Die Formel 1 scheint nach der überraschenden Singapur-Pleite von Max Verstappen und Red Bull wieder in ihre gewohnten Bahnen zurückgekehrt zu sein. Scheinbar im Schongang stellte der Niederländer seinen Boliden auf die Pole Position in Suzuka und ist der absolute Topfavorit auf den Rennsieg. Was könnte ihm die Suppe versalzen und was spricht für den 13. Verstappen-Sieg im 16. Rennen? Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Japan gibt es hier im Liveticker.

S wie Startaufstellung

Verstappens neunte Saisonpole war eine seiner eindeutigsten in diesem Jahr mit fast sechs Zehntelsekunden Vorsprung auf Oscar Piastri, der neben ihm ins Rennen geht. Lando Norris startet von der dritten Position, nachdem er im Qualifying eine Niederlage gegen seinen Rookkie-Teamkollegen einstecken musste.

Charles Leclerc folgt dahinter auf Rang 4, während sich Sergio Perez mit beinahe acht Zehntelsekunden Rückstand auf Verstappen mit Startposition fünf begnügen musste. Carlos Sainz wurde ebenfalls von seinem Teamkollegen geschlagen - zum ersten Mal seit der Sommerpause wieder. Lewis Hamilton und George Russell gehen nach einem enttäuschenden Samstag aus der vierten Reihe ins Rennen, gefolgt von Yuki Tsunoda und Fernando Alonso. Nico Hülkenberg scheiterte mit Rang 18 schon in Q1.

S wie Start

405 Meter trennen Polesetter Max Verstappen von der ersten Kurve. Wie schon öfter in dieser Saison hofft die Konkurrenz auf exakt diese Distanz, um dem Red-Bull-Piloten zumindest temporär ein Bein stellen zu können. "Wenn er in Kurve 2 führt, dann können wir nicht viel tun", prognostizierte Lando Norris nach dem Qualifying.

Davor müsste die Attacke von einem der beiden McLaren-Fahrer also kommen, falls sich Oscar Piastri oder Norris tatsächlich Chancen auf den Sieg ausrechnen wollen. Selbst dann wird es zwar schwierig, irgendwie Verstappen hinter sich zu halten, aber immerhin könnte es etwas Spannung reinbringen.

Start in den Japan-GP 2022, Foto: Red Bull Content Pool
Start in den Japan-GP 2022, Foto: Red Bull Content Pool

S wie Strategie

Normalerweise steht an dieser Stelle irgendwas von einer 1-Stopp-Strategie und einem alternativen 2-Stopper, den die Teams aber aufgrund der Track Position vermeiden wollen. An diesem Wochenende ist dem auf jeden Fall nicht so. Die 2-Stopp-Strategie scheint praktisch ausweglos zu sein. Grund dafür sind die heißen Temperaturen in Suzuka in Kombination mit dem rutschigen Streckenbelag und der allgemeinen Streckencharakteristik.

George Russell drückte es am Freitag folgendermaßen aus: "Der Reifenverschleiß ist näher an einem 3-Stopper dran als an einem 1-Stopper." Der harte Reifen wird wohl die beliebteste Wahl sein, vor allem um eine gewisse Flexibilität in der Strategie zu behalten. Allerdings sind auch die anderen beiden Reifensätze gangbare Optionen. Soft-Hard-Hard, Soft-Hard-Soft oder sogar eine Kombi mit allen drei Mischungen werden von Pirelli als mögliche Varianten gehandelt.

S wie Suzuka-Wetter

Suzuka war in den letzten Jahren nicht unbedingt für schönes Wetter bekannt. Regen und sogar Wirbelstürme standen vor dem Japan-GP oft auf der Agenda. Nicht so 2023. Wie schon an den letzten beiden Tagen sind Niederschläge kein Thema. Noch dazu trägt der ein paar Wochen frühere Termin dazu bei, dass die Temperaturen in die Höhe schnellen.

Für den Rennsonntag erwartet man einen klaren Himmel bei Luft-Temperaturen von 26 bis 27 Grad während des Rennens. Man kann also von Streckentemperaturne von etwa 35 bis 40 Grad ausgehen. Ähnliche Verhältnisse gab es bereits im Qualifying am Samstag und im Training.

Red Bull-Fahrer Max Verstappen
So bewölkt wie auf diesem Bild war es in Suzuka an diesem Wochenende nur selten, Foto: LAT Images

S wie S-Kurven

Max Verstappen dominierte das bisherige Wochenende. Das hat er nicht nur, aber zu einem Teil einer ganz bestimmten Passage zu verdanken. In den berühmten Essess zwischen Kurve 3 und Kurve 7 kann niemand die Pace des überragenden Fahrers dieser Saison mitgehen. Auch Teamkollege Sergio Perez ist in diesem Abschnitt Welten von dem zweifachen Champion entfernt.

Auch zwischen den anderen Topfahrern gibt es einige unterschiedliche Wege diese selektive Kurvenkombination zu attackieren. Lando Norris schaltet in Kurve 5 in den fünften Gang hinunter, während praktisch alle anderen Toppiloten im sechsten Gang bleiben - auch Teamkollege Oscar Piastri, der auf seiner schnellsten Qualifying-Runde an dieser Stelle Zeit gegen Norris verlor. Aber das ist alles nichts zu dem gravierenden Vorteil, den Verstappen hat.

S wie Sieger

Müssen wir an dieser Stelle überhaupt mehr als einen Namen nennen? Max Verstappen schickt sich an, als Revanche für Singapur das restliche Feld einmal mehr nach allen Regeln der Kunst auseinanderzunehmen. Seine Vorstellung im Qualifying und allgemein am bisherigen Rennwochenende war ähnlich dominant wie jene auf seinen beiden Heimstrecken in Zandvoort oder Spa.

Das ist selbst für einen so erfolgreichen Fahrer wie ihn keine Selbstverständlichkeit. Auch auf Fehler kann sich die Konkurrenz nicht verlassen. Denn ein Missgeschick von Max Verstappen erlebte man seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr und in dieser Saison eigentlich noch gar nicht - vor allem im Rennen. Es bräuchte wohl einen Defekt oder Safety-Car-Glück, um Verstappen stoppen zu können. Dann wären das Rennen wieder offen, mit Vorteil McLaren.

S wie Sechster WM-Titel

Weltmeister kann Max Verstappen hingegen an diesem Wochenende noch nicht werden. Das unterscheidet ihn von seinem Team. Denn Red Bull hat in Suzuka die Chancen den Titel in der Konstrukteurs-WM unter Dach und Fach zu bringen. Die Mathematik dazu ist einfach: Red Bull benötigt 309 Punkte Vorsprung, um uneinholbar vorne zu sein.

Mercedes hat derzeit einen Rückstand von 308 Punkten und Ferrari fehlen 332 Zähler auf die Bullen. Heißt im Umkehrschluss: Red Bull muss genau einen Zähler mehr sammeln als die Silberpfeile und darf gleichzeitig nicht mehr als 23 Punkte weniger holen als die Scuderia. Bei der Ausgangslage vor dem Rennen deutet also alles darauf hin, dass die Bullen am Sonntag ihren ersten Titel des Jahres bejubeln können.