Die Formel 1 startet heute mit dem Rennen in Bahrain in die Saison 2023. Im Qualifying bestätigten sich beim spannenden Schlagabtausch der Favoriten die verheißungsvollen Vorzeichen, die seit den Testfahrten die Schlagzeilen bestimmt hatten. Weltmeister Max Verstappen sprach mit seiner Pole Position ein Machtwort, doch im Rennen sieht sich Red Bull einer Meute kampfeslustiger Verfolger gegenüber. Fernando Alonso, Ferrari und Mercedes haben für den Grand Prix ihre eigenen Pläne, um den Champion zu bezwingen. Dazu sorgen Rückkehrer Nico Hülkenberg, Schmerzpatient Lance Stroll und drei Rookies für Furore.
1. - S wie Startaufstellung
Die Herausforderer hielten die Spannung bis zum Schluss aufrecht, doch am Ende hatten die Titelverteidiger im Zeittraining den längeren Atem. Die Startreihe eins für Max Verstappen und Sergio Perez ist zwar ein gewohntes Bild, doch sie kam nicht wie sonst zustande. Ferrari-Pilot Charles Leclerc verzichtete aus freien Stücken darauf, einen letzten Angriff auf die Pole Position zu starten und gab sich mit Startplatz drei neben Teamkollege Carlos Sainz zufrieden. Dahinter lauert mit Fernando Alonso, George Russell und Lewis Hamilton ein brandgefährliches Trio, das seine Chance wie die Roten eher auf die Renndistanz wittert.
Im Mittelfeld geht es ebenfalls hoch her. Nico Hülkenberg geht bei seinem Comeback als Zehnter ins Rennen und steht dabei neben Esteban Ocon in einer Startreihe, der ihn Ende 2019 bei Renault und damit auch aus der Formel 1 verdrängte. Am Ende des Feldes hat Pierre Gasly etwas gutzumachen. Der Franzose erlebte in seinem ersten Qualifying für Alpine als Letzter ein Debakel und wird ähnlich wie Kevin Magnussen von Startposition 17 alles daran setzen, den Saisonstart mit einem guten Resultat zu retten.
2. - S wie Strategie
Mit drei vollen Testtagen und den Trainingssessions haben die Teams für die Strategie beim Auftakt mehr Anhaltspunkte als bei jedem anderen Rennen dieser Saison - und doch steht hinter der Rennpace irgendwie ein dickes Fragezeichen. Der harte C1-Reifen wurde im dritten Training beispielsweise nur von Red Bull ausprobiert, obwohl Pirelli diese Mischung für die schnellste Taktik vorsieht.
Die Italiener haben eine Zweistopp-Strategie mit einem ersten Stint auf Soft, gefolgt von einem zweiten auf Hard und einem dritten auf Soft oder Hard. Das Rennen auf dem weichen Reifen zu beenden, soll laut den Berechnungen der Italiener die beste Variante sein. Aufgrund des rauen Asphalts wird der Medium-Reifen nicht unbedingt angeraten, kann in Kombination mit zwei Stints auf Soft allerdings auch eine Option sein. Ebenso denkbar wäre eine Variante mit Soft, Hard und Medium.
3. - S wie Stehaufmännchen
Seit den Testfahrten drehte sich alles um Fernando Alonso und Aston Martin. Alles deutet darauf hin, dass der 41-Jährige im Spätherbst seiner Karriere doch noch einmal den richtigen Riecher hatte, um in der Formel 1 um mehr als nur ein paar WM-Punkte zu kämpfen. Am Rennwochenende verlieh er dem Hype mit zwei Trainingsbestzeiten noch einmal Auftrieb, doch im Qualifying musste er sich Red Bull und Aston Martin letztendlich geschlagen geben.
Der Startplatz in der dritten Reihe kam für den Spanier aber erstens nicht unerwartet, und zweitens wird er für diesen Moment auch nichts daran ändern, dass am Sonntag viele Augen auf ihn gerichtet sein werden. Seit Alonso beim Spanien GP 2013 zum bis dato letzte Mal einen Grand Prix gewann, hat an der Spitze der Königsklasse mindestens ein Generationenwechsel stattgefunden. Den zweimaligen Champion, der einst Michael Schumacher bezwang, erstmals im Duell mit Max Verstappen, Charles Leclerc und Co. zu sehen, hat fast schon monumentalen Charakter.
4. - S wie Super Sub war gestern
Im Gegensatz zu Fernando Alonsos geradezu schillernden Test-Performances präsentierte sich Nico Hülkenberg in der Pre-Season in vielerlei Hinsicht unauffällig. Der Routinier mit dem unrühmlichen Titel des Fahrers mit den meisten Rennteilnahmen ohne Podium, wagt bei Haas nach einer dreijährigen Auszeit noch einmal das Comeback in Vollzeit - und das hätte bis hierhin kaum eindrucksvoller verlaufen können. Der fünfte Platz im FP2 war schon eine Ansage.
Dass der 35-jährige Familienvater es im Qualifying dann auch noch in die Top-10 schaffte, war eine regelrechte Sensation. Teamkollege Kevin Magnussen schenkte er im Q1 gleich einmal sechs Zehntelsekunden ein. Hülkenbergs Performance in Bahrain erinnert stark an seine Glanzleistungen als Ersatzfahrer, mit denen er sich in den vergangenen Jahren zum Super Sub mauserte - nur, dass er das Cockpit diesmal nicht wieder freimachen muss. Einen Hülki, der nicht "aus der kalten Hose kommt", sollte man im Rennen auf jeden Fall im Auge behalten.
5. - S wie Senkrechtstarter
Drei neue Gesichter starten beim Großen Preis von Bahrain in ihr Formel-1-Abenteuer. Neben dem hochgepriesenen McLaren-Rookie Oscar Piastri absolviert auch der US-Amerikaner Logan Sargeant in Diensten von Williams seinen ersten Start in der Königsklasse. Für Nyck de Vries wird es nach seinem grandiosen Auftritt in Monza im vergangenen Jahr schon das zweite Rennen, doch auch für den Niederländer im AlphaTauri geht es jetzt erst richtig los.
Im Qualifying sicherte sich Sargeant als 16. die beste Ausgangslage der drei Neulinge und hatte dabei sogar noch Pech, es nicht ins Q2 zu schaffen. Er war zeitgleich mit Lando Norris, doch der Brite hatte die Rundenzeit früher gesetzt. Zugleich war der US-Boy mit zwei Zehntelsekunden Rückstand auf Alex Albon auch näher am Teamkollegen dran, als es Piastri und de Vries gelang. Die beiden starten als 18. und 19. aber nur unweit hinter Sargeant.
6. - S wie Schmerzmittel
Für die Heldengeschichten jenseits jeglicher Vernunft sind normalerweise die Motorradrennfahrer zuständig, doch Lance Stroll zeigt an diesem Wochenende, dass auch Formel-1-Piloten nicht immer nur in Watte gepackt werden. Der Kanadier erlitt vor zwei Wochen bei einem Fahrradunfall Brüche an der rechten Hand und am rechten Fuß. Obwohl er dadurch die Testfahrten verpasste, ließ er sich den Auftakt in die neue Saison nicht nehmen. Mit Ibuprofen und Paracetamol vollgepumpt, zog sich der Aston-Martin-Pilot bisher achtbar aus der Affäre.
So geht er heute als Achter in den Grand Prix, doch da erwartet ihn noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Wir dürfen gespannt sein, wie er die Renndistanz von 57 Runden meistert. Ein Statement hat er mit seinem Start allerdings schon gemacht, wie Fernando Alonso nach dem Zeittraining festhielt: "Seine Leidenschaft für den Sport wird nicht immer so anerkannt, weil Lawrence [Stroll] der Teambesitzer ist. Aber dieses Wochenende zeigte er allen etwas anderes."
7. - S wie Sieger
Der Bahrain GP blickt mit seiner 19. Ausgabe bereits auf eine bewegte Geschichte in der Formel 1 zurück. Die Premiere im Jahr 2004 gewann Michael Schumacher. Als einziger aktiver Fahrer damals schon dabei war natürlich Fernando Alonso. Der Spanier liegt mit drei Triumphen immer noch an dritter Stelle in der Siegerliste des Wüstenrennens. Sein letzter Erfolg datiert auf das Jahr 2010.
Den Rekord hält, wie sollte es anders sein, Lewis Hamilton. Der Rekordweltmeister gewann in Bahrain bis dato fünf Mal. Als einziger Fahrer im Grid ebenfalls siegreich war Charles Leclerc, der vor zwölf Monaten den Auftakt gewann. Weit und breit nichts zu sehen ist von Max Verstappen oder Red Bull. Für das Team sprangen in den Jahren 2012 und 2013 zwei Siege durch Sebastian Vettel heraus.
In der Hybrid-Ära war es bisher nichts mit dem obersten Treppchen in Bahrain. Im Vorjahr fielen Max Verstappen und Sergio Perez mit einem Defekt am Benzinsystem aus. Für den Mexikaner war der Bahrain International Circuit mit seinem sensationellen Sieg beim Sakhir GP 2020 in der Vergangenheit allerdings schon einmal ein gutes Pflaster.
Für den amtierenden Weltmeister gilt das nicht. Für Max Verstappen waren zwei zweite Plätze bisher das höchste der Gefühle, wobei dieser das bei 1,2 beziehungsweise 0,7 Sekunden Rückstand auf Lewis Hamilton in den Jahren 2020 respektive 2021 kaum so sehen wird.
diese Formel 1 Nachricht