Carlos Sainz hinterließ in seinem ersten Ferrari-Jahr eine beachtliche Visitenkarte in Maranello. Er schlug den zweifachen Vettel-Bezwinger Charles Leclerc überraschend nach Punkten und hatte großen Anteil an dem neugewonnenen Aufschwung der Scuderia. Das Auto machte für die Saison 2022 einen weiteren Leistungssprung, Sainz hingegen konnte nicht an seine Performance aus dem Vorjahr anknüpfen. Trotz des ersten Karrieresieges, neun Podien und drei Pole-Positions, bleiben bei ihm auch viele Ausfälle, Crashs und allen voran ein großer Abstand zu Teamkollege Leclerc im Hinterkopf.

Carlos Sainz Qualifying-Statistiken 2022

Qualifying2022
Poles3
Ø Ergebnis3,6
Ø Rückstand auf Teamkollegen+ 0,172
Siege im Quali-Duell5

Carlos Sainz im Qualifying: Der Spanier fuhr im Qualifying eine deutliche Schlappe gegen seinen Teamkollegen ein. Charles Leclerc war an den meisten Rennwochenenden nicht zu schlagen und entschied das Duell mit 14:5 für sich. Der durchschnittliche Abstand von unter zwei Zehnteln gegen den monegassischen Qualifying-Spezialisten ist nicht riesengroß, doch war der Spanier im Vorjahr deutlich näher dran. Einer der seltenen Lichtblicke war das verregnete Qualifying in Silverstone. Auf dem nassen Asphalt blieb der Spanier, anders als Leclerc, fehlerfrei und sicherte sich seine erste Pole-Position. Schwach hingegen präsentierte er sich in Australien. Während sein Teamkollege den Ferrari souverän auf Startplatz 1 stellte, bekam Sainz keine Runde in Q3 zusammen und wurde nur Neunter.

Carlos Sainz Renn-Statistiken 2022

Rennen2022
Siege1
Podien9
Punkte246
WM-Platz5
Ø Zielankunft3,5
Beste Zielankunft1
Ausfälle6

Carlos Sainz im Rennen: Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die Renn-Statistiken. Vor allem an den ersten Wochenenden der Saison klaffte zwischen ihm und seinem Teamkollegen eine große Pace-Lücke. Zum Ende des Jahres steigerte sich der Spanier immer mehr und rückte näher an Leclerc heran. Doch dabei gibt es eine große Komponente, die alle anderen Werte überstrahlt: Ausfälle. Sechs an der Zahl musste er in diesem Jahr hinnehmen.

Zwei gravierende Fehler beging Sainz in Australien und Japan, als er sein Auto selbstverschuldet wegschmiss. Die anderen vier Ausfälle sind ihm jedoch nicht anzulasten. In Baku und beim kapitalen Motorschaden in Österreich streikte die Technik. In Imola wurde er von Daniel Ricciardo ins Kiesbett befördert, während er in Austin direkt am Start von George Russell umgedreht wurde. Den (unverschuldeten) Ausfällen standen allerdings auch wenig Highlights gegenüber. Am bemerkenswertesten war wohl seine Fahrt in Frankreich, als er aufgrund einer Motorenstrafe von ganzen hinten startend bis auf Rang Fünf nach vorne fuhr, obwohl ihm seine Boxencrew eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgrund eines Unsafe Release bescherte.

Sainz hatte 2022 auch einiges an Pech, Foto: LAT Images
Sainz hatte 2022 auch einiges an Pech, Foto: LAT Images

Carlos Sainz Entwicklung: Carlos Sainz begann die Saison mit einem zu großen Abstand zum Teamkollegen und gleichzeitig zu vielen Fehlern. Über das Jahr hinweg stabilisierte er sich und steigerte seine Pace. Einen gravierenden Fehler zeigte er in Saisonhälfte Zwei nurmehr in Japan. Jedoch spiegelt sich diese positive Entwicklung aufgrund des schwächer gewordenen F1-75 nicht in den absoluten Rennergebnissen wider. Der Vergleich mit Teamkollege Leclerc zeigt dennoch eine Annäherung im Verlauf der Saison.

Carlos Sainz Formel-1-Saison 2022 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,60 (9.)
Redaktionsnote2,53 (8.)
Lesernote2,67 (9.)
Bestes RennenBrasilien (1,63 - 2.)
Schlechtestes RennenJapan (4,35 - 20.)

Das sagt Carlos Sainz: "Um ehrlich zu sein, war es eine Alptraum-Saison. Alles, was in dieser Saison hätte schiefgehen können, ist schief gegangen. Ich war langsam, als das Auto schnell war. Jetzt bin ich schneller, aber wir sind nicht mehr so gut wie wir einmal waren. Es wäre einfacher gewesen aufzugeben und das Jahr hinter mir zu lassen. Das Positive ist, dass ich trotz der schweren Saison glücklich sein kann.“

Das sagt MSM: Das Jahr von Sainz lässt sich in zwei Hälften unterteilen. Bis zur Sommerpause hatte der Pilot ein sehr starkes Auto, war aber selbst auf der Suche nach seiner Form und gleichzeitig kosteten ihn viele, teilweise auch selbstverschuldete, Ausfälle wertvolle Punkte. Daher konnte er nicht das maximal mögliche aus dem Boliden herausholen. Nach der Sommerpause gelang ihm eine Trendwende. Sainz kam besser in Tritt, allerdings geriet Ferrari gegen Red Bull performance-technisch mehr ins Hintertreffen, sodass sich dieser Leistungssprung nicht in den Ergebnissen widerspiegelte. Unterm Strich war es dennoch eine enttäuschende Saison für den Spanier und trotzdem wurde etwas Hoffnung für 2023 geweckt, denn Sainz stellte einmal mehr unter Beweis, dass er an seinen Problemen arbeiten und sie lösen kann.