Das Formel-1-Rennen in Baku war nicht gerade ein Thriller. Manche mögen sogar sagen, er war langweilig. So langweilig tatsächlich, dass vor dem Miami Grand Prix eine Debatte über die neue Auto-Generation entbrannte. Mit der Rückkehr zum Ground Effect 2022 hatte sich die Königsklasse leichteres Überholen und Folgen versprochen. Doch nach den ersten vier Rennen der Formel-1-Saison 2023 äußern mehrere Piloten und Teamchefs Kritik an der derzeitigen Auto-Generation.

"Generell sind Ground-Effect-Autos Schrott-Autos", bemängelt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Das Team, das führt, hat schlicht das Schrott-Auto, das am wenigsten Schrott ist." Weniger hart formuliert George Russell seine Kritik. Aber auch er stellt klar, dass er mit dem aktuellen Auto-Regelwerk nicht zufrieden ist.

"Es ist nun schwieriger in diesen Autos zu Überholen. Ich weiß jedoch nicht warum", so der Mercedes-Pilot. Das Problem soll es nicht schon seit der Einführung des neuen Reglements 2022 geben. Stattdessen sei die Situation im Laufe der Zeit schlimmer geworden.

"Die Formel 1 hat dieses Reglement geschaffen, um für besseres Folgen und Überholen zu sorgen. Seit diese neuen Regeln eingeführt wurden, hat sich jedes Team auf natürliche Weise von dieser Intention wegbewegt", erklärt Russell. "Jedes Auto im Feld unterscheidet sich stark vom beabsichtigten Aussehen. Das Überholen wird langsam schwerer und der Windschatten-Effekt ist mit diesen Autos auch nicht so groß. Bezüglich Überholen geht es langsam in die falsche Richtung."

Ground-Effect-Autos ein Fehlgriff?

"Es hat sich so entwickelt, dass es sich mit dieser Auto-Generation wieder schwer überholen lässt", stimmt Ferrari-Pilot Carlos Sainz zu. "Ich weiß nicht, wie lange es noch möglich ist, mit dieser neuen Generation rennzufahren. Es wird immer schwieriger anderen Autos zu folgen und zusätzlich werden DRS-Zonen reduziert."

Hat das Reglement zu viel versprochen? Ja und Nein, meint Sainz: "Für eine kurze Zeit hat die neue Generation gehalten, was sie versprochen hat. Das Rennfahren in diesen Autos ging viel besser, aber jetzt wird es wieder schlimmer. Diese Autos sind sehr steif und schwer." Das Ground-Effect-Konzept möchte er dennoch nicht loswerden. "Für das Rennfahren scheinen Ground-Effect-Autos noch immer der richtige Weg zu sein."

Verstappen und Hamilton einig: Autos zu schwer

Weniger dramatisch sehen die Situation die Mehrfach-Weltmeister Lewis Hamilton und Max Verstappen. Dennoch verlieren sie nicht nur positive Worte über die neue Auto-Generation. "Ich denke, die neuen Autos sind stabiler beim Folgen", schätzt Verstappen. "Bei der alten Generation hattest du entweder extremes Unter- oder Übersteuern. Jetzt verlierst du Abtrieb, aber hast nur leichtes Unter- oder Übersteuern. Es ist nicht so drastisch. Dieser Aspekt hat sich verbessert, aber die Autos sind sehr steif und das nimmt etwas von der Magie weg, besonders auf Stadtkursen wie Baku oder Singapur. Das macht es sehr schwierig. Generell müssen wir von der Gewichtszunahme wegkommen."

Red Bull hat an der Spitze der F1 kaum Überhol-Schwierigkeiten, Foto: LAT Images
Red Bull hat an der Spitze der F1 kaum Überhol-Schwierigkeiten, Foto: LAT Images

Hamilton weigert sich eine negative Sichtweise einzunehmen. "Es ist gut, dass wir neue Dinge ausprobieren und uns mit der Technologie weiterentwickeln", so der Mercedes-Fahrer. "Es ist unglücklich, dass wir noch immer die gleichen Abstände zwischen den Teams sehen. Ich weiß nicht, was die Lösung dafür in Zukunft sein wird. Wir müssen das Reglement weiter anpassen, um nicht bis 2026 dieselben Regeln zu haben. Aber ich mag die Autos, ohne das Bouncing. Sie sind etwas schwer. Ich werde nicht sagen, dass es eine gute Idee ist, die Autos schwerer zu machen."

Russell kündigt Gespräche mit FIA an

In Miami haben die Piloten ihrer Bedenken bezüglich dem schlechteren Überholen der Formel 1 und der FIA noch nicht mitgeteilt. "Wir haben noch nicht darüber geredet und es hat uns auch nicht niemand gefragt. Das Thema kam bei den Besprechungen noch nicht auf", verrät Sainz. Dennoch versichert der Ferrari-Pilot, dass die Fahrer versuchen würden, sich und ihr Feedback mehr einzubringen. "Am Ende sind wir es, die wissen was los ist."

"Wir werden mit der FIA reden", bestätigt Russell. "Wir wollen die Möglichkeit haben, rennzufahren und zu kämpfen, wie wir es einst in Gokarts getan haben. Da gab es keine Aerodynamik. Das ist der ultimative Traum. Ich denke, der Sport hat eine richtige Entscheidung getroffen, als diese Autos eingeführt wurden. Jetzt müssen wir sie einen Schritt weiterentwickeln."

Formel 1 Miami 2023: Der Zeitplan

  • Freitag:
    20:00 Uhr - 21:00 Uhr: 1. Freies Training
    23:30 Uhr - 00:30 Uhr: 2. Freies Training
  • Samstag:
    18:30 Uhr - 19:30 Uhr: 3. Freies Training
    22:00 Uhr - 23:00: Qualifying
  • Sonntag:
    21:30 Uhr: Rennen (57 Runden)

Alle Infos zu den TV-Übertragungen der Formel 1 von Sky, ORF und Co. gibt es hier im kompletten TV-Zeitplan. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Miami gibt es hier im Liveticker.