Sergio Perez tat sich mit dem Startunfall beim Rennen in Mexiko am vergangenen Sonntag keinen Gefallen. Der Mexikaner droht auf den letzten Metern der Formel-1-Saison 2023 das von Red Bull ausgegebene Ziel zu verfehlen, denn durch seinen Ausfall rückte Lewis Hamilton bis auf 20 Punkte an ihn heran. Diese Situation könnte auch Max Verstappen in die Bredouille bringen. Der Weltmeister verweigerte dem Stallgefährten schon im vergangenen Jahr in Brasilien die Hilfe und ist auch diesmal nicht scharf auf eine Wiederholung der Teamorder-Funksprüche.

"Das ist eine gute Frage. Ich denke, letztendlich sollte es nicht immer an mir liegen, die Punkte zu holen", so Verstappen im Vorfeld des 20. Rennwochenendes in Interlagos mit Blick auf ein mögliches Teamorder-Szenario. Vor zwölf Monaten hatte er für einen Eklat gesorgt, als er für Perez' Kampf um Rang zwei in der Fahrerwertung nicht den sechsten Platz an seinen Stallgefährten abgeben wollte.

Als das Team ihn im Boxenfunk dazu aufforderte, erteilte Verstappen eine eindeutige Absage: "Ich habe es euch schon das letzte mal gesagt, dass die Jungs mich nicht noch einmal um so etwas bitten sollen. Sind wir uns da im Klaren? Ich habe meine Gründe dafür genannt und dazu stehe ich auch", so der Niederländer damals.

Diesmal wünscht er sich klare Verhältnisse und im besten Fall keine Hilfestellung für Perez. "Das wurde letztes Jahr nicht gut besprochen, bevor wir in das Rennwochenende gegangen sind. Hoffen wir, dass wir nicht in diese Situation kommen. Ich denke, das ist für alle besser", sagt er. Blöd nur, dass das Thema laut Perez auch diesmal noch nicht zur Sprache kam. "Nein, wir haben nicht darüber gesprochen. Wenn die Situation kommt, bin ich mir sicher, dass ich die Unterstützung von Max haben werde", so der Mexikaner.

Immerhin traut Verstappen ihm den Sieg über Hamilton aus eigener Kraft zu. "Ich habe Vertrauen in Checo. Er kann vorne bleiben, denn im Durchschnitt haben wir das schnellere Auto", sagt der 26-Jährige. Seit dem Eklat vor einem Jahr beschwören beide immer wieder ihre gute Beziehung auf und abseits der Rennstrecke.

Ricciardo für Perez noch kein Thema

Nachdem Perez dem Wunderkind aus dem Hause Red Bull zu Saisonbeginn 2023 kurzzeitig die Stirn bot, hatten die beiden Teamkollegen sportlich kaum mehr Berührungspunkte. Seit seinem Sieg in Baku ging es für Perez steil bergab, während Verstappen zum Seriensieger avancierte und in Katar seinen dritten WM-Titel in Folge sicherstellte.

Für Perez ist hingegen Existenzkampf angesagt. In Mexiko zeigte sich die Red-Bull-Teamführung rund um Christian Horner und Helmut Marko mit seinem Abschneiden weitestgehend zufrieden. Der Abstand auf Verstappen war im Qualifying überschaubar, doch dafür klemmte sich ausgerechnet Daniel Ricciardo im AlphaTauri zwischen das Red-Bull-Duo auf Startplatz vier.

Nachdem Perez sich beim Rennstart mit einem übermotivierten Manöver selbst aus dem Rennen nahm, haben die Spekulationen um einen Rausschmiss zugunsten Ricciardos maximale Fahrt aufgenommen. Der Australier, der zwischen 2014 und 2019 für Red Bull Racing startete, will sich daran aber nicht beteiligen, zumal dieses Thema zwischen ihm und dem Management auch noch nicht zur Sprache gekommen sein soll.

"Alles, was meinen Vertrag für nächstes Jahr anbelangt, hat mit AlphaTauri zu tun", beteuert der 34-Jährige, der seit seiner Rückkehr in die Formel 1 einzig allein auf seine eigene Performance fokussiert ist: "Für mich persönlich war ein Wochenende wie Mexiko einfach gut für die Seele und auch für das Team. Ich fahre noch nicht lange für sie und wir sind von Platz zehn in der Weltmeisterschaft innerhalb von zwei Rennen zwei Plätze nach vorne gesprungen."

Verstappen empfindet Frage nach favorisiertem Teamkollegen als unfair

Für Teamleader Verstappen dürfte es sportlich keine Rolle spielen, wer für ihn 2024 den Wingman spielt. Zwischen Perez und Ricciardo zu entscheiden, vermag er aber nicht. "Ich finde es ein bisschen unfair, hier zu sitzen und zu sagen, wen ich als Teamkollege bevorzuge oder so. Sie sind beide großartige Teamkollegen und letztendlich liegt diese Entscheidung nicht bei mir, zumal ich sehr auf meine eigene Leistung fokussiert bin", erklärt er.

Doch auch mit Ricciardo war nicht alles Eitelsonnenschein. Als der junge Verstappen dem etablierten Star im Hause Red Bull sukzessive den Rang ablief, platzte Ricciardo irgendwann der Kragen. Er fühlte sich von Red Bull nicht mehr wertgeschätzt und suchte sich 2018 in Baku sein Ventil, indem er Verstappen im Zweikampf aus dem Rennen nahm und wenig später bei Renault unterschrieb.

Erst zwei Jahre später räumte er ein, dass das Rennen in Aserbaidschan in seinen Augen das Band zwischen ihm und seinen langjährigen Förderern endgültig zerschnitten und ihn zum Wechsel zu Renault veranlasst hatte, obwohl Red Bull ihn eigentlich behalten wollte. Das persönliche Verhältnis zwischen ihm und Verstappen litt darunter jedoch nicht, wie der Niederländer hervorhebt.

"Ich hatte mit Daniel immer eine tolle Beziehung als wir Teamkollegen waren, und auch danach, als wir es nicht mehr waren. Aber genauso habe ich eine gute Beziehung zu Checo", sagt er. "Wenn es nächstes Jahr Checo ist, ist das großartig. Ich habe eine super Arbeitsbeziehung mit ihm und er ist auch persönlich ein guter Typ. Wenn es Daniel ist, werden wir auch super miteinander auskommen und eine tolle Zeit haben."

Perez geht von Verbleib bei Red Bull aus

Perez ist sich ob seines bestehenden Vertrages und seiner Erfolge für Red Bull sicher, auch 2024 für die Weltmeister am Start zu sein "Ja, da bin ich zu 100 Prozent zuversichtlich", so der 33-Jährige, der sich um die Gerüchte nicht schert: "Nein, ich bin seit über 13 Jahren in diesem Sport und weiß, dass jeder seine eigene Agenda verfolgt, auch Journalisten."

Ihn beschäftigt die Fahrerfrage bei Red Bull dementsprechend weniger als die Öffentlichkeit: "Ich denke nicht darüber nach. Gerade, wenn es für dich nicht so gut läuft, fokussierst du dich auf den Sport. Es gibt so viele Gerüchte über meine Zukunft, dass ich keine Energie dafür habe. Ich will mich nur auf Sonntag konzentrieren, für alles andere habe ich meinen Manager."