Nach knapp 41 Jahren wird die Formel 1 ihr hochangepriesenes Comeback in Las Vegas feiern. Damals noch auf dem Parkplatz des Caesars Palace, fährt die Königklasse des Motorsports nun quer durch die Stadt rund um den Las Vegas Strip auf einer Highspeed-Strecke. Doch die Wiederkehr in die berühmte Casinostadt in Nevada bedeutet für die Formel 1 eine Reise ins Ungewisse. Neues Streckenlayout, neuer Asphalt, sowie ungewohnt kalte Temperaturen sorgen für Sorgenfalten bei den Teams, aber auch bei Pirelli. Das größte Sorgenkind: Die Reifen.
Las Vegas: Pirelli fürchtet stehende Wellen
Pirelli fürchtet vor dem Debüt auf dem Las Vegas Strip Circuit um die Standfestigkeit seiner Pneus, genauer gesagt um die sogenannten 'stehenden Wellen', die im Ernstfall die Seitenwand vom Rest des Hartgummis trennen können. Ein enormes Sicherheitsrisiko, zuletzt gesehen in Baku 2021, als bei Lance Stroll und Max Verstappen jeweils der linke Hinterreifen auf der langen Geraden platzte und beide daraufhin heftig in der Wand einschlugen.
Dem italienischen Reifenhersteller stehen zur Risikominimierung von Reifenschäden drei Instrumente zur Verfügung: Mindestreifendrücke, maximale Sturzwerte und maximale Temperaturen der Heizdecken. Diese Werte werden den Teams vor jedem Wochenende vorgegeben. Da der Las Vegas Strip Circuit ähnliche Charakteristiken wie der Stadtkurs in Baku aufweist und niedriger Reifendruck das Phänomen der stehenden Wellen begünstigt, justiert Pirelli in Las Vegas nach.
"Der Punkt ist, dass man auf der Geraden stehende Wellen erzeugt", erklärte Pirelli-Motorsportchef Mario Isola. "Wir müssen den Reifen also vor dieser hohen Geschwindigkeit und der stehenden Welle schützen."
Aston Martin Performance Director Tom McCullough fügte hinzu: "Ich habe gerade die Pirelli-Beschreibung gesehen, die heute morgen verschickt wurde. Wir müssen einen extra Kompressor mitnehmen, denn die Minimaldrücke der Reifen werden auf 27.0 für die Vorderreifen und 24.5 PSI für die Hinterreifen ansteigen." Zum Vergleich: Beim vergangenen Großen Preis von Brasilien lagen diese Werte noch bei 23.0 und 21.0 PSI. Das entspricht einem Unterschied von 0,28 bzw. 0,24 Bar.
Formel 1: Las Vegas eine Reise ins Ungewisse
Doch nicht nur das Streckenlayout macht im Vorfeld des Las Vegas GP Sorgen. Auch die Klimabedingungen des US-Wüstenstaates könnten für Probleme beim Comeback in die Glücksspielstadt sorgen. Denn das Rennen in Las Vegas droht nach ersten Prognosen den Großen Preis von Kanada 1978 als das kälteste Rennen der Formel-1-Geschichte abzulösen. Lediglich fünf Grad Celsius werden in den späten Abendstunden zum Qualifying und Rennen erwartet.
Durch die lange Start-Ziel-Gerade drohen die Reifen in Kombination mit den kalten Bedingungen zu stark abzukühlen. Davor zittern die Ingenieure bereits jetzt wortwörtlich. "Die Reifen sind auf jeden Fall am unteren Ende ihres Arbeitsfensters", sagte Red-Bull-Chefingenieur Paul Monaghan. "Ich denke, für alle drei Reifenmischungen wird es zu kalt sein. Deshalb wird es unsere Aufgabe sein, die Reifen so lange in ein Fenster zu bringen, in dem wir einen ausreichenden Stint im Rennen fahren können. Das wird sicher nicht einfach werden."
Isola fügte hinzu: "Es ist für jeden ein Schritt ins Ungewisse. In Las Vegas wird es kalt sein, es ist ein Straßenkurs. Wir haben mit den Teams zusammengearbeitet und sie im Vorfeld um Simulationen gebeten, um zu verstehen, wie viel Energie das Layout auf die Reifen überträgt. Wir haben viele Informationen von den Firmen bekommen, die den Asphalt herstellen, um zu verstehen, wie aggressiv er sein wird und welches Grip-Niveau wir erwarten können. Trotzdem gibt es in Las Vegas noch viele Fragezeichen."
Auch die Strecke an sich stellt die Teams vor Probleme. Denn gerade bei einem bisher komplett unbekannten Kurs ist die Vorbereitung in den Simulationsfahrten umso wichtiger - für das Team, aber auch die Fahrer. Doch die Tools der Teams brauchen präzise Daten, damit diese verlässliche Ergebnisse liefern können. Diese sind allerdings kaum vorhanden, denn für das Rennen in Las Vegas wurde extra ein neuer Asphalt quer durch die Stadt verlegt. In Kombination mit der Kälte und der unbekannten Strecke gleicht die Vorbereitung für die Teams einem Stochern im Dunkeln.
"Wir haben die Strecke in unseren Simulator-Modulen und wir arbeiten bis zum Umfallen daran zu verstehen, wie sich der Grip vom Asphalt verhält", erklärte McCullough die Problematik. "Wir sind nicht ganz sicher, wie wir das messen sollen, aber wir haben eine Idee. Ein paar unserer Leute waren bereits vor Ort."
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