Lewis Hamilton und Charles Leclerc wurden nach dem Formel-1-Rennen in Austin als Einzige disqualifiziert. Die FIA untersuchte am Sonntag allerdings auch nur vier Autos. Der Mercedes-Fahrer will von noch mehr illegalen Teams wissen, die unter dem Radar der Offiziellen mit regelwidrigen Unterbodenplatten davonkommen. Der Regelverstoß bei Mercedes sei zudem einzig eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen und habe auf die Performance zudem keinen Einfluss gehabt.

"Es war einfach ein unglückliches Szenario. Die anderthalb Millimeter Abweichung hinten an der Unterbodenplatte machen nicht den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage", sagt Hamilton im Vorfeld des Mexiko GP gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der Rekordweltmeister sah in den USA nach langer Zeit wieder wie ein Sieganwärter aus, doch am Ende ging die Strategie nicht auf und er musste sich mit Platz zwei hinter Max Verstappen begnügen.

Hamilton behauptet: Mehr F1-Autos waren illegal! (09:45 Min.)

Die Freude über den Mercedes-Aufschwung währte nicht lange. Nach dem Rennen wurden die Unterbodenplatten an den Autos von Hamilton, Leclerc, Rennsieger Verstappen sowie McLaren-Fahrer Lando Norris untersucht. Für Hamilton und Leclerc endete die Überprüfung im Wertungsausschluss. Der Mercedes-Pilot will allerdings von noch deutlich mehr Übeltätern wissen, die der Disqualifikation nur mit Glück entgingen.

Hamilton fordert strengere Kontrollen

"Ich habe aus mehreren unterschiedlichen Quellen gehört, dass es viele andere Autos gab, die auch illegal waren, nur wurden sie nicht getestet und kamen damit davon", so der 38-jährige Brite. "Ich fahre hier seit 16 Jahren und es gab schon andere solcher Szenarien wie dieses, wo Leute mit bestimmten Dingen davongekommen sind und andere einfach Pech hatten, weil sie untersucht wurden."

Sein ehemaliger Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas hatte ähnliche Vermutungen angestellt. Alfa Romeo hatte die Autos konservativ abgestimmt und der Finne hätte eine Überprüfung aller Teilnehmer begrüßt, um zu sehen, ob die Konkurrenz ebenfalls legal unterwegs war. Hamilton fordert ebenfalls strengere Kontrollen.

"Sie haben nur ein paar Autos überprüft und 50 Prozent davon wurden disqualifiziert. Es gibt noch viel mehr Fahrer, deren Autos illegal waren! Ich denke, wir müssen da etwas machen und hoffentlich lernen sie für die Zukunft daraus - und zwar nicht, alle zu checken und dann über 50 Prozent Verstöße zu haben, denn da setze ich all mein Geld drauf, dass es so gekommen wäre", so der siebenfache Champion gegenüber Sky Sports F1.

Mercedes erzwingt keine aggressive Bodenfreiheit

Den Regelverstoß führt er auf unglückliche Umstände zurück. Anstatt beim nächsten Mal ein Disqualifikations-Chaos zu haben, hofft er auf Anpassungen für das Rennwochenende in den USA. "Ich hatte in Austin noch nie dieses Problem und es entstand nur, weil wir dort auch noch das Sprintrennen hatten. Da gäbe es eine einfache Lösung, zum Beispiel, dass wir den Unterboden wechseln dürfen oder das Wochenende anders angehen und das Setup nicht schon Freitagmorgen eingefroren wird", sagt er.

Letztendlich sei die ganze Angelegenheit ohnehin ein Austin-Phänomen. "Das ist die holprigste Rennstrecke auf der wir fahren und das ist wirklich der einzige Grund für diese Verstöße. Es ist so holprig und manche Autos liegen besser als andere. Wenn man nur auf den Kopf von Charles oder auf meinen Kopf achtet, ist ersichtlich, dass unsere Autos ziemlich schlecht liegen, denn wir hüpfen viel herum, weil das Auto aufsetzt."

Red Bull passte die Bodenfreiheit seiner Autos an, nachdem das Team im Training feststellte, dass die Bodenwellen sich stärker als in der Simulation auswirken und das errechnete Setup in der Realität nicht anwendbar ist. Hamilton beteuert jedoch, dass Mercedes die niedrige Bodenfreiheit keineswegs für einen Performancevorteil erzwingt.

"Vergangenes Jahr ging unser Auto am besten, wenn es tief lag, super tief. Also sind wir immer tief und steif gefahren. Unser Auto jetzt funktioniert aber am besten, wenn wir hohe Bodenfreiheiten fahren. Es ist also nicht so, dass wir eine niedrige Bodenfreiheit forcieren", erklärt er. "Wir sind auch wegen diesem Verstoß nicht so schnell gewesen, wie wir es an dem Wochenende waren. Deshalb schmerz es auch so. Hätten wir zum Beispiel hinten die Federn getauscht, hätte das Auto viel besser gelegen."