Die diversen Seitenkasten-Konzepte der Formel 1 verschwinden 2023. Wie so oft bildet sich auf technischer Seite eine gemeinsame Richtung heraus. Ferrari ist in Barcelona mit einem großen Aero-Update das nächste Team, das sich von einem eigenständigen Seitenkasten-Konzept verabschiedet.

Nur ein Rennen nachdem Mercedes in Monaco die Mini-Seitenkästen beerdigte, ist bei Ferrari jetzt wohl Schluss mit den extra breiten Seitenkästen mit ihrer tiefen Mulde. Stattdessen bewegt sich auch die Scuderia mit dem SF-23 in Richtung Red Bull, Alpine und Aston Martin.

Neuer Ferrari-Seitenkasten in Barcelona gut versteckt

Anders als Mercedes will Ferrari die Änderungen aber erst einmal nicht an die große Glocke hängen. Motorsport-Magazin.com konnte am Donnerstag in Barcelona ein paar Schnappschüsse machen. Die bisher nur am Auto von Carlos Sainz montierten neuen Teile wurden nicht in der Boxengasse präsentiert. Am SF-23 von Charles Leclerc, mit dem in der Boxengasse Reifenwechsel trainiert wurden, waren noch die alten Teile zu sehen.

Die neuen Teile blieben in der Garage. Größtenteils verdeckt blieb so der ebenfalls angelieferte neue Unterboden. Nur die neuen Seitenkästen waren deutlicher sichtbar. Wie Mercedes geht auch beim Ferrari SF-23 der Trend hier im Detail weniger zum Red Bull RB19, und stattdessen mehr in Richtung Alpine A523 und Aston Martin AMR23.

Links neu in Barcelona, rechts alt in Monaco, Foto: Motorsport-Magazin.com
Links neu in Barcelona, rechts alt in Monaco, Foto: Motorsport-Magazin.com

Im Bild oben (links neu, rechts alt) sind diese Merkmale schnell zu sehen. Bei (1) ist eine eingeschnittene Mulde zu erkennen. Die hatte der Ferrari in seiner alten Form schon, aber sie war rund um den Seitenkasten ganz anders aufgebaut, breit und geschwungen. So ergab sich oben ein großer abgerundeter Wulst. Der ist beim neuen Seitenkasten verschwunden, stattdessen gibt es eine breite flache Fläche (2). Die Mulde ist schmaler.

Der Seitenkasten verliert so seine geschwungene Form. Das ist bei der Seitenwand (3) deutlich. Beim neuen Design ist sie eine vertikale Fläche. Dahinter scheint auch der Ferrari nun eine Abwärtsrampe einzuführen, wie es im Feld Standard geworden ist. Wie genau die Rampe und die neue eingeschnittene Mulde aussehen, war am Donnerstag noch nicht deutlich zu erkennen.

Neuer Ferrari: Update groß, aber nicht revolutionär?

Eine komplette Revolution ist das Design nicht, was nicht überrascht, weil die Urform nicht so einzigartig war wie der Mercedes. Ferrari bleibt beispielsweise weiter beim Design des Lufteinlasses. Der darunter liegende Undercut bestand schon im Vorjahr. Auch der einzigartige zweite, horizontale Einlass am Chassis ist nach wie vor vorhanden.

Der neue Ferrari-Seitenkasten in Barcelona, Foto: Motorsport-Magazin.com
Der neue Ferrari-Seitenkasten in Barcelona, Foto: Motorsport-Magazin.com

Neben der neuen Seitenkasten-Verkleidung und dem Unterboden gibt es noch Detail-Veränderungen. Ein schon länger vorhandenes Flügel-Element hinter dem Halo wurde verfeinert und schwingt sich jetzt an der Airbox nach oben. Die Verkleidungen der Rückspiegel wurden angepasst.

Die Erwartungen an die neuen Ferrari-Teile hält auch Charles Leclerc vorerst flach. "Wir erwarten uns keine großen Wunder", stellt der Monegasse klar. "Von jetzt an werden wir versuchen, jedes Rennen kleine Verbesserungen zu bringen." Das Barcelona-Upgrade soll bereits ein Schritt in die richtige Richtung sein. Um schnellere Rundenzeiten geht es in erster Linie nicht.

Nicht zuletzt deshalb war Ferrari in den letzten Wochen in Sachen Updates mit Ankündigungen vorsichtiger als Mercedes. Selbst wenn das neue Paket optisch einen großen Schritt darzustellen scheint, geht es nicht darum, einen großen Sprung an die Spitze vorzunehmen.

Ferrari hofft: SF-23 dank Barcelona-Updates fahrbarer

"Zurzeit haben wir ein ziemlich wählerisches Auto", erklärt Leclerc in Barcelona. "Wenn die Bedingungen nicht perfekt passen, verlieren wir sehr viel Abtrieb. Daran haben wir gearbeitet. Das Upgrade soll nicht unbedingt viel Performance bringen, sondern dafür sorgen, dass das Auto berechenbarer ist."

Bevor das Upgrade auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya auf die Probe gestellt wird, hat Leclerc die neuen Teile bereits im Simulator getestet. "Es hat sich gut angefühlt", versichert er. "Es ist keine Revolution. Wir werden es dadurch nicht von P6 auf den ersten Platz schaffen, aber es ist ein kleiner Schritt nach vorne. Im Simulator ist es schwer, die Verbesserung durch das Upgrade einzuschätzen. Es geht vor allem um die Fahrbarkeit des Autos, aber vielleicht ist der Gewinn durch die neuen Teile in der Realität doch größer als gedacht."

Auch Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz will nicht voreilig ins Schwärmen geraten. "Wie gut das Upgrade ist, werden wir erst sehen", ist der Spanier vorsichtig. "Es ist ein Schritt in eine etwas andere Richtung als bisher. Das Ziel ist es, das Auto fahrbarer und berechenbarer im Rennen zu machen. Das war bisher unsere Schwäche."

"Trotzdem wissen wir, dass dieses Upgrade nicht von einem Rennen zum anderen unser Leben verändern wird. Es ist ein erster Schritt, von vielen Schritten", fasst Sainz zusammen. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Barcelona gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 Barcelona 2023: Der Zeitplan

Freitag:
13:30 Uhr - 14:30 Uhr: 1. Freies Training (LIVE: Sky, F1 TV Pro, ORF 1)
17:00 Uhr - 18:00 Uhr: 2. Freies Training (LIVE: Sky, F1 TV Pro, ORF 1)

Samstag:
12:30 Uhr - 13:30 Uhr: 3. Freies Training (LIVE: Sky, F1 TV Pro, ORF 1)
16:00 Uhr - 17.00 Uhr: Qualifying (LIVE: Sky, F1 TV Pro, ORF 1, SRF2)

Sonntag:
15:00 Uhr: Rennen (LIVE: Sky, Sky.de, Sky Youtube-Kanal, F1 TV Pro, ORF 1, SRF2)
19:00 Uhr - 20:00 Uhr: Highlights (Sport1)

Alle Infos zu den TV-Übertragungen zur Formel 1 von Sky, ORF und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan.