstratege bei Mercedes zusammen mit dem Österreicher.

"Die Kultur ist etwas Interessantes. Es ist egal, was ich sage, das ändert die Kultur nicht", erklärt der Teamchef. "Was zählt, ist, dass ich Verhaltensweisen etabliere und darstelle, von denen ich möchte, dass sie mein Team übernimmt. Es ist ihre Wahl, wie sich die Kultur entwickelt. Sie kreieren sie. Aber du kannst das darstellen und eine Führung hineinbringen, die exakt dasselbe repräsentiert."

"Eine Kultur wird kreiert, weil du im Fall eines Fehlschlags, Angst hast, deinen Job zu verlieren. Und so war das bei Williams für viele, viele Jahre, haben sie Angst um ihren Job gehabt", weiß Vowles um die Vergangenheit von Williams. [...] "Aber es geht nicht darum, jemandem die Schuld für etwas zu geben, sondern eine Politik zu etablieren, die Fehler erlaubt, solange du sie schnell erkennst und darüber sprichst. Pat spiegelt all das wider."

Von 2010 bis 2014 arbeitete Fry als stellvertretender technischer Direktor bei Ferrari, Foto: Ferrari
Von 2010 bis 2014 arbeitete Fry als stellvertretender technischer Direktor bei Ferrari, Foto: Ferrari

"Ich glaube, dass die Kultur die Strategie zum Frühstück frisst", erklärt der Brite. "Es ist egal, was die Strategie macht, das hält eine Woche bis, wenn du Glück hast, ein Jahr. Aber die Kultur ist das Powerhaus, das dahintersteht und die Organisation verändert. Auch unser Senior Management, dem Pat beitritt, muss das als Teil ihres Ethos haben."

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