Wer ist der Nummer-1-Pilot und welcher Fahrer muss sich hintenanstellen? Die ewige Frage in der Formel 1. Ferrari ging Teamorder in der Saison 2022 ziemlich leger an. Kaum wurden die Positionen von Charles Leclerc und Carlos Sainz im Rennen getauscht. Auch wenn dies, wie in Brasilien, vehement gefordert wurde. Seit 9. Januar hat jedoch Frederic Vasseur die Ferrari-Teamleitung übernommen. Der Franzose will keinen Nummer-1-Pilot, will aber das Thema Teamorder nicht ganz so passiv angehen, wie Vorgänger Mattia Binotto.

"Überall ist es die gleiche Situation", erklärt Vasseur. "Wir haben zwei sehr gute Fahrer, die beide ihren Job machen. Wir haben die Kapazität, beiden das gleiche Auto, die gleiche Struktur, und die gleiche Unterstützung zur Verfügung zu stellen."

Das Ziel für die Formel-1-Saison 2023 ist dabei klar: Mit und für Ferrari zu gewinnen. Unabhängig davon, welcher Pilot den Sieg einfährt. "Es wird keine Nummer 1 und Nummer 2 geben", stellt Vasseur klar. In Stein gemeißelt ist dies jedoch nicht. "Wenn ich an einem Punkt eingreifen muss, dann werde ich das tun", so der Ferrari-Teamchef weiter.

Wann es zu einem Eingriff in des Renngeschehen kommen kann, lässt der Franzose offen. "Egal ob Juni oder September, wenn ein Pilot in einer viel besseren Situation ist, muss man handeln. Das könnte zwei Rennen vor Saisonende sein, oder früher."

Leclerc-Bevorzugung wegen Sauber-Vorgeschichte?

Vasseur wird nachgesagt, ein Vertrauter von Leclerc zu sein, da der Monegasse seine erfolgreiche Formel-1-Debütsaison im Jahr 2018 bei Sauber absolvierte. Zu einer Bevorzugung wird es dadurch nicht kommen. Auch zu Sainz hegt der neue Ferrari-Teamchef eine gute Beziehung.

Leclerc startete F1-Karriere bei Sauber, Foto: Sutton
Leclerc startete F1-Karriere bei Sauber, Foto: Sutton

Im Jahr 2017 war es Vasseur, der den Spanier zu Renault holte. "Bei Sauber habe ich dann wieder versucht, Carlos unter Vertrag zu nehmen, jedoch erfolglos", so der Franzose. "Deshalb dachte ich mir: Wenn ich Carlos will, muss ich zu dem Team, für das er fährt."

Gesagt, getan. Als Ferrari-Chef spricht Vasseur dem Spanier nun sein Vertrauen aus: "Carlos' Leistung in den letzten Jahren hat gezeigt, dass er ein potenzieller Sieger ist. Er ist wichtig für das Team. Beide Fahrer kennen ihren Job und es wird keine Nummer 1 und Nummer 2 geben." Doch erneut folgt das Aber. "Wenn ich für Carlos eingreifen muss, werde ich das tun", so Vasseur.

Vasseur: Leclerc-Vertrag mit Ferrari wie Hochzeit

Zu Vasseurs Aufgabenbereich als neuer Ferrari-Boss zählt es auch, die Fahrer langfristig an das Team zu binden. Besonders über Leclerc' Zukunft wird immer wieder spekuliert, weil Ferrari bisher seinen Traum vom Weltmeistertitel nicht unterstützen konnte.

Für Vertragsgespräche ist Vasseur jedoch noch nicht bereit: "Dieses Thema liegt derzeit nicht auf dem Tisch. Ich denke, das wäre kein guter Weg in unsere Zusammenarbeit zu starten. Derzeit liegt der Fokus auf der sportlichen Seite. Wir wollen Resultate."

"Es ist wie bei einer Hochzeit", zieht der Ferrari-Teamchef den Vergleich. "Wenn beide Seiten glücklich sind, dann kann man gemeinsam weitermachen. Diese Besprechung hat derzeit jedoch keine Priorität. Wir haben eine gute Beziehung und noch Zeit das zu diskutieren. Zuerst werden wir uns jedoch ausschließlich auf die Leistung des Teams konzentrieren."