Max Verstappen startete mit einem Rucksack von fünf Startplätzen im Gepäck in das Formel-1-Rennen in Belgien. Daran, dass die Siegesserie des Niederländers in Spa enden könnte, glaubten trotzdem nur die wenigsten. Zurecht, wie Verstappen bewies. Denn der Red-Bull-Pilot konnte locker zum dritten Mal in Serie auf seiner Haus- und Hofstrecke in den Ardennen den Sieg einfahren.

22 Sekunden gab er seinem Teamkollegen Sergio Perez mit, nachdem er ihn in der 17. von 44 Runden überholte. Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko streute seinem Topfahrer im TV-Interview bei Sky Deutschland einmal mehr Rosen: "Das ganze Wochenende war eine unglaubliche Performance. Das ging mit so einer Leichtigkeit und Souveränität und das erhebt ihn jetzt schon zu den ganz Großen des Sports".

Stunk am Boxenfunk: Verstappen gibt Entwarnung

Das einzige Störfeuer im Rennen war ein kurzes Streitgespräch zwischen Verstappen und seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase. Lambiase rügte seinen Fahrer dafür, dass er nach dem zweiten Boxenstopp zu stark angegast sei. "Du hast den Reifen auf der Outlap viel zu viel rangenommen. Ich bin mir nicht sicher ob das vernünftig ist", sagte Lambiase am Funk.

"Dieser Reifen hatte im ersten Stint einiges an Verschleiß. Ich würde dich darum bitten, deinen Kopf etwas mehr einzusetzen", legte Lambiase etwa eine Runde später nochmal nach. Verstappen konterte mit einem Gegenvorschlag: "Ich kann jetzt auch den Reifen runterfahren und dann machen wir einen Extra-Stopp. Ihr wollt doch sicher auch Boxenstopps trainieren."

Ein Vorschlag, der mitnichten Ernst gemeint war, wie der Rennsieger in der Pressekonferenz betonte. "Das Team mag es nicht, einen weiteren Boxenstopp zu machen, also erwähnte ich es und machte sie dabei ein bisschen nervös", lachte Verstappen und erklärte, dass man in diese gesamte Konversation nicht zu viel hineininterpretieren solle. "Wir kennen uns und pflegen eine gute Beziehung", so Verstappen.

Belgien GP: Leader Max Verstappen
Foto: LAT Images

Der Weltmeister versuchte in dieser Rennphase offenbar den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde einzufahren. Zwischenzeitlich setzte er dabei auch die schnellste Runde, doch am Rennende unterbot Lewis Hamilton nach einem Extra-Boxenstopp noch die Zeit von Verstappen.

Max Verstappen fährt taktisch: Kein Risiko am Start

Der Schlagabtausch am Funk blieb sowieso folgenlos. Der nun 45-fache Grand-Prix-Sieger konnte ohne Probleme seine Reifen ins Ziel bringen. Er war über die gesamte Dauer des Rennens der dominierende Fahrer und musste sich nur in den ersten Umläufen durch den Verkehr arbeiten.

Verstappen machte am Start seine Ansage von Samstag wahr und ging kein Risiko ein. Dass er dennoch schnell zwei Plätze gutmachen konnte, lag in erster Linie an einer Kollision zwischen Oscar Piastri und Carlos Sainz in der ersten Kurve. "Beide gingen hart in die Kurve und ich wusste genau, was passieren würde. Ich entschied mich da rauszuhalten und eine weite Linie zu wählen, nachdem (Piastri) den Schaden hatte, wartete ich ab wie es sich entwickeln würde", beschrieb Verstappen seine Startphase.

Dadurch kam Verstappen nicht gut aus Kurve 1 heraus und konnte am Rennbeginn keine weiteren Plätze gutmachen. Die größte Risiko-Phase hatte er aber damit überstanden und konnte locker, ohne Eile und ohne Risiko einen Fahrer nach dem anderen aufsammeln. Das dauerte etwas länger als erwartet. "Ich hatte etwas Pech, dass ich hinter Lewis hängen blieb, als er im DRS von Charles war, deshalb kam ich nicht vorbei", sagte er.

Verstappen vs. Perez: Sieg-'Duell' schon früh entschieden

Erst als Hamilton aus dem DRS-Bereich gefallen war, gelang Verstappen das Manöver. In Runde 6 war der Rekord-Weltmeister fällig, Charles Leclerc kassierte er im neunten Umlauf. Sergio Perez hielt sich zwar bis zum ersten Boxenstopp auf Platz 1, im 17. Umlauf konnte der Mexikaner aber auch keinen Widerstand mehr leisten und musste Verstappen passieren lassen.

Die 27 Runden danach mutierten zu einer Solo-Vorstellung, die neben dem verbalen Schlagabtausch mit Lambiase nur durch einen kurzen Regenschauer etwas Würze bekam. In Eau Rouge verzeichnete der geborene Belgier im Nassen einen kleinen Rutscher, den er allerdings geschickt korrigieren konnte. Nachher war der Weg frei zum sage und schreibe achten Grand-Prix-Sieg in Serie.