Milton Keynes ist außerhalb der grünen Insel nur für eines bekannt: Einen Formel 1 Rennstall der einst grüne Raubkatzen und seit einem Jahr rote Bullen als Wappentier besitzt.

Ob dies etwas mit den 46 Nachbarschaftsbeschwerden über unerlaubte Tierhaltung innerhalb des letzten Jahres zu tun hat, bleibt zwar ungeklärt, doch eine gewisse animalische Anziehungskraft scheint von der Gemeinde Milton Keynes dennoch auszugehen.

Anders lässt es sich nicht erklären, dass einer der begehrtesten Designer der Königsklasse des Motorsports bereits zum zweiten Mal innerhalb von nur vier Jahren einen Wechsel nach Milton Keynes bekannt gegeben hat.

This time no Neweygate

Der Meister der Entwürfe zieht nach Milton Keynes., Foto: Sutton
Der Meister der Entwürfe zieht nach Milton Keynes., Foto: Sutton

Nachdem Adrian Neweys Wechsel in die Jaguar-Obhut seines Freundes Bobby Rahal anno 2001 noch am Tag der Bekanntgabe von Ron Dennis und McLaren storniert wurde, verkündete am Dienstag das Red Bull Racing Team die überraschende Verpflichtung des Vaters der letzten Weltmeisterautos von Williams und McLaren.

Die britisch-österreichische Truppe scheint aber aus den Fehlern des Jaguar Teams gelernt zu haben. Anstatt eine Pressemitteilung herauszugeben, in welcher Newey seinen Wechsel bejubelt, hielten sich die Dunkelblauen äußerst kurz: "Red Bull Racing ist glücklich heute bekannt geben zu dürfen, dass Adrian Newey das Team ab Februar 2006 als Chief Technical Officer verstärken wird."

Mehr hatte Red Bull nicht zu diesem Supercoup zu sagen. Ganz anders war es vor viereinhalb Jahren am 1. Juni des Jahres 2001. Damals wurde Newey in einem Jaguar Press Release wie folgt zitiert: "Das war keine einfache Entscheidung für mich. Ich habe die vier Jahre bei McLaren sehr genossen." Um genau 16:00 Uhr des selben Tages verschickte McLaren eine eigene Pressemitteilung mit dem Titel: "Adrian Newey bleibt bei McLaren".

Darin wurde Newey wie folgt wiedergegeben: "Während ich froh bin meinen Verbleib bei McLaren International bestätigen zu können und ich mich auf die anstehenden spannenden Möglichkeiten freue, bedauere ich die Spekulationen, die durch meine Gespräche mit meinem guten Freund Bobby Rahal ausgelöst wurden."

Bislang blieb eine McLaren-Antwort auf das kurze Red Bull Schreiben aus. Ein Statement-Wirrwarr wie bei der Neweygate-Affäre anno 2001 würde es angesichts der Kurzform des Bullen-Textes aber ohnehin nicht geben.

Lieber Newey als Schumacher

Am Nachmittag nahm sich wenigstens Sportdirektor Christian Horner die Zeit ein paar Worte zu seiner Neuverpflichtung zu sagen. "Das ist eine unglaubliche Verpflichtung für uns", jubilierte Horner gegenüber Reuters. "Wenn ich die Wahl zwischen Adrian Newey und Michael Schumacher hätte, dann würde ich immer Adrian nehmen."

Denn mit der Verpflichtung des anerkannten Stardesigners und Vaters des schnellsten F1-Boliden der Saison 2005 sendet Red Bull "genau die richtige Message" in die weite F1-Welt hinaus: Das Anliegen des Teams ist es nicht nur Marketing für Flügel verleihende Dosen zu betreiben. Red Bull Racing möchte in der Spitzengruppe mitmischen und eines Tages Siege feiern.

Die Zeiten in rosa sind vorbei: Ab 2006 arbeitet Newey in dunkelblau., Foto: Sutton
Die Zeiten in rosa sind vorbei: Ab 2006 arbeitet Newey in dunkelblau., Foto: Sutton

Bei Red Bull steht Newey nach den Titelgewinnen mit Williams und McLaren genau jener großen, neuen Herausforderung gegenüber, welche er schon seit Jahren sucht. "Die Größe der Aufgabe darf nicht unterschätzt werden", merkt Horner an, "aber er wird sich mit aller Kraft in das Abenteuer werfen." Die Gespräche mit Horner zogen sich bereits "eine Weile" hin, "aber nach Saisonende ging es Schlag auf Schlag".

Zwar gesteht Horner eine gewisse "Ironie" ein, wenn Newey nun zum Jaguar-Nachfolgeteam wechselt, aber diesmal gibt es keinerlei rechtliche Streitigkeiten. "Adrian ist mit seiner Entscheidung zufrieden. Ich weiß nicht was beim letzten Mal geschehen ist, aber er hat McLaren darüber informiert und er kann Ende Januar hingehen wohin er möchte."

Sobald er sich in das Technikergefüge in Milton Keynes integriert hat, schließlich arbeiten dort auch noch Technikdirektor Mark Smith und dessen Vorgänger Günther Steiner, wird Newey sich daran machen den RB3 für die Saison 2007 zu entwerfen.

"Wir müssen im nächsten Jahr einen Schritt vorwärts machen und in die Top-6 der Konstrukteurswertung kommen", setzt Horner das Ziel für die kommende Saison. "2007 wird sich dann die Verpflichtung von Adrian erst richtig auszahlen."