Hausaufgaben gemacht. So oder so ähnlich könnte das Fazit für Lewis Hamiltons Formel-1-Rennen in Aserbaidschan am Sonntag lauten. Der Brite sah die karierte Flagge als Sechster knapp hinter dem Ferrari von Carlos Sainz und vor Teamkollege George Russell - und das, obwohl der Brite durch Pech beim Boxenstopp zwischenzeitlich auf Position elf zurückfiel. Der Brite macht sich Hoffnung auf mehr: Formel-1-Hunger erneut gezeigt und Mercedes-Updates in der Pipeline.

Safety-Car wie ein schlag in die Magengrube

"Wir hatten gestern einen schwierigen Tag, an dem es eher nach hinten ging", resümierte Lewis Hamilton den Sprint-Samstag mit rund 24 Stunden Abstand. "Dann habe ich heute natürlich auf einen besseren Tag gehofft.". Die Erwartungen blieben allerdings unerfüllt.

Der Mercedes-Pilot legte seinen einzigen Reifenwechsel in Runde zehn ein - und kam hinter einem DRS-Zug angeführt von Alfa Romeo-Pilot Guanyu Zhou wieder auf die Strecke. Zu allem Überdruss sorgte der Einsatz des Safety-Cars nach dem Unfall von Nyck de Vries für noch mehr Zeitverlust bei Hamilton, der kurz vor der SC-Phase an die Box kam. Die Konkurrenz sparte beim Reifenwechsel unter SC-Bedingungen hingegen Zeit. Der Brite fand sich auf Position zehn wieder. "Ich glaube, ich habe fünf Positionen oder so verloren, das war wie ein Schlag in die Magengrube."

"Aber dann habe ich mir gedacht: Es ist wie es ist und habe weitergemacht. [...] Ich musste einen kühlen Kopf bewahren und mich weiter auf das Rennen fokussieren", sagte Hamilton.

Trotz DRS langsamer als Ferrari

Ein einfaches Unterfangen war die Aufholjagd zurück in die Punkteränge jedoch nicht. Nach einem starken Wochenende in Australien konnte der Mercedes W14 in Baku deutlich weniger zu überzeugen. Der Schwarzpfeil schien über das Wochenende hinweg eher wieder vierte Kraft zu sein. Vor allem das weiterhin vorhandene Defizit auf den Geraden machte den beiden Piloten zu schaffen.

"Das Auto hat noch zu viel Luftwiderstand. Aber Ferrari war auch so einfach schneller auf der Geraden als wir", beschreibt der Brite das frustrierende Kräfteverhältnis. "Selbst mit offenem DRS waren sie schneller, ich bin ihm dann einfach durch den Mittelsektor gefolgt, das war zwar nicht einfach, aber ich habe alles gegeben."

Lewis Hamilton fand keinen Weg an Carlos Sainz vorbei, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton fand keinen Weg an Carlos Sainz vorbei, Foto: LAT Images

Schon beim Restart in Kurve 14 machte Hamilton zwei Positionen gut und konnte selbst Teamkollege George Russell auf der folgenden langen Geraden in Richtung Kurve eins hinter sich lassen, ehe er sich hinter Lance Stroll festsetzte. "Die ganzen Zweikämpfe haben mir sehr viel Spaß gemacht. Ich bin stolz auf das Team. Wir hatten nicht die Pace, die wir in den letzten Rennen hatten, aber es gibt keinen Motivationsverlust", weiß Hamilton um die Moral innerhalb des Teams.

An Lance Stroll fand Hamilton nur dank eines Fehlers des Kanadiers vorbei, ehe er auf Carlos Sainz im Ferrari auflief. Am vom Spanier pilotierten SF-23 war für Hamilton jedoch kein Vorbeikommen. Gut 30 Runden durfte der Brite das Heck des Ferrari aus nächster Nähe begutachten, ohne einen Weg um die rote Göttin herum zu finden.

"Das DRS wurde auf der Start-/Ziel-Geraden verkürzt, ich verstehe nicht, warum sie das gemacht haben. Es gab hier immer tolles Racing. Zu dem Zeitpunkt, an dem du das DRS aufmachst, war es dann schon zu spät", tat Hamilton seinen Unmut kund. Trotz fehlender Leistung und weniger DRS findet der Brite jedoch einen versöhnlichen Abschluss mit dem Grand Prix. "Wir arbeiten auf die nächsten Updates hin. Ich hoffe, das ist der Beginn eines Aufwärtstrends in den nächsten Rennen. Ich denke, heute hat gezeigt, dass der Hunger noch da ist. Sobald ich das Vertrauen ins Auto bekomme, wird auch die Pace kommen", Betont der Brite.

Das erste größere Upgrade-Paket für den W14 ist aktuell für den Grand Prix in Imola geplant. Dieses soll eine neue Vorderradaufhängung sowie ein Aero-Paket samt Unterboden beinhalten. "Wenn wir die Plattform richtig hinbekommen, denke ich, dass wir die Lücke [zu Red Bull] in diesem Jahr schließen können", sagt Teamchef Toto Wolff und wiederholt die Worte seines Starpiloten: "Es geht nicht darum, zusätzliche Abtriebs-Punkte zu finden, sondern darum, den Fahrern ein Auto zu geben, in das sie Vertrauen haben."