Dr. Helmut Marko geriet nach dem Formel-1-Rennen in Monza für Aussagen über Sergio Perez unter Beschuss. Der Red-Bull-Berater stellte einen Bezug zwischen der Leistung seines Fahrers und dessen Herkunft her, woraufhin ihm rassistische Tendenzen unterstellt wurden. Der Österreicher stellte die Sache ohne Umschweife klar und auch Sergio Perez empfand die Kommentare nicht als Affront. Der Mexikaner kennt Marko gut genug, um die Worte richtig einzuordnen. Mercedes-Pilot Lewis Hamilton rügte den Red-Bull-Manager dennoch.

"Es ist völlig inakzeptabel, was er gesagt hat", so Hamilton am Donnerstag vor dem Singapur GP im Gespräch mit Sky Sports F1. "Da wir sagen, dass es in diesem Sport keinen Platz für jegliche Art von Diskriminierung gibt, was auch so sein sollte, ist es nicht gut für uns, wenn Führungspersönlichkeiten und Leute in seiner Position solche Kommentare machen", so der Brite weiter.

Er empfindet unbedachte Aussagen als hinderlich für den gesellschaftlichen Fortschritt: "Ich denke, es zeigt erstens die Arbeit, die noch geleistet werden muss. Es gibt eine Menge Leute im Hintergrund, die wirklich versuchen, diese Art von Dingen zu bekämpfen, aber es ist schwer zu steuern, wenn es Leute an der Spitze gibt, die diese Denkweise haben, die uns einfach am Fortschritt hindern. Das überrascht mich nicht, um ehrlich zu sein."

Marko war am Montag nach dem Rennen in Monza bei Sport und Talk aus dem Hangar-7 auf ServusTV zu Gast und hatte dort die Leistung von Perez folgendermaßen eingeordnet. "Er hat Probleme im Qualifying, er hat Formschwankungen, er ist Südamerikaner, und er ist halt im Kopf nicht so völlig fokussiert, wie es beispielsweise Max oder wie es Sebastian war", so der 80-Jährige.

Perez fühlte sich von Marko nicht angegriffen

In den sozialen Medien folgte ein Sturm der Entrüstung sowie Spott über die Tatsache, dass Mexiko überhaupt nicht in Südamerika liegt. Der vermeintlich betroffene Sergio Perez äußerte sich im Vorfeld des Singapur GP erstmals zur Thematik und ordnete diese ohne jedes Drama ein. Er fühlte sich nämlich keineswegs angegriffen. "Überhaupt gar nicht, wenn ich ganz ehrlich bin", so der 33-Jährige.

Er versteht, dass es auf Außenstehende anders wirken kann. "Wenn du das isoliert betrachtest, kann es sehr respektlos sein, aber ich kenne Helmut und pflege eine persönliche Beziehung zu ihm, was mir sehr hilft, ihn zu verstehen", erklärt Perez. Marko versuchte die Wogen in der Öffentlichkeit sofort mit einem Statement zu glätten.

"Ich wollte unterstreichen, dass die Leistungen von Checo, obwohl er in Monza ein tolles Rennen gefahren ist, dieses Jahr große Schwankungen aufweisen. Es war falsch, einen Bezug zu seiner Herkunft herzustellen. Dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen", so der 80-Jährige, der darüber hinaus auch mit Perez sprach.

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"Er hat sich persönlich bei mir entschuldigt und so wie in allen Belangen in einer Beziehung ist es entscheidend, was du persönlich fühlst und nicht was die Öffentlichkeit empfindet", stellt Perez klar, dass er sich nie angegriffen fühlte. "Ich kenne ihn und weiß, dass er das nicht so gemeint hat."

Für Perez war alleine die persönliche Aussprache entscheidend, die Sache beizulegen: "Helmut hat sich entschuldigt. Ich denke, wir machen alle mal Fehler und das Wichtigste ist, dass ich seine Entschuldigung annehme. Was hinterher in den Medien oder in der Öffentlichkeit daraus gemacht wird, liegt nicht in meiner Macht. Für mich zählt sowieso nur die persönlich Beziehung."

Hamilton reicht Entschuldigung von Marko nicht

Lewis Hamilton wiederum empfand die Entschuldigung Markos als unzureichend. "Das ist nichts, wofür man sich einfach entschuldigt und dann ist alles in Ordnung", so der siebenfache Weltmeister, der von Red Bull ein starkes Zeichen vermisst. "Ich denke, es muss mehr getan werden. Wenn in einem Team Kommentare von einzelnen Personen abgegeben werden, werden diese normalerweise entfernt oder sie geben ein Statement heraus und sagen, dass sie diese Art von Dingen nicht unterstützen. Es ist also interessant, dass sie das in diesem Fall nicht getan haben."

Bei Mercedes hätte es in einem vergleichbaren Fall definitiv Sanktionen gegeben: "Es ist nicht mein Team und es ist nicht die Art und Weise, wie wir uns als Team verhalten. Es zeigt, wie wichtig es ist, dass wir die Arbeit fortsetzen, die ich mit meinem Team und dem Sport zu tun versuche. Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, um sicherzustellen, dass dies ein inklusiveres Umfeld ist."