Sergio Perez nahm in Singapur mit seiner Stellungnahme die Schärfe aus der Debatte um Dr. Helmut Markos vermeintlich rassistischen Aussagen. Obwohl der betroffene Mexikaner die Sache spätestens seit einer persönlichen Aussprache als erledigt ansah, ist das Thema in der Formel 1 noch nicht gegessen. Die FIA sprach eine Verwarnung gegen Marko aus. Red-Bull-Teamchef Christian Horner bezog am Freitag außerdem Stellung zur Kritik von Lewis Hamilton. Dessen Mercedes-Boss Toto Wolff legte wiederum noch einmal nach.

Stein des Anstoßes war ein Kommentar Markos, welchen dieser am Montagabend nach dem Italien GP in Monza bei Sport und Talk aus dem Hangar-7 auf ServusTV tätigte. Auf die Leistung von Perez angesprochen, begründete er etwaige Defizite in der Konzentrationsfähigkeit des Fahrers mit dessen lateinamerikanischer Herkunft. Perez beteuerte am Medientag in Singapur, dass er sich dadurch nicht angegriffen gefühlt habe und er die persönliche Entschuldigung Markos angenommen habe.

Die FIA sah sich dennoch veranlasst, den 80-jährigen Red-Bull-Manager zur Ordnung zu rufen. "Wir können bestätigen, dass Helmut Marko eine schriftliche Verwarnung erhalten hat und an seine Verantwortung als öffentliche Person des Motorsports in Übereinstimmung mit dem FIA-Ethikkodex erinnert wurde", heißt es im Statement des Dachverbands, welches Motorsport-Magazin.com vorliegt.

Horner erklärt Stille von Red Bull und beteuert Lektion für Marko

Lewis Hamilton hatte am Donnerstag vor allem eine Reaktion aus dem Hause Red Bull gefordert. Der Rekordweltmeister empfand die Entschuldigung als unzureichend. Red-Bull-Teamchef Christian Horner bezog gegenüber Sky Sports F1 seinerseits Stellung zum Sachverhalt. "Diese Kommentare waren nicht richtig. Ich denke, Helmut hat das schnell erkannt und sich sowohl öffentlich als auch direkt bei Sergio dafür entschuldigt", so der Brite.

Dass Red Bull keinerlei disziplinarische Maßnahmen ergriff, erklärte Horner damit, dass das Rennteam gegenüber Marko dafür schlichtweg keine Handhabe hat. "Er ist kein Angestellter von Red Bull Racing, weshalb wir keine Erklärung abgegeben haben. Er ist Teil des Red Bull-Konzerns, und der Konzern hat sich offensichtlich über den Sender ServusTV entschuldigt", sagt er.

Im Hause Red Bull Racing wurde das Thema ohnehin klein gehalten. Max Verstappen äußerte sich auf die Causa angesprochen mit Humor. "Ich glaube nicht, dass ich die richtige Person bin, um Helmut zu belehren", so der Niederländer, der 2014 als 16-Jähriger von Marko in das Förderprogramm von Red Bull aufgenommen wurde. "Ich denke, er hat schnell eingesehen, was er gesagt hat und sich dafür entschuldigt."

Auch Horner genügt die Einsicht Markos, welche für ihn nach dessen Entschuldigung außer Frage steht. "Ich denke, man lernt im Leben immer dazu, auch mit 80 Jahren. Und ich denke, dass hier unweigerlich Lektionen gelernt wurden", sagt der 49-Jährige. Sein Counterpart aus dem Hause Mercedes schlug am Freitag allerdings in dieselbe Kerbe wie Hamilton und rügte Marko für dessen Verhalten.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sieht Schaden für Formel 1

"Ja, wir lachen über Südamerika, aber es ist ein Thema, das überhaupt nicht lustig ist", so Toto Wolff mit Blick auf Markos geografisch inkorrekte Einordnung Mexikos. Er kann nicht über die Aussagen seines Landsmannes hinwegsehen, denn für ihn ist dessen Denkweise eher ein Problem als das gesprochene Wort. "Es ist nicht nur das, was gesagt wurde, sondern es ist die Einstellung, dass man so etwas überhaupt sagen kann, und das hat keinen Platz in der Formel 1", stellt er klar.

Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Debatten und damit einhergehender Maßnahmen der Formel 1, sieht er die Denkmuster und Aussagen als geschäftsschädigend an: "Das ist nichts, das in der Vergangenheit hätte gesagt werden sollen, und sicherlich nicht jetzt oder in der Zukunft. Wir alle wissen, dass wir mehr Vielfalt in der Formel 1 brauchen, mehr Inklusion. Und die Teams tun ihr Bestes, um ein Umfeld zu schaffen, in dem das möglich ist. Und natürlich werfen Aussagen wie diese nicht das Licht auf die Formel 1, das sie für all ihre Aktivitäten verdient."