CART- und IndyCar-Legende Gil de Ferran ist wieder bei McLaren. Der 55-jährige Brasilianer wurde beim Miami-GP bereits wieder beim Traditionsteam aus Woking gesehen. De Ferran war bereits von 2018 bis 2020 als Sportdirektor bei den Briten tätig gewesen.
McLaren befindet sich in einer Zeit der sportlichen Krise und des Umbruchs. Neben dem Umzug vom Toyota-Windkanal in Köln zum hauseigenen Neubau im McLaren Technology Center, bauen die aktuellen WM-Fünften auch personell um. Technikchef James Key musste gehen, der Rest der Personalstruktur wurde umgebaut und auf mehrere Schultern verteilt, zu denen in Zukunft auch Neuzugang David Sanchez von Ferrari zählen wird.
Ferran soll Talente bei McLaren erkennen und fördern
Mit de Ferran kommt nun ein weiteres prominentes Gesicht hinzu. Teamchef Andrea Stella erklärte, dass der Umbau des Traditionsteams nicht nur auf technischer Ebene passiert: "Wenn du auf ein Formel-1-Team als Gesamtes blickst, dann hat es sich zu einem sehr komplizierten Unternehmen entwickelt. Heutzutage ist selbst die Rahmenbedingung des Regelwerks komplizierter als früher geworden, wenn man an das finanzielle Reglement denkt. Eine Sache die wir dabei angehen wollten, ist, dass wir genügend Kapazitäten auf der Führungsebene haben, um uns alle Möglichkeiten ansehen zu können, die wir haben. Den gestarteten Innovationsprozess wollen wir mit 360-Grad-Blickwinkel verfolgen und nicht nur die Schwerpunkte angehen, die wir schon in den Anfangsmonaten adressiert haben."
Und genau hier kommt der Indy-500-Sieger von 2003 ins Spiel: "Wir dachten, dass Gil uns in diesem Prozess in der Führungsebene ein paar Pferdestärken mehr bringen würde. Gil ist nicht nur sehr Rennerfahren, sondern auch sehr gut darin, Talente zu erkennen und diese zu fördern. Er ist ein großartiger Coach und hat ein brillantes strategisches Denken." Dabei kann der 55-Jährige laut Stella aber auch auf technischer Seite auftrumpfen: "Man kann mit Gil eigentlich mehr wie mit einem Ingenieur als wie mit einem Fahrer sprechen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie er sich so viel technisches Wissen aneignen konnte. Er ist ein brillanter Charakter, den wir bei uns haben wollten."
Dennoch stellte der Italiener klar, dass de Ferran kein interner Konkurrent um die Führungsrolle bei McLaren für ihn ist: "Gil ist ein Berater, er ist also nicht direkt im Betrieb oder ein Entscheidungsträger. Er fungiert als ein Berater für mich und Piers Thynne, der als COO frisch ernannt worden ist." In die neue Führungsstruktur in Woking wird der Brasilianer also nicht eingegliedert, sondern soll vielmehr einen kritischen Blick von außen mit einbringen.
Stella erinnert: De Ferran schon 2018 für McLaren-Kehrtwende mitverantwortlich
Mit de Ferran verbindet McLaren gute Erinnerungen. Schon einmal verhalf er dem zweiterfolgreichsten Rennstall der F1-Geschichte zu einer Trendwende, worauf auch Stella hinwies: "Wir haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass dies ein erfolgreiches Team mit Gil an Bord sein kann. 2018 konnten wir mit Gil das Ruder in einer schwierigen Situation herumreißen. Das war vermutlich der Tiefpunkt in der Geschichte von McLaren. In ein paar Monaten haben wir damals die Richtung vorgegeben, die uns in den Folgejahren erfolgreicher werden ließ."
De Ferran war damals eine Überganslösung zwischen dem entlassenen Eric Boullier und Andreas Seidl, der aber erst im Mai 2019 sein neues Amt als Teamchef antreten konnte. Ende 2018 schied McLaren regelmäßig im Q1 aus und verlor Superstar Fernando Alonso, der sich vorrübergehend in den F1-Ruhestand verabschiedete. Im nächsten Jahr stieg das Team mit Carlos Sainz und Lando Norris am Steuer aber auf einen Schlag zum ersten Verfolger der Top-Teams auf. De Ferran hatte als Sportdirektor eine Wende eingeleitet, die Seidl in den nächsten Jahren zu Podesterfolgen und dem ersten Sieg seit Jahren in Monza 2021 weiterführte. Mit dem Reglement von 2022 kam jedoch ein Bruch und McLaren fiel wieder zurück. Neu-Teamchef Stella will nun nach Seidls Abgang eine erneute Wende einleiten und de Ferran soll wieder dabei helfen.
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