Die Formel 1 befindet sich 2023 in der Sommerpause. Motorsport-Magazin.com nutzt diese Zeit, um die erste Saisonhälfte aller F1-Teams nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer erfüllt sein Plansoll und welche Teams bleiben hinter ihren Erwartungen zurück? Heute wieder ein Team aus der zweiten Kategorie: Alfa-Sauber.

Ziel vs. Realität:
Sauber befindet sich derzeit in einer Art Wartestadium. Warten darauf, bis man mit Audi voll durchstartet. Deshalb sind die Ziele des Teams in erster Linie langfristiger Natur, kurzfristig verzichtete man im Winter auf eine klare Zielvorgabe. Aber es muss angesichts von Konstrukteurs-P6 im Vorjahr der Anspruch sein, diese Position im Mittelfeld ungefähr zu halten. An diesem Ziel schrammt das Team jedoch derzeit meilenweit vorbei. Stattdessen versinkt die Mannschaft aus Hinwil im Niemandsland.

Der Kampf um die rote Laterne ist wohl der einzige, in dem man 2023 auf Kurs zum Sieg ist, nur AlphaTauri steht derzeit noch schlechter da. Beide Alfa-Fahrer zusammen könnten in der Sommerpause nur vier Punkteresultate vorweisen. Das Qualifying erwies sich für den Großteil der Saison als Schwachstelle, bis zum Sensations-Wochenende in Ungarn schaffte man überhaupt nur einen Q3-Einzug. Am Hungaroring, als gute Punkte möglich schienen, standen man sich dann jedoch selbst im Weg.

Entwicklung 2023:
Eine wirkliche Entwicklung ließ sich bei Alfa Romeo trotz Updates im Laufe der Saison nicht feststellen. Vor der Sommerpause kämpfte das Team nach wie vor mit ähnlichen Problemen, wie noch vor Saisonbeginn. Die größte Problemstelle in schnellen Passagen konnte man zwar im Laufe des Jahres etwas dämpfen, doch gleichzeitig entwickelte sich natürlich auch die Konkurrenz weiter und kaschierte so die langsamen Fortschritte der Schweizer. Zudem werden sie noch vom Problem begleitet, dass der Alfa aerodynamisch nicht sehr effizient ist und ihm auf der Geraden Topspeed fehlt.

Höhepunkt 2023: Bahrain-Start gelungen
Das Beste kommt am Anfang. Dieses Motto scheint Alfa Romeo in der neuen Regel-Generation verinnerlicht zu haben. 2022 ging man mit einem vorderen Mittelfeld-Auto in die Saison und konnte den Großteil der Punkte in den ersten neun Saisonrennen einfahren. 2023 schloss das Team daran zwar nicht mehr an, das erste Saisonrennen lieferte trotzdem eine überaus positive Überraschung. Im engen Mittelfeld konnte Valtteri Bottas von einem guten Start profitieren und den achten Rang bis ins Ziel bringen. Besser wurde es in diesem Jahr bisher nicht mehr.

Tiefpunkt 2023: Ungarn-Sensation vergeigt
Was die Performance des C43 und der beiden Alfa-Fahrer angeht, war das Wochenende in Ungarn wohl das Highlight der Saison. Von Freitag an machten Zhou und Bottas einen guten Eindruck und sicherten dem Team das beste Qualifying-Ergebnis seit über zehn Jahren. Dumm nur, dass man sich nicht mit Punkten belohnte. Ein technisches Problem am Start kostete Zhou Positionen, dann lieferten beide in den ersten Kurven unabhängig voneinander keine Glanzleistungen ab. Schlechter kann ein Rennstart nicht laufen!

Alfa-Romeo-Fahrer: Valtteri Bottas bekommt Druck

Valtteri Bottas
WM: 15. Platz (5 Punkte)
Note im MSM-Ranking: 3,3 (17. Platz)
Valtteri Bottas befindet sich bei Sauber etwas im Kimi-Modus. Die ganz große Motivation ist ihm schon seit seinem Aus bei Mercedes nicht mehr anzumerken. 2023 hat sich das nicht unbedingt verbessert. Stattdessen verlief die Saison gemessen an den Ansprüchen eines ehemaligen Grand-Prix-Siegers verhalten. Bottas hat Zhou nur knapp im Griff, sowohl im Qualifying als auch im Rennen liegt er praktisch auf Augenhöhe mit ihm. Fahrerisch leistet er sich zwar nur selten Fehler, doch wie schon in seinen Mercedes-Jahren ist er auch bei Alfa-Sauber nicht der beste Überholer - im engen Mittelfeld kostet das schnell einiges an Zeit und somit an potenziellen Punkten.

Guanyu Zhou
WM: 16. Platz (4 Punkte)
Note im MSM-Ranking: 3,25 (16. Platz)
Guanyu Zhou hat seinen positiven Trend der vergangenen Saison weiter fortsetzen können. Fehler unterlaufen ihm nach wie vor selten, seine allgemeine Pace wurde gemessen am Teamkollegen über die Winterpause klar besser. Ein Supertalent schlummert in ihm zwar nicht, er bringt aber ebenso unauffällig wie Bottas in der Regel sein Auto unbeschadet ins Ziel. Die Punkteausbeute wird seiner positiven Entwicklung nicht gerecht.

Fazit & Ausblick:
Alfa-Sauber ist 2023 so unauffällig wie langsam. Die Updates zünden nur begrenzt und die großen Stärken kann das Team nur auf einzelnen Strecken ausspielen. Auch in der zweiten Saisonhälfte sind von dem Team keine großen Sprünge zu erwarten. Warten auf Audi ist angesagt in Hinwil - und damit verbunden das große Hoffen und Bangen, ob Audi tatsächlich kommt. Zweifel daran werden schon seit Monaten in der Gerüchteküche gesät.