Eigentlich verstehen sich Max Verstappen und Lando Norris bestens. Vielleicht wollte der McLaren-Pilot auch deshalb zunächst nichts über die Zwischenfälle in Singapur sagen. "Ich will keinen Streit anzetteln", verteidigte sich Norris. In der Pressekonferenz vor dem Japan GP wurden die Piloten nach ihren Meinungen zur Straffreiheit für Verstappen in Singapur befragt. Gleich drei Fälle hatten die Stewards nach dem Qualifying untersucht, dreimal kam Verstappen ohne Strafe davon.
Dann sprudelte es aber doch aus Norris heraus: "Für das Blockieren hätte es eine Strafe geben sollen. Er hat jemanden blockiert." Einerseits wurde der Weltmeister in Singapur vorgeladen, weil er am Boxenausgang absichtlich stehengeblieben war, um Abstand auf den Vordermann nehmen. Die Stewards sprachen lediglich eine Verwarnung aus. Zweimal musste sich Verstappen verteidigen, weil er andere Piloten auf deren schnellen Runden im Weg gestanden hatte.
Im Falle von Logan Sargeant wurde Verstappen komplett freigesprochen. Vor der Zielkurve war es zu einem Stau mit zahlreichen Piloten gekommen, der Red-Bull-Pilot konnte nicht ausweichen. Der Fall mit Yuki Tsunoda war aber interessanter. Die Stewards sahen die Behinderung, sahen aber gleichzeitig mildernde Umstände.
Red Bull schuld oder Verstappen?
Einerseits, dass Verstappen dann doch auf die Seite gefahren ist. "Aber ziemlich spät", wie es im Urteil hieß. Für Tsunoda zu spät, seine Runde war bereits zerstört. Andererseits, dass Verstappen nicht ausreichend von seinem Team gewarnt wurde. Deshalb beließ man es bei einer Verwarnung und 5.000 Euro Geldstrafe für das Team.
Lando Norris zeigt für die Entscheidung wenig Verständnis: "Es liegt nicht nur am Team. Es sollte auch in der Verantwortung des Fahrers liegen, in die Spiegel zu schauen und zu sehen, ob jemand hinter einem fährt. Du hast die ganze Runde nichts anderes zu tun, als in diese Spiegel zu schauen. Und trotzdem scheint es so, als hätten viele Leute damit Probleme, das zu tun. Es sollte härtere Strafen dafür geben, wenn man jemanden blockiert."
"Das ruiniert deine Runde, es ruiniert dein Qualifying", ärgert sich Norris. "Yuki ist deshalb ausgeschieden, im Q1 war er noch Erster." Tsunoda selbst saß neben Norris, wollte sich zum Zwischenfall aber nicht äußern. Als AlphaTauri-Fahrer zeigte er sich dem Red-Bull-Universum loyaler als Norris als Freund. In Singapur verzichtete AlphaTauri darauf, der Anhörung beizuwohnen.
Leclerc wird bestraft, Verstappen kommt davon
"Niemand scheint sich ausreichend zu bemühen und es passiert in diesem Jahr oft", fuhr Norris mit seiner Wutrede fort. "Ich wurde schon ein paar Mal blockiert, vor allem von bestimmten Teams." Norris spricht von Ferrari. In Monaco wurde er von Charles Leclerc aufgehalten. Dort stellten die Stewards fest, dass Leclerc wenig falsch gemacht hatte - das Team hingegen mit der Kommunikation sehr viel. Leclerc wurde trotzdem um drei Startplätze nach hinten versetzt.
Eine sehr ähnliche Begründung führte damals zu einem anderen Urteil. In Monaco war Tim Mayer vorsitzender Steward, in Singapur Garry Connelly. Eigenartig: Connelly und seine Steward-Kollegen schrieben in Singapur noch, dass man sich zahlreiche derartiger Vorfälle aus dieser Saison angesehen hatte und die Verwarnung "in Einklang mit vorangegangenen Entscheidungen" ausgesprochen wurde. Tatsächlich aber gab es in der Formel-1-Saison 2023 keine einzige Verwarnung aus diesem Grund. Einzige Ausnahme: Logan Sargeant, ebenfalls am Singapur-Wochenende.
Nach seinen deutlichen Worten hat Norris nun selbst Angst, ins Fettnäpfchen zu treten: "Wir müssen nichts anderes machen, als den Recharge-Knopf zu drücken und in den Spiegel zu schauen. Damit scheinen einige Leute in der Formel 1 Probleme zu haben. Das ist etwas überraschend. Aber wahrscheinlich wird es mir an diesem Wochenende passieren..."
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