Größer und schwerer. Das sind die Formel-1-Autos in den letzten Jahren geworden. Aus einst 600 Kilogramm sind heute knapp 800 geworden. Die in den frühen 2000er-Jahren 4,5 Meter langen und 1,75 Meter breiten Flitzer sind mittlerweile zu 5,5 Meter langen und zwei Meter breiten Schlachtschiffen angewachsen. Die modernen Autos sind weniger agil, in langsamen Kurven schwerfälliger und Überholmanöver ohne DRS sind eine Seltenheit geworden, dafür rasen die neuen Boliden förmlich durch schnelle Kurven. Charles Leclerc bekam in Abu Dhabi die Gelegenheit, einen Ferrari F2003 und einen Ferrari SF-70H abwechselnd zu testen. Dabei war er in der Lage, einen Vergleich zwischen den beiden Formel-1-Generationen anzustellen.

Leclerc: Wie ein Kart-Tag mit Formel-1-Autos

"Wir sind nach Abu Dhabi und es war wie ein Kart-Tag mit Formel-1-Autos", erinnert sich Leclerc an das einmalige Erlebnis. Der Monegasse konnte mit den Boliden von Michael Schumacher und Sebastian Vettel einen ganzen Tag lang verbringen. "Wir sind einfach von einem ins andere Auto gesprungen, wann immer wir es wollten. Das ging so den ganzen Nachmittag über, das war unglaublich", beschreibt Leclerc den Tag.

"Das 2003er-Auto ist etwas ganz Besonderes. Andererseits hat es mir auch den Fortschritt im Vergleich zu heute gezeigt, vor allem in Sachen Abtrieb. Der Abtrieb, den wir heute haben, ist unglaublich", lobt der Ferrari-Pilot die heutige Formel-1-Generation. Durch größere und modernere Autos, mit komplexerer Aerodynamik, sowie dem Ground-Effekt der Generation ab 2022 produzieren die Boliden ungeheure Mengen an Abtrieb. Dadurch passieren die Piloten besonders schnelle Kurven im Spitzentempo. "Es ist sehr schwer, diesen Unterschied im Vergleich zu 2003 zu beschreiben. Ich muss aber auch zugeben: Das Gewicht des 2003er-Autos sorgt für so viel mehr Spaß in den langsamen Kurven. Du merkst es deutlich, das Auto ist viel agiler. Du kannst viel mehr mit dem Heck des Autos spielen, das macht großen Spaß", beschreibt Leclerc das Fahrverhalten des alten Autos.

Mit rund 200 Kilogramm weniger Gewicht als die Formel-1-Autos anno 2023 und immer noch stolzen 120 Kilogramm weniger Gewicht als der SF-70H von 2017 ist der F2003 geradezu ein Fliegengewicht. Während sich die heutigen Piloten oft über die Schwerfälligkeit der Autos in langsamen Kurven beschweren, ist bei Schumachers WM-Boliden das Gegenteil der Fall. "Bei den heutigen Autos, wenn du da das Heck verlierst, dann musst du schon etwas verrückt sein, um das als Spaß zu empfinden. Wenn du beim 2003er-Auto das Heck verlierst, dann macht die Kontrolle Spaß. Es ist etwas einfacher."

Ferrari-Rundenzeiten ähnlich, Weg dahin aber verschieden

"Es ist ja immer noch das 2003er-Auto von Michael, da hast du natürlich viel Respekt", verrät Leclerc, der viel Respekt vor dem siebenmaligen Weltmeister besitzt. "Das hatte ich im Hinterkopf. Ich habe es aber genossen und ziemlich viele Runden am Nachmittag damit gedreht. Wir hatten recht viel Sprit an Bord, um auf viele Runden zu kommen, und die Demo-Reifen von Pirelli drauf. Das waren also nicht dieselben Reifen, wie sie sie damals hatten", weiß Leclerc. In genau derselben Konfiguration wie einst Michael Schumacher pilotierte der Monegasse den F2003 also nicht, er hatte dafür aber andere Vorteile.

Michael Schumacher in seinem Ferrari F2003, Foto: Sutton
Michael Schumacher in seinem Ferrari F2003, Foto: Sutton

"Ich kann aber die Zeiten der Autos von 2003 und 2017 vergleichen, denn das war am selben Tag mit gleichen Reifen", beschreibt Leclerc. Ursprünglich war der F2003 auf Rillenreifen unterwegs. Erst 2009 wurden die profilierten Reifen durch Slicks abgelöst, die bis heute im Einsatz sind. "Die Rundenzeiten waren recht ähnlich, aber sie wurden ganz anders erreicht", spielt Leclerc auf den Handling-, als auch Gewichtsunterschied der beiden Boliden an. "Das 2017er-Auto war extrem schnell in den Highspeed-Passagen und verlor in langsamen Ecken und beim 2003er war es umgekehrt."

Ferrari F2003 vs Ferrari SF-70H - Der Vergleich

AutosFerrari F2003Ferrari SF-70H
FahrerMichael Schumacher, Rubens BarrichelloSebastian Vettel, Kimi Räikkönen
ReifenRillenreifenSlick-Reifen
Länge4,545 MeterÜber 5 Meter
Breite1,796 Meter2 Meter
Gewicht (mit Fahrer) 605 Kilogramm728 Kilogramm
Leistung845 PS1000 PS
Anzahl Siege85