Der Start in die Formel-1-Saison 2023 war für Mercedes eine Ernüchterung. Lediglich die Plätze fünf und sieben waren für Lewis Hamilton respektive George Russell das Maximum. Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff zeigte Einsicht, dass das radikale Seitenkasten-Konzept aus Brackley nicht funktioniert – die einstigen Dominatoren der Formel 1 hängen den eigenen Ansprüchen weit hinterher.

Aus diesem Grund richtete sich das deutsche Werksteam nun mit einem öffentlichen Brief an alle Fans, in dem sie ihr Scheitern offen zugeben, auf die Unterstützung der Fans hoffen aber gleichzeitig auch Kritik an Diskriminierung in den sozialen Medien üben.

Nach Debakel: "Das hat keiner von uns gewollt"

"Bahrain tat weh. Es tat jedem von uns weh, die wir in jede Saison mit dem Ziel gehen, um Weltmeisterschaften zu kämpfen", sind die Worte, mit denen der Brief beginnt. "Es schmerzt das Team als Ganzes, nachdem wir so viel harte Arbeit in ein Auto gesteckt haben, das unsere Erwartungen nicht erfüllt hat."

Genauer geht es dabei um das Aerodynamik-Konzept des Rennstalls, das auf Seitenkästen fast komplett verzichtet. Ein Alleinstellungsmerkmal, das Mercedes schon letztes Jahr eingeführt hatte. Und obwohl kein anderer Rennstall auf diesen Zug aufsprang, hielten die Silberpfeile daran fest – ein Fehler, wie das Team bereits am ersten Wochenende der neuen Saison zugab.

"Die Situation, in der wir uns jetzt befinden, hat keiner von uns gewollt - aber sie ist die, die wir haben. Das ist die Realität. Und die einfachen Fragen lauten: Was können wir dagegen tun, und was werden wir tun?", so der Brief weiter.

Mercedes sucht keinen Sündenbock

Nicht in Panik zu verfallen, soll dabei die erste Devise lauten, einen "Sündenbock" soll es nicht geben. "Innerhalb des Teams sprechen wir über den Mut zum Scheitern, den Charakter, Verantwortung zu übernehmen, und die Stärke, Fehler als Chance zu sehen." Nun möchte man die Probleme abgehen, auch wenn das Zeit brauchen wird, wie Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin unlängst betonte.

Mercedes-Rückstand verdreifacht?! Konzeptwechsel als Rettung? (11:31 Min.)

Mercedes will sich damit nun von dem umstrittenen Konzept lösen und kündigte Updates an. Das Auto soll sich radikal verändern. "Wir haben bereits Entwicklungen für die nächsten Rennen in der Pipeline - und es wird noch mehr kommen. Aber das wird keine Eintagsfliege sein - in der Formel 1 gibt es keine Patentrezepte."

Mercedes will gegen Online-Mobbing vorgehen

Neben Zusammenhalt, den das Team anstrebt, hebt Mercedes in dem Brief aber besonders eine Sache hervor. Das Team möchte auf die Unterstützung eines jeden einzelnen zählen. Was dabei aber nicht in Ordnung sei, seien Hass-Kommentare in den sozialen Medien. "Egal, ob Sie uns kritisieren oder unterstützen, es gibt einen richtigen Weg, dies zu tun - und einen falschen Weg."

"Wir haben eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Diskriminierung, Missbrauch oder Mobbing jeglicher Art und werden angemessene Maßnahmen gegen Kommentare oder Beiträge ergreifen, die nicht unseren Richtlinien entsprechen", heißt es weiter. Dabei solle nun jeder seinen Beitrag leisten. Schließlich möchte Mercedes 2023 das Blatt wieder wenden.