Der "Kampf" an der Spitze der Formel 1 ist bereits so gut wie entschieden. Sollte nichts absolut Außergewöhnliches mehr passieren, werden sich Red Bull und Max Verstappen am Ende der Saison erneut zum Weltmeister krönen dürfen. Beim Kampf um den zweiten Platz geht es dafür deutlich spannender zu. Vier Teams besitzen noch mehr oder weniger realistische Hoffnungen auf den ersten Verfolgerplatz. Welche Argumente für bzw. gegen die einzelnen Teams in der zweiten Saisonhälfte sprechen verraten wir in unserer Übersicht.

Mercedes: Sichere Nummer 2?

Zur Halbzeit der Formel-1-Saison 2023 hat Mercedes von allen Teams die besten Chancen, am Ende auf dem zweiten Platz zu landen. Obwohl Teamchef Toto Wolff nicht müde wird klarzustellen, dass den einstigen Dauerweltmeister ein zweiter Platz nicht zufrieden stellt, wird dieser für Mercedes wohl das höchste der Gefühle bleiben in dieser Saison. Seitdem das Team aus Brackley in Monaco mit einem rundum erneuerten W14 angereist ist, hat sich Mercedes als zweitbeste Kraft etabliert - mit vereinzelten Ausnahmen. Der Vorsprung zum Drittplatzierten Aston Martin beträgt vor dem Niederlande GP 51 Punkte.

Theoretisch sollte sich an dem zweiten Platz nichts mehr ändern. Einerseits hat Toto Wolff bereits angekündigt, dass der aktuelle Bolide, auch im Hinblick auf die nächste Saison, noch eine Zeit lang weiterentwickelt wird. Andererseits ist der Punktevorsprung vor den anderen Teams mittlerweile so groß, dass es einen deutlichen Performance-Sprung der Konkurrenz brauchen würde, damit Mercedes um den zweiten Platz nochmal zittern müsste.

Aston Martin: Der Ausbruch aus dem Formtief?

In den ersten Rennen der Saison schien sich Aston Martin noch als der klare Red-Bull-Verfolger Nummer 1 zu etablieren. Groß angekündigte Update-Pakete wie das in Kanada ließen zwischendurch sogar Optimismus aufkommen, dass das Team aus Silverstone sogar Red Bull ansatzweise gefährlich werden könnte. Doch seit dem Österreich GP macht sich Ernüchterung beim Überraschungsteam der ersten Saisonrennen breit. Lediglich 21 Punkte konnte Aston Martin in den letzten vier Rennen vor der Sommerpause sammeln. Eine stagnierende Form bei der Entwicklung, unterdurchschnittliche Leistungen von Lance Stroll, sowie ein wiedererstarktes McLaren sorgten dafür, dass Aston Martin mittlerweile deutlich auf den dritten Platz in der Gesamtwertung abgerutscht ist.

F1 Team-Check: Aston Martin im Formtief! Was steckt dahinter? (16:22 Min.)

Laut den Ingenieuren funktioniert das Kanada-Update nicht so, wie man es sich im Hause Aston Martin vorgestellt hatte. Upgrades in den ersten Rennen nach der Sommerpause sollen Abhilfe schaffen. Chancen auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung hat Aston Martin allerdings nur, wenn diese Updates auch einschlagen - zu groß ist mittlerweile der Abstand auf Mercedes. Der Blick wird wohl eher nach hinten als nach vorne gehen, denn Ferrari und McLaren befinden sich bereits in Lauerstellung.

Charles Leclerc im Rennen in Belgien.
Ferrari ist in der Rückrunde eine Wundertüte, Foto: LAT Images/Michael Potts

Ferrari: Überall schlechter als Red Bull

In einer kleinen Medienrunde, bei der auch Motorsport-Magazin.com anwesend war, brachte Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur die Probleme der Scuderia treffend auf den Punkt. "Ich denke nicht, dass es einen einzelnen Punkt gibt, an dem sie [Red Bull] viel besser sind als alle anderen. Sie liefern auf jeder einzelnen Säule der Performance ab: Die Fahrer, der Motor, das Chassis, die Aerodynamik, die Aufhängung und die Strategie." Ferrari hängt in so gut wie allen Aspekten dem Klassenprimus Red Bull hinterher. Die Summe aus den einzelnen kleinen Rückständen bildet eine große Lücke, die seit der zweiten Hälfte der Saison 2022 immer weiter auseinander geht.

Die Rückrunde der aktuellen Saison ist eine Wundertüte für die Scuderia. Die Reifenprobleme hat Ferrari zwar mittlerweile in den Griff bekommen, doch auch in Maranello rechnet man sich für den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung bestenfalls geringe Chancen aus. Hinzu kommt, dass das Traditionsteam sowohl in Zandvoort als auch in Monza ohne Updates an den Start gehen wird.

Ferrari vs. Mercedes: Weit abgeschlagen! Wird das noch was? (13:19 Min.)

McLaren: Das Team der Stunde mit Außenseiter-Chancen

Nach einem katastrophalen Saisonstart war McLaren in den Rennen vor der Sommerpause nicht mehr wiederzuerkennen. Seit dem Österreich GP, bei dem McLaren das erste Mal sein großes Update präsentierte, hat das Team aus Woking 74 Punkte sammeln können - mehr als Mercedes. Der Punkterückstand auf den zweiten Platz beträgt allerdings weiterhin, vor allem durch die Nullnummern am Saisonstart, 144 Punkte. Sollte McLaren die aktuelle Form auch nach der Sommerpause beibehalten können, hätte das Papaya-Team bestenfalls noch Außenseiter-Chancen auf den zweiten Platz.

F1 Team-Check: McLaren schlägt zurück! was macht sie so stark? (15:39 Min.)

Nach Zandvoort wird McLaren ohne Upgrades im Gepäck anreisen, doch in Monza soll das nächste Performance-Update installiert werden, das sich vor allem auf die Highspeed-Strecken im Kalender fokussiert.

Ein noch ausführlicheres Zwischen-Zeugnis für die Red-Bull-Verfolger lest ihr in Ausabe #92 des Motorsport-Magazins (jetzt Motorsport-Magazin bestellen ). Darin knöpfen sich Rebekka, Louis und Stephan die Anwärter auf den Meistertitel in der Formel 2 (wie Toto Wolff die Verfolgerriege nennt) genau vor und analysieren im Detail, wer sich wie gut geschlagen hat und was sich noch tun muss, um die eigenen Ziele zukünftig besser zu erfüllen und mehr als nur den "Cup der Verlierer" zu gewinnen.

Hülkenberg fährt weiter Formel 1! Haas ohne Alternative? (09:26 Min.)