Fernando Alonso startet am Wochenende beim Formel-1-Rennen in Bahrain in seine 20. Saison in der Königsklasse. Die Konkurrenz hat den 41-Jährigen im Aston Martin nach starken Testfahrten wieder beziehungsweise immer noch auf dem Schirm. Der Altmeister sieht sich nach wie vor in der Form seines Lebens. Für den ewigen Jungbrunnen braucht es nicht viel, um in der Königsklasse weiter voll motiviert zu sein.

"Wettbewerb! Für Testfahrten mache ich das hier nicht mehr lange", sagt Alonso in der Pressekonferenz vor dem ersten Saisonrennen 2023 in Bahrain mit einem Schmunzeln. Als er am 4. März 2001 in Melbourne sein Debüt gab, war McLaren-Rookie Oscar Piastri noch nicht einmal geboren. Der Australier erblickte erst einen Monat später, am 6. April, das Licht der Welt.

"Ich fühle mich privilegiert, immer noch hier zu fahren, und das besser als je zuvor", so Alonso, der das Kompliment sogleich zurückbekommt. "Für mich ist es ein Privileg, gegen Fernando zu fahren. Ich bin damit aufgewachsen, ihn fahren zu sehen. Mein erstes Go-Kart war ein Fernando-Alonso-Kart", sagt Piastri, der als Nachwuchsfahrer bei Alpine bereits mit seinem Idol zusammenarbeitete.

Alonso sieht im Alter nur Vorteile

"Ich habe was mein Alter angeht keine Bedenken. Ich werde sowieso der Erste sein, der es spürt, wenn ich etwas verliere. Beim Fahren, oder fehlende Motivation für die Reisen, oder dafür, morgens aufzustehen und zu trainieren, oder zu den Testfahrten zu kommen, so wie letztes Wochenende", fühlt sich Alonso der Jugend immer noch gewachsen. "Bis jetzt sehe ich nur Vorteile. Ich kenne die Rennstrecken bei vielen unterschiedlichen Bedingungen, die Autos, die Reifen. Ich sehe keine Nachteile."

Ende 2018 war er schon einmal so weit, der Königsklasse den Rücken zu kehren, doch in seinen zwei Jahren abseits der Formel 1 tobte er sich in der WEC, bei den Indy 500 oder der Rallye Dakar aus. "Als ich mich für die Rückkehr in die F1 entschied, habe ich natürlich auch entschieden, andere Dinge im Leben zu opfern und mich für eine weitere Zeit, vielleicht drei, fünf oder sieben Jahre, diesem Sport zu verschreiben. Es gibt keine Geheimnisse. Du widmest dein Leben deiner Leidenschaft. Du kennst auch deinen Körper besser. Du trainierst besser, ernährst dich besser und verlängerst deine Karriere", erklärt er.

Der Wechsel von Alpine zu Aston Martin gab ihm einen neuerlichen frischen Impuls: "Es gibt dir immer frische Motivation, wenn du neue Leute triffst, die den Motorsport mit einer anderen Philosophie angehen - wie das Rennwochenende abläuft, wie das Auto designt ist und so weiter. Zugleich ist es eine extra Herausforderung, wenn du alles wieder von Null lernen musst. Den Sitz anzupassen und all diese Dinge, die normalerweise bleiben, wenn du in einem Team bleibst, sind im Winter normalerweise entspannter."

Comeback 11 Tage nach OP! Alonso: Mit gebrochener Hand gefahren (08:41 Min.)

Aston-Martin-Überraschung in Bahrain? Alonso spielt Testfahrten herunter

Alonsos unverminderter Ehrgeiz sorgte jüngst bei den dreitägigen Wintertests dafür, dass die Konkurrenz ihm nach seinem Wechsel zu Aston Martin auch im hohen Alter noch einiges zutraut. "Sie sahen sehr gut aus. Wenn man sich das gesamte Team anschaut, ist da der Antrieb, es an die Spitze zu schaffen. Sie haben gute Leute geholt, auch langfristig", so Weltmeister Max Verstappen. Ferrari-Pilot Charles Leclerc sieht das ganz ähnlich: "Ich glaube, sie werden dran sein und an der Spitze kämpfen."

Dass es jetzt schon für den Kampf mit den Top-Teams reicht, ist für Alonso nicht absehbar. "Wir schauen nur auf unser Programm. Lasst uns dieses Rennen abwarten, und auch Jeddah und Melbourne. Das sind alles sehr unterschiedliche Kurse, wo wir sehen werden, wo jeder steht", sagt er. Nachdem der AMR23 fast eine vollständige Neuentwicklung ist, erwartet das Team eine steile Entwicklungskurve.

"Das Auto wird sich über die Saison hinweg dramatisch verändern, so lautet der Plan. Das Team hat mir gesagt, dass sich bis zu zwei Drittel des Autos im Verlauf des Jahres verändern werden. Wir möchten eine gute Basis haben, um in 2023 zu entwickeln und dann vielleicht nächstes Jahr um etwas Größeres zu kämpfen. Alles Schritt für Schritt", so der zweimalige Weltmeister. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Bahrain gibt es hier im Liveticker.