Auf ein starkes Qualifying folgte für Ferrari bei der Formel 1 in Saudi-Arabien am Sonntag ein enttäuschendes Rennen. Carlos Sainz und Charles Leclerc kamen beim zweiten Grand Prix der Saison nicht über die Plätze sechs und sieben hinaus. Dabei hatte Letzterer nach seiner Motorenstrafe mit einer soliden Aufholjagd losgelegt. Die Ambitionen auf das Podium gingen nach dem Restart in Runde 22 jedoch sang- und klanglos über Bord. Auf dem harten Reifen hatte die Scuderia gegen Mercedes und Aston Martin nichts zu melden.

"Nachdem wir auf den harten Reifen gewechselt hatten, waren wir nirgends. Wir müssen verstehen, was passiert ist und das korrigieren, denn das ist einfach inakzeptabel!", so das knallharte Fazit von Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur. Der Franzose war nach Leclercs starker Leistung im Qualifying mit einer gänzlich anderen Erwartungshaltung an das Rennen herangegangen.

Der Monegasse hatte im Qualifying als Zweiter für ein Lebenszeichen von Ferrari gesorgt. "Gegenüber Mercedes und Aston Martin hatten wir einen Schritt gemacht. Die Entwicklungsrichtung hat Potential und das ist eine Sache, bei der wir einen Schritt gemacht haben. Aber wir müssen dieses Potential das gesamte Wochenende abrufen und das haben wir heute nicht", stellt Vasseur klar.

Leclerc und Sainz im ersten Stint hoffnungsvoll

"Der Reifenabbau ist hier deutlich niedriger. Insgesamt sollte uns das entgegenkommen, aber die Pace ist einfach nicht gut genug", so Leclerc. Er musste aufgrund einer Motorenstrafe als Zwölfter starten. Bis zu der durch den Ausfall von Lance Stroll ausgelösten Safety-Car-Phase hatte er sich auf dem weichen Reifen bis auf Platz sechs vorgearbeitet.

"Der erste Stint war gut. Ich hatte einen guten Start und das Reifenmanagement auf den Softs war positiv", so der 25-Jährige. Auch für Sainz lief es auf dem Medium-Compound zunächst ermutigend. "Wir waren dabei, den Overcut gegen Stroll zu machen und etwas Pace zu zeigen", sagt er. Die Safety-Car-Phase vereitelte diesen Plan.

Ferrari schmiert auf harten Reifen ab

Den Restart in Runde 22 nahmen Sainz und Leclerc von den Plätzen sechs und sieben in Angriff. Durch die Neutralisierung hatten sie eine gute Ausgangslage, um sich in den Kampf um das Podium einzuschalten. Der Wechsel auf den harten Reifen bekam dem SF-23 aber offenbar nicht allzu gut. George Russell und Lewis Hamilton zogen dem Ferrari-Duo in der zweiten Rennhälfte gnadenlos davon.

Beim Zieleinlauf nach 50 Runden lagen zehn Sekunden zwischen Russell auf Platz drei und Sainz auf Platz fünf. Rennsieger Sergio Perez nahm dem Spanier sogar über eine halbe Minute ab. Leclerc kam acht Sekunden hinter dem Teamkollegen ins Ziel, nachdem er früh aufgesteckt hatte. "Ich war eine Runde hinter Carlos im DRS-Fenster. Dann habe ich es verloren und von diesem Moment an so viel Anpressdruck verloren, wenn du zwischen einer und anderthalb Sekunden dahinter bist. Ich bin dann für den Rest des Rennens einfach dort geblieben", sagt er.

Sainz blieb zwar auf vier Sekunden an Hamilton dran, doch Erfolgsaussichten sah auch er keine. "Der letzte Stint auf den harten Reifen zeigt, dass wir nicht da sind, wo wir sein wollen. Wir haben immer noch mehr Reifenabbau als Mercedes und die Aston Martins. Uns fehlt Rennpace", so der 28-Jährige, für den diese Erkenntnis nach den Trainings überraschend kam. "Nach dem Freitag hatte ich gedacht, dass wir in Jeddah die zweite Kraft sein können."

Hamiltons Reifenstrategie wohl die bessere Wahl

In den Top-10 absolvierte lediglich Hamilton den zweiten Stint auf dem Medium-Reifen. Vasseur glaubt, dass diese Variante für Ferrari im Nachhinein die bessere Wahl gewesen wäre. "Die Leute unterschätzen das Potential der Reifen. Letztendlich wäre Soft und Medium wohl eine gute Strategie gewesen. Wenn wir uns ansehen, was Lewis am Ende auf Medium gemacht hat, wäre Charles dazu wohl auch in der Lage gewesen. Aber nach dem Rennen ist das leicht", sagt er.