Betrachtet man rein die Ergebnisse der Saison 2022, würde man Lewis Hamilton wohl seine schlechteste Formel-1-Saison attestieren. Der Brite beendete das F1-Jahr ohne Sieg, ohne Pole und mit Platz sechs in der Fahrer-Wertung. Dreimal ein Novum für den Co-Rekordchampion. Kritiker fragten sich deshalb rasch: War es das also mit dem Traum vom achten Formel-1-Weltmeistertitel? Abwarten, denn auf einem schlechten Niveau performte der Brite in einer schwierigen Saison für das erfolgsverwöhnte Serienweltmeister-Team aus Brackley keineswegs.

Lewis Hamiltons Qualifying-Statistiken 2022

Qualifying2022
Poles0
Ø Ergebnis6,4
Ø Vorsprung auf Teamkollegen- 0,132
Siege im Quali-Duell13

Lewis Hamilton im Qualifying:
Dass die Saison 2022 von Lewis Hamilton nicht so schlecht ist, wie von vielen wahrgenommen, zeigt schon die Qualifying-Statistik. Der Co-Rekordweltmeister konnte seinen Teamkollegen und Landsmann George Russell 13-mal schlagen und hatte durchschnittlich über eine Zehntelsekunde Vorsprung. Damit schlägt er Russell im Vergleich in beiden Kategorien. Sein durchschnittliches Ergebnis fällt mit 6,4 hingegen eher mager aus. Das ist in Teilen aber auch dem, vor allem im Qualifying, schwächelnden Mercedes W13 zuzuschreiben, der auf eine Runde weit hinter der Konkurrenz von Ferrari und Red Bull zurücklag. Die zartbittere Schokoladen-Seite des W13 zeigte sich hingegen - gerade zu Saisonbeginn - oftmals erst unter Rennbedingungen am Sonntag.

Lewis Hamiltons Renn-Statistiken 2022

Rennen2022
Siege0
Podien9
Punkte240
WM-Platz6
Ø Zielankunft4,8
Beste Zielankunft2
Ausfälle2

Lewis Hamilton im Rennen:
Die Rennen liefen für Hamilton oft besser als das Qualifying, denn der W13 funktionierte über die Renndistanz oft besser als auf einer Runde. Der Silberpfeil war gerade im Vergleich zu Ferrari ein Reifenflüsterer. Durchschnittlich kam Hamilton so auf Position 4,8 ins Ziel. Besser als im Qualifying, aber für die Ansprüche eines siebenmaligen Champions nicht genug. Neun Podien konnte der Brite insgesamt sammeln, eins mehr als Russell.

Der Mercedes-Neuzugang kann dafür nach Saisonende einen Sieg und eine Pole aufweisen - beides fehlt in Hamiltons Saisonbilanz. Zum ersten Mal in seiner Karriere. Für Hamilton sollte es dieses Jahr einfach nicht sein. Ob ein beschädigtes DRS in Ungarn, eine schlechte Strategie in Zandvoort oder eine Kollision mit Erzrivale Verstappen in Brasilien - irgendetwas schien ausgerechnet in den Rennen schiefzulaufen, in denen der Mercedes bessere Chancen hatte oder die Konkurrenz patzte. Dem Briten war dennoch kein Platz ganz oben vergönnt. Durch einen technischen Defekt in Abu Dhabi verlor Hamilton sogar noch den fünften Platz in der Fahrer-Wertung. Zumindest die Zuverlässigkeit sprach für das Duo aus W13 und Hamilton, die nur zwei Ausfälle zu verbuchen hatten, einzig der in Abu Dhabi war technischer Natur.

Lewis Hamiltons Entwicklung:
Kann ein 37-jähriger, obendrein siebenfacher Weltmeister, wirklich noch eine große Entwicklung hinlegen? Die Ergebnisse der ersten Saisonrennen sahen auf dem Papier schwach aus. Hamilton hatte mehrfach Pech mit dem Safety Car, kämpfte mit dem massiven Porpoising des Autos oder war einfach langsamer als sein Teamkollege George Russell, dem er sich mehrfach geschlagen geben musste. Mercedes und Hamilton begründeten die Ergebnisse vor allem mit Experimenten am W13, die der Teamleader durchführte. Anhand der Entwicklung von Hamiltons Pace scheint das plausibel. Sobald das Team der ersten Ladung an Problemen langsam auf die Schliche kam, ging es ab Barcelona bergauf - umso mehr in der zweiten Saisonhälfte und nach dem großen Update in Austin.

Zum Saisonstart in Bahrain schien Hamilton klar die Oberhand im Teamduell zu haben, im weiteren Saisonverlauf fiel er jedoch im Vergleich zum Neuling ab. Die nächsten Rennen dominierte Russell das Teamduell. Erst in Kanada schien sich Hamilton wieder zu fangen und bestimmte von da an in großen Teilen das teaminterne Duell.

Lewis Hamiltons Formel-1-Saison 2022 in Noten

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,46 (6.)
Redaktionsnote2,15 (5.)
Lesernote2,56 (6.)
......
Bestes RennenJapan (1,34 - 2.)
Schlechtestes RennenUSA (4,44 - 18.)

Das sagt Lewis Hamilton:
"Ich bin sehr glücklich, dass es endlich vorbei ist. Ich habe bis zum letzten Rennen daran geglaubt, dass es die Chance gibt, ein Rennen zu gewinnen. Das letzte Rennen war im Prinzip wie eine Zusammenfassung der gesamten Saison. 2011 war das schlimmste Jahr meiner Karriere. Dieses Jahr war sicherlich nicht das Beste, es gehört eher zu den 3 schlechtesten."

Das sagt MSM:
Lewis Hamilton erlebte eine seiner schlechtesten Saisons in seiner Formel-1-Karriere. Wenn jedoch eine Saison mit 240 Punkten und 9 Podestplätzen als eine der schlechtesten gilt, dann spricht das für die Klasse des Fahrers und seiner bisherigen Leistungen - erst recht, wenn man bedenkt, dass 2022 bereits Hamiltons 16. Saison in der Königsklasse des Motorsports darstellte.

Dennoch ist klar: Mercedes und Hamilton müssen sich beide gleichermaßen steigern. Das Team aus Brackley muss ein Auto hinstellen, dass den Ansprüchen eines siebenfachen Weltmeisters würdig ist und Hamilton muss selbst wieder zu alter Konstanz und Stärke zurückfinden. Nur dann können Hamilton und Mercedes die Erzrivalen Verstappen und Red Bull wieder angreifen.