Für Ferrari geht es in der Formel 1 seit der Einführung der neuen Technik-Regeln permanent in die falsche Richtung. Seitdem man im Vorjahr mit dem besten Auto in die Saison gestartet war, ging es zunehmend nach hinten. Im zweiten Halbjahr 2022 war Red Bull bereits klar vorne, in der laufenden Formel-1-Saison hat sich der Abstand nur noch weiter vergrößert.

Eine Trendwende ist derzeit trotz einzelner hoffnungsvoller Wochenenden nicht in Sicht. Teamchef Frederic Vasseur zieht vor dem Ende der Sommerpause in der Königsklasse eine pessimistische Bilanz: Ferrari muss nicht an nur einer Stellschraube arbeiten, Red Bull ist bei allen Performance-Faktoren ein Stück voraus. Das gelte aber nicht nur für Ferrari.

Red Bull in allen Belangen besser

Vasseur sagte wenige Tage vor dem Niederlande-GP: "Ich denke nicht, dass es einen einzelnen Punkt gibt, an dem sie viel besser sind als alle anderen. Sie liefern auf jeder einzelnen Säule der Performance ab: Die Fahrer, der Motor, das Chassis, die Aerodynamik, die Aufhängung und die Strategie."

Dementsprechend muss Ferrari seinen Aufholprozess auf diese verschiedenen Säulen verteilt angehen. "Es wäre ein Fehler, wenn wir uns auf einen Bereich fokussieren würden und nur dort versuchen das Beste rauszuholen", so Vasseur. Stattdessen müsse es das Ziel sein, in allen Bereichen gleichzeitig Verbesserungen anzustreben und nicht einzelne grundlegende Veränderungen.

"Ich weiß, dass es Platz für Verbesserungen gibt und es ist klar, dass wir auf jedem Pfeiler der Performance einen Schritt nach vorne machen müssen", spornte er sein Team an. In der ersten Saisonhälfte prägte Inkonstanz von einem Wochenende zu anderen die Leistungen von Ferrari. Bei einzelnen Rennen war die Scuderia die zweitbeste Kraft, manchmal lag man aber auch eindeutig hinter Mercedes und/oder Aston Martin zurück.

Ferrari vs. Mercedes: Weit abgeschlagen! Wird das noch was? (13:19 Min.)

Ferrari: Keine Upgrades in Zandvoort und Monza

Kurzfristig sind aber keine Neuerungen am Auto geplant. Sowohl beim Rennwochenende in Zandvoort als auch in Monza wird auf Upgrades verzichtet. Für den restlichen Verlauf der Saison stellte Vasseur aber noch einige Verbesserungen am Auto in Aussicht. Unabhängig davon arbeitet Ferrari bereits am Auto für die Saison 2024.

Teil des Entwicklungs-Prozesses in der Ära Vasseur in Maranello ist auch die Anwerbung neuer Mitarbeiter. Der Ferrari-Teamboss konnte allerdings noch nicht mit neuen Namen aufwarten. "Wir haben eine gute Neuanwerbungen, aber ich werde keine Namen verraten, bevor nicht alles durch ist, inklusive dem Deal mit dem alten Team." Eine Ursache für diese Verzögerungen sind Sperrfristen, die in der Formel 1 vor allem bei hochrangigen Mitarbeitern bei Wechsel zwischen einzelnen Teams Gang und Gäbe sind.

Sperrfristen verzögern Ferrari-Neuzugänge

"Es ist ein langfristiger Prozess, denn manchmal beginnen die Leute dann erst am ersten Januar 2024, im Juli 2024 oder am Anfang von 2025. Das macht es etwas frustrierend", sagte Vasseur. Die grundsätzliche Struktur des italienischen Teams soll sich dadurch aber nicht ändern. "Wenn in den nächsten 18 Monaten drei, fünf oder zehn neue Leute kommen, dann ändert das die Philosophie nicht", so der ehemalige Alfa-Sauber-Teamboss.

Ein weiterer Faktor, der den Transfer von neuen Mitarbeitern erschwert, ist die Budgetgrenze. "Man kann nicht mehr nur anhand der Bezahlung neue Mitarbeiter rekrutieren, das ist mit dem Kostendeckel ein Albtraum. Denn man muss bei den Neuanwerbungen effizient sein und die richtigen Leute auswählen", erklärte Vasseur und fügte hinzu: "Es dauert Zeit, um zu wissen, wo wir uns verbessern müssen und die richtigen Leute dafür zu finden."