Ein Formel-1-Rennen ist 2023 erst um, und schon kämpft Ferrari gegen eine Welle an Spekulationen. Erster Schauplatz ist nach einem enttäuschenden Auftakt-GP die zweite Reihe hinter dem neuen Teamchef Fred Vasseur.

Nach dem Abgang von Aerodynamiker David Sanchez, der die Konzept-Entwicklung leitete, begannen in italienischen Medien zahlreiche Gerüchte zu zirkulieren, wonach mehrere wichtige Angestellte über einen Abschied nachdächten. Vasseur weist am Mittwoch vor dem Saudi-Arabien-GP Suggestionen eines Umbaus zurück.

Ferrari widerspricht Gerüchten: Führung wird nicht umgebaut

"Das ist das Leben eines Teams", räumt Vasseur zuerst personelle Wechsel ein. Das sind jedoch keine aus dem Management: "Wir rekrutieren über das Jahr hinweg viel, und da hast du viele Wechsel. Wenn wir aber über Schlüsselpositionen sprechen, dann denke ich, dass es da nichts geben wird."

"Wir haben jetzt eine solide Truppe und bauen ein Team für die Zukunft", versichert Vasseur. Viel drehte sich in italienischen Medien in den letzten Tagen um die Führungsriege. Über die Zukunft von Sportdirektor Laurent Mekies wurde theorisiert, angeführt vom 'Corriere della Sera'. Unsicherheiten bezüglich des Postens des Technischen Direktors wurden ebenso weiter befeuert.

Hier geht es auch um das Ende der Ära Mattia Binotto, die von 2019 bis 2022 gedauert hatte. Mekies war Ende 2018 von der FIA zu Ferrari gekommen und ist seither für die operative Leitung des Rennteams an der Strecke zuständig. Laut den Medienberichten habe sich Mekies zuletzt nach Alternativen umgesehen.

Vasseur (links, Hintergrund) und Mekies (rechts) in Bahrain, Foto: LAT Images
Vasseur (links, Hintergrund) und Mekies (rechts) in Bahrain, Foto: LAT Images

Auch der Posten des Technischen Direktors ist ein altes Dauerthema des vorangegangenen Managements. Binotto, vormals selbst Cheftechniker, hatte nie einen direkten Nachfolger ernannt. Stattdessen gab es mehrere Abteilungsleiter. Die wichtige Chassis-Abteilung liegt seit 2021 in den Händen von Enrico Cardile, auch dessen Zukunft wurde hinterfragt.

Ferrari-Personal im medialen Kreuzfeuer

Ist das alte Personal in Maranello unglücklich? "Bei unglücklichen Leuten gibt es zwei verschiedene Seiten", sagt Vasseur. "Es ist normal, dass man unglücklich ist, wenn man nicht die gewollten Ergebnisse einfährt. Ich bin unglücklich. Aber das Wichtigste ist, dass wir als Gruppe zusammenarbeiten und als Team versuchen, da das Beste rauszuholen. Das Unternehmen zu verlassen ist eine ganz andere Geschichte."

Motoren-Chef Enrico Gualtieri (stehend, Hintergrund) und Chassis-Chef Enrico Cardile (sitzend) bei der Präsentation, Foto: Ferrari
Motoren-Chef Enrico Gualtieri (stehend, Hintergrund) und Chassis-Chef Enrico Cardile (sitzend) bei der Präsentation, Foto: Ferrari

Vasseur spricht Mekies als Sportdirektor explizit das Vertrauen aus: "Ich weiß nicht, was in der Vergangenheit passiert ist, aber ich kenne ihn seit ungefähr 25 Jahren. Als er noch zur Schule ging. Ich vertraue ihm, wir haben eine sehr gute Beziehung und er wird eine Säule der Zukunft des Unternehmens sein."

Auch bei der technischen Leitung soll es bleiben. Einmal mehr wurde hier zuletzt Simone Resta als Cheftechniker ins Spiel gebracht. Der erfahrene Ingenieur, der bereits Führungspositionen in Maranello bekleidet hatte, war 2021 zum Motorkunden Haas abkommandiert worden. "Er macht einen guten Job mit [Haas-Teamchef Günther Steiner]", verneint Vasseur jedoch eine Rückholung. "Da gibt es keine Pläne."

Vasseur versucht, Ferrari zu beruhigen

Im Kielwasser der Personalgeschichten folgten Gerüchte über Unstimmigkeiten zwischen Vasseur und dem Ferrari-CEO Benedetto Vigna. Auch gegen die geht Vasseur am Mittwoch kurz und knapp vor: "Mit Benedetto habe ich eine transparente Zusammenarbeit. Wir sind in meinen Augen sehr gut aufgestellt."

"Die Diskussionen sind immer offen, ich bekomme Unterstützung", so Vasseur. "Ich kann mich überhaupt nicht beschweren. Das sind alles externe Gerüchte." Der 'Corriere della Sera' hatte in Umlauf gebracht, Vasseurs Anreise in Bahrain hätte Störungen ausgelöst. Dorthin war er angeblich gemeinsam mit seinem alten Freund - und Mercedes-Teamchef - Toto Wolff geflogen.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (43  Punkte)
  • 2. Aston Martin (23  Punkte)
  • 3. Mercedes (16  Punkte)
  • 4. Ferrari (12  Punkte)
  • 5. Alfa Romeo (4  Punkte)
  • 6. Alpine (2  Punkte)
  • 7. Williams (1  Punkt)
  • 8. AlphaTauri (0  Punkte)
  • 9. Haas (0  Punkte)
  • 10. McLaren (0  Punkte)