Max Verstappen startet am Sonntag von Startplatz eins. Neben ihm startet Charles Leclerc, doch der Monegasse scheint nicht der Hauptkonkurrent des Niederländers zu sein. Ferrari kämpft mit einem überhitzenden SF-23 und Mercedes kämpft mit dem eigenen Reifenverschleiß. Der erste echte Konkurrent steht mit Lando Norris auf Platz sechs. Doch eine unvorhersehbare Variable bleibt: Die Temperaturen in Sao Paulo.

Temperaturen als Schlüsselfaktor

Die tatsächliche Pace der Teams war im Sprint nicht ersichtlich. Nahezu alle Piloten fuhren auf Sparflamme, um ihre Reifen zu schonen. Nicht zuletzt machte Max Verstappen nach dem Sprint klar, dass er keine einzige ans Maximum ging.

Grund: Die zarten Soft-Reifen, die er über 24 Runden am Leben erhalten musste. Dasselbe tat Lando Norris jedoch auch. Hat der Brite also eine realistische Siegchance? Vor allem die eigene Startposition wird ihm zum Verhängnis.

Dazu verlor Norris immer auffällig viel Zeit in den Kurven drei und elf. Insbesondere, sobald sich der Brite anschickte etwas vom Vorsprung des Niederländers abzuknabbern. Das deutet darauf hin, dass Verstappen die Situation größtenteils kontrollierte. Dazu hat Norris mit Platz sechs vier Autos zwischen sich und Verstappen.

Eins davon ist der Ferrari SF-23 von Charles Leclerc, doch der Ferrari hatte am Samstag ein großes Temperatur-Problem. Charles Leclerc und Carlos Sainz klagten über einen überhitzenden Ferrari. Immer wieder mussten die Piloten auf der Geraden früher vom Gas gehen, um ihr Auto zu kühlen und verloren so wertvolle Zeit.

Doch da kommt der kühlere Sonntag ins Spiel. Erwartet werden um die fünf Grad weniger als noch am Samstag. Da waren es noch 28 Grad Luft-‚ und 50 Grad Asphalttemperatur. Die niedrigeren Temperaturen könnten Leclerc in die Karten spielen.

Früher vom Gas gehen und so dauerhaft Zeit verlieren müsste der Monegasse wohl nicht mehr. Darauf hofft auch Teamchef Frederic Vasseur. "Wir haben uns auf morgen konzentriert und unsere Reifen für das Rennen aufgespart."

Mit einem guten Start und Ferrari-freundlicher Temperatur könnte Leclerc sich in eine durchaus gute Ausgangslage bringen. Ob die Pace des Ferrari jedoch reicht, um den RB19 dauerhaft hinter sich zu halten, steht noch auf einem anderen Blatt.

Brasilien GP: Norris und Perez mit Aufholjagd?

Mit Max Verstappen startet nur einer der drei Erstplatzierten von einer der ersten drei Positionen. Lando Norris und Sergio Perez sind auf den Positionen sechs und neun zu finden. Insbesondere Perez verließ am Qualifying-Freitag das Glück. Oscar Piastri verlor seinen Boliden in der letzten Kurve. Die Folge: Eine gelbe Flagge, die Perez‘ schneller Runde ein Ende bereitete.

Wie weit geht es für die beiden Mitfavoriten nach vorne? Für Norris ist die Marschroute bis hin zum Podest nicht weit. Lediglich die beiden Aston Martins, sowie Lewis Hamilton muss er überwinden, ehe er auf dem Podest ankommt.

Dann steht noch der Ferrari von Charles Leclerc zwischen ihm und Max Verstappen. Die Rennpace des SF-23 bei niedrigeren Temperaturen bleibt abzuwarten, Max Verstappen dürfte jedoch außer Reichweite sein, speziell mit mehreren Sekunden Rückstand durch die eigene Aufholjagd im Gepäck.

Und Sergio Perez? Der Mexikaner muss drei Autos mehr passieren als Norris, hat in der Theorie jedoch auch das schnellere Auto. Mit dem im Normalfall starken Topspeed des Red Bull und dem zum Überholen einladenden Autodromo Jose Carlos Pace dürfte eine Mini-Aufholjagd im Bereich des möglichen liegen.

"Jeder wird lernen und morgen versuchen, sich zu verbessern, inklusive mir. Aber es ist hier generell so, dass wenn du nah in der DRS-Zone bist und eine gute Traktion aus der letzten Kurve hast, alles möglich ist", so Perez selbst.

Mercedes mit hohem Reifenverschleiß

Vor dem Wochenende in Brasilien galt Mercedes als Geheimfavorit. Schließlich gewannen die Silbernen vor einem Jahr hier gleich Sprint und Rennen. Von dieser Euphorie war nach einem enttäuschenden Samstag jedoch nur wenig zu spüren.

George Russell hielt sich auf Platz vier, Lewis Hamilton fiel im Sprint gar auf Platz sieben hinter Yuki Tsunoda zurück. Der W14 scheint ein Reifenproblem zu haben, dafür jedoch nicht die Pace um mit der Spitze mithalten zu können. Selbst der überhitzte Ferrari von Charles Leclerc flog gegen Ende des Sprints am W14 vorbei, Carlos Sainz klebte dem Rekordweltmeister bei der Zielflagge bereits am Heck.

"Ich hatte viel Untersteuern, dazu plötzliches Übersteuern. Ich habe sehr früh schon mit dem Auto gekämpft. Dann hatte ich zum Schluss gar keine Reifenperformance mehr", echauffierte sich Hamilton über den eigenen Boliden.

Vermutungen für die schwache Performance hat Teamchef Toto Wolff jedenfalls. "Ich glaube, wir haben am Anfang sehr hart gepusht, das Auto war nicht richtig ausbalanciert, und dann kommt man ins Rutschen, und das hat die Reifen einfach getötet. So ist es auch George in Mexiko ergangen."

Sollte Mercedes den Beginn des ersten Rennstints ruhiger angehen lassen, so besteht zumindest die Hoffnung auf einen besseren Umgang mit den Reifen.

Wie schnell ist Aston Martin?

Und Aston Martin? Die Grünen wirken nach den Performances der letzten Wochen schon fast wie ein Überraschungsgast im Kreis der Top-5. Für Lance Stroll war es sogar das beste Qualifying-Ergebnis seit seiner Pole in der Türkei 2020. Mit P3 und P4 besetzt Aston Martin die zweite Startreihe. Doch wie gut ist die Rennpace der Grünen?

Im Sprint machten die Aston-Martin-Piloten jeweils vier und fünf Plätze gut und arbeiteten sich auf P11 und 12 vor. Doch reicht das, um mit der Spitze mitzuhalten? "Wir stehen etwas weiter vorne erwartet, aber nicht weit", resümierte Teamchef Mike Krack noch am Freitag. Freiwillig dürften die beiden ihre Positionen wohl kaum aufgeben und könnten daher bei Sergio Perez und Lando Norris für das ein oder andere kleine Problemchen sorgen.