Mark Webber kennt sich aus im Renngeschäft und in der Formel 1. Er hat nicht nur 215 Grand Prix auf dem Buckel, sondern er ist mittlerweile auch als Fahrermanager tätig. Seinen australischen Landsmann Oscar Piastri hat Webber nach einer großen Transfersaga für die Saison 2023 bei McLaren untergebracht. Trotz seiner Managerrolle für den Nachwuchspiloten, geht der 46-Jährige mit der Jugend hart ins Gericht.
Im Podcast 'Performance Hackers' tat der ehemalige Teamkollege von Sebastian Vettel seinen Unmut gegenüber einem grassierenden Narrativ unter den jungen F1-Piloten kund: "Wir sollten nicht um den heißen Brei herumreden. Du bekommst eine Menge Geld, um einen phänomenalen Beruf ausüben zu dürfen. Das ist keine Bürde. Ich habe auch nie von Opfern gesprochen. Die Leute sprechen immer davon, wie viele Opfer sie [für den Sport, Anm. d. Red.] bringen würden. Wie viel sie aufgeben mussten. Für mich ist das ein absoluter Haufen Blödsinn. Du willst es [das Rennfahren, Anm. d. Red.] doch."
Auch vor seinen Landsleuten machte der Grand-Prix-Veteran nicht halt, ganz im Gegenteil: "Die jungen Fahrer aus Australien sagen mir, wie viel sie geopfert hätten. Aber das tun sie nicht. Wenn das schon ein Opfer ist, dann bist du sowieso schon im Hintertreffen. Für mich ist es rein positiv. Du arbeitest mit den besten Leuten und holst das Beste aus dir heraus, wenn du gegen andere fährst."
Webber erinnert sich an eigene Karriere: Zusammenreißen!
Webber störte sich vor allem an der negativen Grundstimmung, die die Sichtweise des persönlichen Opfers für die Karriere erzeugen würde. Der Australier berichtete aus seiner eigenen Karriere, als er mit den Schwierigkeiten seines Formel-1-Debüts umgehen musste: "Mein erster Formel-1-Vertrag war für zwei Rennen, das waren drei Wochen. Das war brutal, aber ich hatte nichts vorzuweisen. So war es. Was mache ich also? Heule ich rum oder reiße ich mich zusammen? Es gibt sicher auch noch jemand anderen, der diese Chance gerne hätte. Da gibt es immer jemanden. Du musst das in etwas Positives wandeln, eine Möglichkeit, dich auf höchstem Level zu zeigen."
Webber fuhr damals für Minardi und erzielte bei seinem ersten Rennen, seinem Heim-Grand-Prix in Melbourne, gleich einen sensationellen fünften Platz. Trotz Webbers überzeugender Leistungen in den Folgejahren war seine Zukunft in der Königsklasse nie garantiert: "Ich hatte immer, selbst in den letzten drei Jahren meiner Karriere, einen Einjahresvertrag. Ich war immer an der Grenze, dass ich ausgetauscht werden könnte. Ich habe das immer als ein Feuer direkt hinter mir interpretiert, dass mich dazu geführt hat, zu sagen: Ich werde die Verlängerung bekommen. Ich werde abliefern und meinen Wert für das Team zu beweisen. Und ich ziehe meinen Stolz daraus, besser zu werden."
Der dreifache WM-Dritte gab aber auch zu, dass er als junger Pilot ebenso eine falsche Selbsteinschätzung hatte: "1997 dachte ich, ich wäre in einer guten Position. Ich dachte ich sei fit und bereit ein Profi zu werden, aber ich träumte nur. Ich bin damals in ein Trainingscamp mit Mercedes [im Langstreckenprojekt, Anm. d. Red.] gegangen und die ganzen Europäer ließen mich in den Bergen beim Langlauf und Höhentraining komplett stehen."
Doch auch hier versuchte Webber die Situation ins Positive zu wenden. "Ich dachte mir: Das darf mir nie wieder passieren. Ich war der langsamste. Ich war sportlich, aber meine Kondition war nicht ansatzweise da, wo sie sein musste. Daran habe ich dann acht Monate lang gearbeitet. Danach hatte ich nie mehr solche Probleme." Auch Webber hatte also erst verstehen müssen, wie viel er wirklich investieren musste.
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