Die Formel 1 ist für Neueinsteiger so attraktiv wie schon lange nicht mehr. Nicht nur Andretti-Cadillac will mit einem Rennstall in die Königklasse einsteigen, auch weitere Teams stehen Schlange. Die FIA rechnete nach der Ankündigung im Januar, dass man offiziell nach neuen Interessenten sucht, mit drei bis vier potenziellen Teams.

Eines davon könnte aus Saudi-Arabien kommen. Wie racingnews365 mit Berufung auf anonyme Quellen berichtete, plant das nahöstliche Königreich die Finanzierung eines eigenen Formel-1-Rennstalles. Auch ein potenzieller Standort und mögliche Führungspersönlichkeiten könnten bereits feststehen.

Schickt Saudi-Arabien ein Formel-1-Team ins Rennen?

Das Interesse für ein Team ist auf jeden Fall vorhanden. Der Präsident des saudischen Automobil- und Motorradverbandes Prinz Khalid sagte bei einer Medienrunde im Rahmen des Saudi-Arabien-GP: "Es ist unser Ziel, Know-How nach Saudi-Arabien zu bringen. Wir wollen nicht nur Events veranstalten. Wir wollen eine größere Rolle in der Formel 1 spielen, wir wollen hoffentlich ein saudisches Team".

"Eines Tages in naher Zukunft wollen wir saudische Mechaniker haben. Vielleicht können wir anfangen, Autos hier zu produzieren, vielleicht können wir einen Teil des Team-Hauptsitzes nach Saudi-Arabien verlegen", spann Khalid seine Vorstellung schon weiter. Mittelfristig soll das Saudi-Team aber erstmal in Europa angesiedelt werden.

Craig Pollock: Gibt der BAR-Gründer sein Formel-1-Comeback?

Laut Gerüchten aus dem Fahrerlager in Jeddah steckt bereits ein konkretes Projekt in den Startlöchern. Zentrale Figur darin wäre Craig Pollock. Pollock gründete 1999 in Brackley das Formel-1-Team British American Racing, kurz BAR, welches Tyrrell übernahm. Er soll bereits seit vier Jahren an einer Rückkehr in die Formel 1 arbeiten, die er 2002 als Teamboss verlassen hatte.

Eine Besonderheit an dem Team von Pollock soll sein Fokus auf Diversität, Gleichstellung und Inklusion sein. Demnach sollen langfristig beide Geschlechter zu je 50 Prozent im Angestelltenstamm des Teams vertreten sein. Sofern ein aussichtsreiches Talent verfügbar ist, soll das auch die Fahrerentscheidungen betreffen.

Als Hauptsitz für das geplante F1-Team des britischen Geschäftsmannes wird ein Standort in der Schweiz gehandelt. Falls der ehemalige Manager von Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve effektiv mit Saudi-Finanzierung ein Projekt in die Formel 1 bringen will, müssen bereits die ersten Schritte gesetzt worden sein. Denn bis zum 17. Februar lief die Bewerbungsfrist für Interessenten für einen Formel-1-Einstieg.

Weder Khalid noch Pollock wollten bestätigen, ob eine dementsprechende Interessenbekundung beim Automobil-Weltverband eingereicht wurde. "Wir befinden uns noch in einem frühen Stadium. Es gibt viele Machbarkeitsstudien und viele Dinge, die wir noch tun und berücksichtigen müssen. Jetzt ist es viel einfacher in die Formel 1 einzusteigen, aber es gibt noch eine Menge zu tun, bevor wir die endgültige Entscheidung treffen", erklärte Khalid.

Der saudische Prinz will dennoch aufs Tempo drücken, was den Bewerbungsprozess angeht: "Hoffentlich können wir viele Dinge bald klären und nicht erst später, denn ein späterer Einstieg in die Formel 1 wäre sehr viel teurer. Wir schauen genau hin und wir haben großes Interesse", so Khalid.

Genauso wie beim Formel-1-Projekt von Andretti ist ein Einstieg in die Königsklasse 2025 die früheste Option. Eine Option, die Neueinsteiger aus finanziellen Gründen sehr gerne ziehen würden. Denn das derzeitige Concorde Agreement, in dem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Formel 1 und der Teams geklärt werden, läuft nach jenem Jahr aus und damit auch die veranschlagte F1-Einstiegssumme von 200 Millionen US-Dollar.

Zu einer Verringerung dieser Einmalzahlung wird es nicht kommen, die derzeitigen F1-Teams pochen jetzt schon auf eine Erhöhung der Einstiegsgebühr in die Formel 1 für potenzielle Neuankömmlinge. Die Rede ist von einer geforderten Summe von 600 Millionen US-Dollar. Neben Andretti und dem Saudi-Rennstall bemühen sich laut Gerüchten auch Panthera und Hitech-GP einen Startplatz in der Formel 1.