"Was zur Hölle?! Bist du dumm?" Lando Norris konnte sich nach dem Strategie-Malheur des eigenen Teams nicht zurückhalten. Während die meisten anderen Autos zu Beginn des Großen Preises der Niederlande schon für einen Wechsel auf Intermediate-Reifen an die Box gekommen waren, war der Brite noch auf Slicks unterwegs.

Während links und rechts die Boliden auf Intermediates geradezu am McLaren mit der Nummer vier vorbeiflogen, berichtete Norris' eigener Renningenieur, dass der McLaren-Pilot schneller als diese sei. Norris regte sich darüber lauthals auf und bog zum Stopp in die Boxengasse ein. Ein zu harter Umgang mit dem eigenen Team? Nicht laut Teamchef Andrea Stella, der seinen Fahrer lobt.

Stella lobt Norris: Wie ein Champion

"Lando war zu dem Zeitpunkt natürlich frustriert, weil er realisiert hat, dass wir eine Chance verpasst haben, weil wir eine Runde zu lange draußen geblieben sind", erklärt Stella die hitzige Situation. "Wichtig ist, dass du weißt, was Racing ist und, dass du dir im Klaren darüber bist, wie du mit den Kommentaren von Fahrern umgehen solltest", weiß der Italiener.

In der Hitze des Gefechts kochen die Emotionen oft hoch, insbesondere bei den Fahrern auf der Strecke. Das heißt jedoch nicht, dass die Piloten nach dem Rennen noch genauso hinter diesen Kommentaren stehen. Im Falle Norris freut sich sein Teamchef jedoch sogar über den Ausraster.

"Lando hat das angesprochen und das ist das, was Champions tun. Wir mögen diesen Charakter. Wir möchten vom Fahrer herausgefordert werden", erklärt der McLaren-Teamchef. Von einem zu empfindlichen Team möchte Stella nichts hören. "Unsere Kultur im Team ist stark, wir können damit umgehen."

Zudem sieht Stella neben der Champion-Mentalität seitens Norris einen weiteren Vorteil für sein Team durch diese Kritik. "Wir wollen lieber so einen Fahrer, als einen passiven Fahrer, der alles hinnimmt und der Entwicklung des Teams nicht weiterhilft. Für uns war das kein Problem."

Zu hart? Norris erkennt grobes Verhalten selbst

Dass die Kommentare gegenüber bestimmten Teilen des Teams zu hart gewesen sein könnten, erkennt der Brite laut seinem Teamchef ebenfalls selbst. "Lando selbst ist sich darüber im Klaren, dass er grob gegenüber dem Team rüberkam, aber das hat er direkt nach dem Rennen geklärt."

Lando Norris im Regen von Zandvoort
Im Regen von Zandvoort lagen die Nerven blank, Foto: LAT Images

Auch Norris selbst blickt mittlerweile anders auf die Situation zurück, als mitten im Renngeschehen. "Wenn du dir diese Szenen im Nachhinein anschaust, denkst du immer, dass du dich aussehen lässt wie einen Vollidioten. Die Leute, mit denen ich spreche, wissen, dass ich das, was ich am Funk sage, nicht so meine."

"Wir haben ein paar Fehler gemacht mit unserer Strategie, aber ein bisschen davon sind einfach nur Emotionen. Ich höre mich immer so an, als ob ich weine und am Radio trauere, ich hasse das."